Sie erfreut sich heute einer größeren Beliebtheit als je zuvor, weltweit verfolgen die Fans das Renngeschehen: die Super GT. Doch was zeichnet diese Serie aus, worin bestehen die Besonderheiten?

Das Konzept der Super GT ist für Europäer zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig: Im Gegensatz zur Langstrecken-WM oder diversen GT-Serien treten in den beiden unterschiedlichen Klassen auch tatsächlich grundlegend unterschiedliche Fahrzeuge an. Bereits die Namen der Klassen verraten ihre Auslegung: GT500 steht für Fahrzeuge mit 500 PS, GT300 für Rennwagen mit deren 300. Doch die Unterschiede sind weit größer als die Differenzen in der Leistung. Während die Fahrzeuge der größeren Klasse rein für die Super GT entwickelt wurden, sind jene in der GT300 großteils auch in anderen Rennklassen im Einsatz. Zusätzlich unterscheiden sich die Fahrzeuge durch die verwendeten Materialien und Bremsen.

Während in der GT500-Kaztegorie vornehmlich die Konstruktionen von Nissan (GT-R), Honda (HSV-010 GT) und Lexus respektive Toyota (SC430) dominieren, herrschen in der kleinen Sektion private Teams vor, bei denen oft unbekannte Amateurpiloten zum Einsatz kommen. Auch Fernsehmoderatoren, Popstars und Schauspieler sind unter den Startern zu finden. In den letzten Jahren wurde diese Klasse auch für Fahrzeuge nach GT3-Reglement geöffnet, sodass dort heute unter anderem Porsche 911, BMW Z4, Audi R8, McLaren 12C und Mercedes SLS zum Einsatz kommen. Neben diesen gehen jedoch auch japanische Eigenkonstruktionen, Hybridfahrzeuge und Werksfahrzeuge an den Start, die Starterfelder sind stets bunt gemischt.

Die Kooperation zwischen Super GT und DTM

Leider jedoch hat sich die Balance of Performance (BoP) in letzter Zeit als ungleich erwiesen: Die GT3-Fahrzeuge dominieren, obwohl jedes siegreiche Fahrzeug für das jeweils folgende Rennen mit Zusatzgewichten "belohnt" wird. In der Vergangenheit kamen auch in der größeren Klasse europäische Sportwagen zum Einsatz; bis auf den McLaren F1 GTR waren diese jedoch allesamt nicht siegfähig.

Die Präsentation der neuen Autos, Foto: Nissan
Die Präsentation der neuen Autos, Foto: Nissan

Nachdem das Reglement in der Vergangenheit außergewöhnlich viele Freiräume für Motorenwechsel, Turboaufladungen und Einbauart des Triebwerks gelassen hatte, einigte man sich 2010 auf ein V8-Triebwerk mit 3,4 Litern Hubraum. Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund einer Partnerschaft mit der DTM geschlossen, die 2012 in Tokio besiegelt wurde und ab der Saison 2014 geltend sein wird. Ab diesem Zeitpunkt sollen dann DTM-Boliden auch in der Super GT und Super-GT-Boliden in der DTM zugelassen sein. Bis es so weit ist, müssen jedoch noch ein paar kleine Anpassungen vorgenommen werden. Aktuell zählen bereits Teile der Asian Le Mans Series zur GT300-Klasse der Super GT.

Obwohl die Serie von den Veranstaltern als schnellste GT-Serie der Welt propagiert wird, stimmt diese Aussage nicht wirklich. Ähnlich der DTM kommen auch in der GT500 inzwischen Prototypen zum Einsatz, die mit der Silhouette der Straßenwagen versehen sind. Diese Vorgehensweise dient wie in der DTM einem höheren Wiedererkennungswert der Fahrzeuge und der dadurch erzielten Werbewirksamkeit. Im Gegensatz zur DTM mit ihren Mittelklassefahrzeugen werden dazu jedoch in der Super GT die Silhouetten von Sportwagen herangezogen. Die meisten Hersteller verwenden für ihre Rennwagen auch reine Rennmotoren, die der Formula Nippon entstammen und inzwischen sogar im LMP1-Renner von Rebellion zum Einsatz kommen.

Ralf Schumacher und Co: Gäste in Fernost

Nicht erst seit der Öffnung für westliche Fahrzeugkonzepte ist die Super GT auch für europäische Rennfahrer eine echte Alternative zu den traditionellen Serien. Zu den bekannten Namen, die in den letzten 20 Jahren in Japan starteten, zählten neben den späteren Formel-1-Fahrern Pedro de la Rosa und Ralf Schumacher auch Michael Krumm, David Brabham, John Nielsen und Érik Comas. Aktuelle Beispiele für dieses Phänomen sind André Lotterer und Benoît Tréluyer. 2011 konnten die beiden im Audi R18 erstmals den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans verbuchen. Dieser Erfolg macht das Niveau der Serie deutlich, hatten beide doch zuvor bereits jeweils mindestens einmal die GT500-Klasse der Super GT für sich entscheiden können. Zwar musste Lotterer sein Super-GT-Engagement zugunsten der WEC einstellen, doch ist er nach wie vor als Toyota-Werkspilot in der ebenfalls sehr hoch eingeschätzten Formula Nippon unterwegs.

Ralf Schumacher nach einem Sieg in Japan, Foto: Sutton
Ralf Schumacher nach einem Sieg in Japan, Foto: Sutton

Der größte Unterschied zwischen der Super GT und der DTM ist wohl die Art der Rennen. Während in der DTM heute nur noch Sprints ausgetragen werden, sind die Läufe in der Super GT nach wie vor Langstreckenrennen. Sie erstrecken sich über Distanzen von 300 bis zu 1.000 Kilometer. Somit liefert die Meisterschaft noch mehr echten Sport. Bei stundenlangen Rennen sind Reifenwechsel und Tankstopps, im Gegensatz zur DTM, tatsächlich notwendig. Aus diesem Grund starten die Fahrer auch in Teams zu je zwei Personen. Die Veranstalter haben in letzter Zeit auch Absichten geäußert, in der Garage-56-Wertung in Le Mans an den Start gehen zu wollen.

Gefahren wird in der laufenden Saison vornehmlich auf bekannten Strecken in Japan. Neben Okayama, Murata und Motegi sind auch Suzuka und Oyama am Fuji mehrmals Austragungsort. Die einzigen Gastspiele in anderen Ländern finden 2013 in Malaysia und Korea statt.