Das erste halbe Jahr für Dich bei BMW ist nun vorbei, wie ist es in Deinen Worten gelaufen?
Davide Tardozzi: Schön. Denn zuerst einmal ist das hier eine Familie und es gibt keine Bosse oder wie auch immer das nennen will. Denn hier arbeitet jeder zusammen mit seinem Teamkollegen, um ein richtig gutes Resultat zu holen. Und ich denke, seitdem ich zum ersten Test in Portimao in das Team gekommen bin, bis jetzt, da denke ich, dass die Resultate für uns sprechen. Wir wachsen Schritt für Schritt, kleiner Schritt für kleiner Schritt und wir sind ziemlich glücklich.

Troy Corser ist das Aushängeschild von BMW., Foto: BMW Motorrad
Troy Corser ist das Aushängeschild von BMW., Foto: BMW Motorrad

Was das Arbeiten als solches angeht - natürlich ist es eine internationale Truppe - aber was reinweg die Arbeitsmoral angeht: Ist das Team eher italienisch, deutsch, englisch…
Davide Tardozzi: Nein, es ist ganz klar mehr deutsch. Aber ich denke, dass die Erfahrung von den Italienern, Engländern, Australiern und so weiter hilft. Wer das versteht, der ist clever, denn du kannst immer etwas vom anderen lernen. Und nach Jahren über Jahren an Erfahrungen aus meinem vorangegangenem Job habe ich auch nicht gedacht, dass ich so erfahren bin und hier her komme und nichts mehr lerne. Es gibt immer Neues zu lernen.

Sprechen wir über die Resultate. Bei BMW geht es vorwärts, Polepositions, Podeste, sicher ist auch der erste Sieg nicht mehr weit. Aber auf der anderen Seite scheint es in dem Team, wo du her kamst, Probleme zu geben. Welches Gefühl ruft das in Dir vor?
Davide Tardozzi: Ein schlechtes Gefühl, denn ich habe sehr viele Freunde da drüben. Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, was die Gründe dafür sind, denn ich konzentriere mich voll auf BMW. Aber ganz nebenbei: Sie haben dieses Jahr auch schon zwei Siege und sie sind nicht so schlecht. Aber es tut mir trotzdem Leid, denn ich habe viele Freunde da drüben und ich wünsche ihnen alles gute - hinter uns natürlich!

Toseland zu BMW ist ein unbegründetes Gerücht., Foto: Börner
Toseland zu BMW ist ein unbegründetes Gerücht., Foto: Börner

Lass uns über 2011 sprechen. Gibt es schon irgendwelche Entscheidungen?
Davide Tardozzi: Nein, noch keine Entscheidungen. Wir warten noch ein paar Wochen ab, denn wir würden gern eine klare Situation mit einem konkurrenzfähigen Motorrad in den Händen unserer Fahrer haben. Leider kann Troy dieses Wochenende nicht fahren, aber Ruben ist gut unterwegs und ich hoffe, dass er nun erstmals sein volles Potenzial zeigen kann.

Also sind James Toseland und Marco Melandri einfach nur Gerüchte?
Davide Tardozzi: Das sind Gerüchte, denn jeder ruft jetzt bei uns an, seitdem sie sehen, dass das Motorrad gut geht. Wir bekommen sehr viele Anrufe von vielen Fahrern. Ich schätze Mal, dass viele ihren Namen neben das Motorrad von BMW platzieren wollen, denn die BMW ist jetzt das Motorrad der Zukunft.

Die BMW geht ja wirklich hervorragend, ihr kommt näher an die Weltspitze, in der IDM gab es erst kürzlich einen Doppelsieg und auch in anderen nationalen Meisterschaften sind die BMWs gut unterwegs. Würdest du selbst eine auf der Straße fahren?
Davide Tardozzi: Nein nein, denn seitdem ich aufgehört habe, Rennen zu fahren, fahre ich auch keine Motorräder mehr. Aber ich denke, dass wenn man sich die nationalen Meisterschaften, die Superstock hier, die IDM, anschaut, dann beweist das, dass BMW einen guten Job macht. Wo immer man schaut, sieht man BMW an der Spitze. Noch nicht in der Superbike WM, aber ich denke, dass das hier ganz klar schwieriger ist und wir wachsen und haben ein paar Podien, eine Poleposition. Und, die Finger gekreuzt, vor Ende des Jahres vielleicht noch den ersten Sieg. Man muss sich auch immer daran erinnern, dass BMW mit einem weißen Blatt Papier angefangen hat, von Null und man hat einen immensen Aufwand im Gebiet der Elektronik betrieben. Denn heute ist Rennsport nicht das Chassis oder der Motor, es ist die Elektronik. Und ohne Daten über die Elektronik ist das ein immenser Aufwand. Und jetzt haben wir aber etwas an Daten und damit kommen wir vorwärts.

Traktion ist eine Frage der Sicherheit, doch kann sie langsamer machen., Foto: Börner
Traktion ist eine Frage der Sicherheit, doch kann sie langsamer machen., Foto: Börner

Oft wird gefragt, wie es mit all den Elektroniken, der Traktionskontrolle und so weiter, heute noch Highsider passieren können…
Davide Tardozzi: Äh… (lacht). Man kann die Traktion so einstellen, wie man das möchte, dass sie dir mehr erlaubt. Traktion ist natürlich ein Sicherheitsaspekt, aber am Ende kannst du damit nicht schneller fahren, denn sie schneidet ab und macht dich langsamer. Es ist ein elektronisches Problem, welches dein Talent limitiert, auf eine Art. Hast du mehr Talent, die Leistung zu kontrollieren, mit weniger Traktion, dann bist du schneller. Traktion hilft bis zu einem gewissen Punkt, aber dann macht es dich langsamer, da es die Leistung abschneidet. Das ist ein Punkt, wie es der Fahrer will. Es kommt darauf an, wie sicher der Fahrer sein will. Wenn ein Fahrer ein paar Risiken eingehen und versuchen will, schnell zu sein, dann ist er mit Sicherheit nahe an einem Highsider dran.

Letzte Frage: Irgendwelche Voraussagen für den ersten Sieg?
Davide Tardozzi: Ich will da keine machen. Ich würde nur sagen, dass das bald passiert…