Im Rahmen des WEC-Prologs auf der französischen Rennstrecke Paul Ricard absolvierten die beiden Le Mans-Prototypen anschließend 4.188 Testkilometer und trafen dabei erstmals auf ihre Mitbewerber. Bei der Vorstellung des neuen Prototyps hatte Porsche die Einschreibung des 919 Hybrid in die höchstmögliche und anspruchsvollste Energierückgewinnungsklasse (8 Megajoule) bekanntgegeben - bislang als einziger Hersteller in der WEC. Außerdem wurde ein Dreifarbenkonzept für Le Mans gezeigt. Dort gehen die Porsche 919 Hybrid in den Farben Weiß, Rot und Schwarz ins Rennen. Bei allen anderen sieben WM-Läufen starten die Prototypen in Weiß.

Beim zweitägigen Prolog, der sich in der WEC als gemeinsamer Test und Fan-Attraktion zum Saisonauftakt etabliert hat, fuhren die angestammten Werksfahrer-Trios Timo Bernhard, Brendon Hartley, Mark Webber sowie Romain Dumas, Neel Jani, Marc Lieb. In allen Trainingseinheiten lag ein Porsche 919 Hybrid vorn. Die insgesamt schnellste Rundenzeit des Prologs fuhr Neel Jani am Freitagabend in 1.37,220 Minuten.

Bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen erschwerte lediglich am Freitag starker Wind die Testarbeit. Fritz Enzinger, Leiter LMP1, bilanzierte nach dem ersten Aufeinandertreffen des WEC-Feldes: "Wir haben ganz sicher ein schnelles Auto und sind gut aufgestellt. Aber wir verlassen Paul Ricard auch beeindruckt davon, welche Rundenzeiten die Konkurrenz über längere Distanzen gezeigt hat."

Teamchef Andreas Seidl sagte: "Die Fortschritte gegenüber 2014 sind bei allen LMP1-Fahrzeugen groß. Das war bei einem so neuen und so offenen Reglement von Jahr eins auf Jahr zwei zu erwarten. Für uns war es wichtig, vor dem ersten Rennen noch einmal alle Abläufe mit zwei Autos und allen Fahrern einzuüben und zu überprüfen. Alle Fahrer sind viel gefahren und hatten auch Gelegenheit, sich wieder an die Verkehrssituation bei Tag und bei Nacht zu gewöhnen. Trotz des heftigen Windes am ersten Tag konnten wir fast unser gesamtes Testprogramm abarbeiten. Dazu gehörte eine Qualifyingsimulation am ersten Tag, am zweiten Tag haben wir uns auf längere Distanzen konzentriert."

Fahrer Startnummer 17

Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): Es war gut, beim Prolog die Konkurrenz zu sehen. Wir konnten einen Trend erkennen, wo wir noch nachlegen müssen. Ich denke, die Strecke in Silverstone wird anderen besser liegen als uns. Die unterschiedlichen Konzepte in der WEC haben alle ihren eigenen Charakter, und trotzdem ist der Wettkampf richtig spannend. 2014 war Silverstone unser Renndebüt und der Auftakt zum Lehrjahr. Jetzt habe ich eine WM-Topplatzierung im Visier.

Brendon Hartley (25, Neuseeland): Wir haben uns in allen Bereichen verbessert, aber die Konkurrenz hat sich auch gesteigert. Das wird sehr eng in Silverstone. Ich liebe es, dort Rennen zu fahren. 2014 war dort mein erster Einsatz als Porsche-Werksfahrer, und wir haben direkt einen Podestplatz geholt. Copse Corner ist eine schnelle Mutkurve, und die anschließende Passage mit Maggotts und Becketts ist auch klasse. Wir können es nicht mehr abwarten, wieder Rennen zu fahren. Seit dem Sieg beim Finale in Brasilien zählt das Team die Tage.

Mark Webber (38, Australien): Schön, hier in Paul Ricard das ganze Fahrerlager wieder zu sehen. Nach dem Wind am ersten Tag waren die Bedingungen am zweiten Tag perfekt. Der Fokus lag auf längeren Distanzen, da müssen wir noch besser werden. Alle arbeiten sehr hart, um das gesamte Potenzial des Porsche 919 Hybrid zu erschließen. Die Mannschaft ist klasse. 2015 liegt die Messlatte in der WEC insgesamt höher. Silverstone verlangt viele schnelle Richtungswechsel und hat schnelle Kurvenkombinationen. Das wird eine Herausforderung. Silverstone steht für puren Rennsport und großartige Fans.

Fahrer Startnummer 18

Romain Dumas (37, Frankreich): Wir haben ein sehr schnelles Auto und beim Prolog gesehen, dass die Konkurrenz auch zugelegt hat. Es wird richtig spannend beim ersten Rennen. Unser neuer 919 ist besser zu fahren, das Team ist eingespielt. Jetzt freue ich mich auf den Saisonauftakt in England. Das einzige, was mich an Silverstone stört: Dort scheint so selten die Sonne. Oft spielt Regen eine entscheidende Rolle, so wie 2014, als abgebrochen wurde.

Neel Jani (31, Schweiz): Die Entwicklungs- und Testarbeit war sehr gut, aber sie ist auch niemals abgeschlossen. Seit dem Prolog wissen wir, dass es in Silverstone eng zugehen wird. Da ein Teil meiner Familie in Großbritannien lebt, ist dieser Lauf für mich eine Art Heimrennen. Die Strecke ist auch mit dem neuen Teil noch relativ schnell und einfach ein Klassiker. In den vergangenen Jahren kamen immer mehr Zuschauer. Die Engländer wissen guten Motorsport zu schätzen.

Marc Lieb (34, Ludwigsburg): Es war ein guter Prolog für uns. Zum ersten Mal kamen wieder zwei Autos zum Einsatz, und jede Fahrzeugcrew hat gearbeitet wie im Rennen. Wir haben viel gelernt und weiteres Verbesserungspotenzial gefunden. Die echten Kräfteverhältnisse werden wir erst in Silverstone sehen. 2014 verlief der Saisonauftakt für unser Auto mit einem frühen Ausfall enttäuschend. Wir haben also noch eine Rechnung offen.