Die große Frage am zweiten Tag der Rallye Spanien war, wer als Erster auf die Schotterprüfungen am Sonntag gehen wird. Der Führende nach der vorletzten Prüfung des Tages - die letzte ist lediglich eine Zuschauerprüfung in Salou mit etwas mehr als zwei Kilometern Länge - muss am Sonntag als Erster auf die Schotterpisten und damit den Straßenfeger spielen. Diese unliebsame Rolle ist VW-Pilot Jari-Matti Latvala zugefallen, der nun hofft, dass ihm das Wetter zu Hilfe kommt.

Hinter dem Finnen wird Lokalmatador Dani Sordo an den Start gehen. Latvala und Sordo sorgten zum Mittagsservice für die nicht allzu häufige Situation, dass nach sechs Prüfungen zwei Fahrer exakt gleichauf lagen. Letzten Endes ließ sich Sordo am Nachmittag jedoch zurückfallen, um nicht als Erster starten zu müssen. "Ich habe am Ende etwas Zeit verloren, damit ich in einer besseren Position bin. Ich kann morgen nur versuchen, mein Bestes zu geben. Die Taktikspielchen begannen gestern und sie sind gut gelaufen, ich bin zufrieden", meinte er nach der entscheidenden Prüfung, Colldejou II. "Kann ich gewinnen? Ich hoffe es. Ich werde mein Bestes tun."

Durch den Reifenschaden liegt Ogier nun 46,5 Sekunden zurück., Foto: Twitter
Durch den Reifenschaden liegt Ogier nun 46,5 Sekunden zurück., Foto: Twitter

Mit 29,3 Sekunden Rückstand auf die Spitze beendete Thierry Neuville einen Tag mit Höhen und Tiefen. Nachdem er am Vormittag rätselte, wo die Pace geblieben war, herrschte am Nachmittag wieder eitel Sonnenschein. Der Belgier gewann die Power Stage und sicherte sich damit drei Zusatzpunkte, die ihm dabei helfen, Platz drei in der Meisterschaft gegen Latvala abzusichern, der hinter Sebastien Ogier Dritter wurde und einen Zähler holte. "Im Vergleich zu heute Morgen ist das Gefühl im Auto vollkommen anders. Das Setup ist richtig, ich habe das Vertrauen, dass das Auto einbiegen wird und ich kann normal fahren", berichtete Neuville.

Reifenschaden als Teil einer Strategie?

Auf Platz vier fand sich der nach Tag eins Führende Ogier wieder, nachdem ihn auf der sechsten Prüfung ein Reifenschaden ereilt hatte. "Es ist einfach Teil der Strategie, ich will am Sonntag nicht als Erster auf die Piste", nahm er den Zwischenfall mit Humor. "In Wirklichkeit ist es einfach ein Reifenschaden. Es passierte, als wir etwas getroffen haben, als wir eine Kurve schnitten. Es muss etwas im Gras gewesen sein. Wir hatten es jedenfalls nicht in unserem Aufschrieb." Der noch unbekannte Gegenstand verursachte einen Schaden an der Felge, der wiederum den Reifen zerstörte.

Platz fünf gehörte am Ende des Tages Mikko Hirvonen, der auf ein weicheres Setup setzte und sich damit wohl ein Eigentor schoss. Der Finne hatte mit starkem Reifenverschleiß zu kämpfen und büßte auf die Spitze bereits 57,8 Sekunden ein. Nur eine Zehntel hinter ihm reihte sich Evgeny Novikov ein. Der Abstand zu Mads Östberg, der nicht nur mit einer falschen Getriebeübersetzung, sondern auch mit einem suboptimalen Setup kämpfte, beträgt bereits mehr als eineinhalb Minuten. Im Mittagsservice ließ der Norweger das Auto höherlegen und die vordere Aufhängung steifer einstellen, um das Untersteuern in den Griff zu bekommen.

Platz acht belegt Martin Prokop vor WRC-Debütant Hayden Paddon. Robert Kubica, der Führende in der WRC2, komplettiert die Top-10. Der Pole dominierte einmal mehr das Feld und hat vier Minuten Vorsprung auf den ersten Verfolger, den Deutschen Sepp Wiegand. Elfyn Evans musste seinen Boliden auf der letzten Prüfung abstellen und verlor damit Platz zwei an Wiegand. Definitiv die Segel streichen musste VW-Pilot Andreas Mikkelsen, der auf der vierten Prüfung einen Aufhängungsbruch zu verzeichnen hatte. "Wir näherten uns einer langsamen Linkskurve, als das Heck des Autos zu rutschen begann. Das Rad rutschte in einen Graben und traf einen Stein", berichtete der Norweger. Er wird am Sonntag unter Rally2-Regeln erneut starten.

Die Mechaniker haben nun alle Hände voll zu tun, die Boliden von Asphalt- auf Schotterspezifikation umzurüsten. Morgen warten auf die Piloten je zwei Durchfahrten der Prüfungen Gandesa, Pesells und Terra Alta, wobei letztere eine besondere Herausforderung darstellt, da sie keine reine Schotterprüfung ist, sondern auch Asphaltabschnitte enthält.

Die Top-10 nach Tag 2

1. J. Latvala (Volkswagen) 2:06:08.9
2. D. Sordo (Citroen) 2:06:10.5 +1.6
3. T. Neuville (Ford) 2:06:38.2 +29.3
4. S. Ogier (Volkswagen) 2:06:55.4 +46.5
5. M. Hirvonen (Citroen) 2:07:06.7 +57.8
6. E. Novikov (Ford) 2:07:06.8 +57.9
7. M. Östberg (Ford) 2:08:37.3 +2:28.4
8. M. Prokop (Ford) 2:09:15.6 +3:06.7
9. H. Paddon (Ford) 2:09:17.5 +3:08.6
10. R. Kubica (Citroen, WRC2) 2:10:16.5 +4:07.6