Bekannte Umgebung, neues Arbeitsgerät - so lässt sich mein erstes Rennwochenende im Porsche Carrera Cup zusammenfassen. Natürlich habe ich in den Jahren als DTM-Pilot einiges vom Carrera Cup mitbekommen, aber wenn man einmal im Auto gesessen hat, bemerkt man erst, dass die Unterschiede zwischen einem DTM-Auto und einem Cup-Porsche schon ziemlich groß sind.

Das fängt bei der Ideallinie an, die sich zwischen den beiden Autos merklich unterscheidet. Entsprechend kannte ich zwar den Hockenheimring, musste aber trotzdem erst einmal die richtige Linie herausfinden. Im Rennen hat das ganz gut geklappt und ich hatte eine passende Linie gefunden. Im Qualifying war das noch nicht der Fall. Aber es geht ja schon am kommenden Wochenende in Oschersleben weiter. Dort werde ich mich im Freien Training mal hinter einen erfahrenen Piloten klemmen, um mir anzuschauen, was er so macht, wie er die Kurven anfährt, welche Linie er wählt. Dann wird das im Qualifying schon klappen.

Insgesamt bin ich mit der Umstellung auf das ungewohnte Auto zufrieden. Sicherlich gibt's beim Porsche noch das eine oder andere Schräubchen, das man noch drehen muss, damit es richtig funktioniert. Aber warum sollte ich das auf Anhieb finden, wenn andere viel länger danach suchen müssen? Dazu braucht es Erfahrung, die ich mir noch aneignen muss. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass ich die gesamte Saison brauchen werde, um diese Erfahrungen zu sammeln und aufzuholen. Ich habe immer gesagt: ich möchte zwei, drei Rennen alles lernen, was nötig ist. Danach will ich vorne mitmischen.

Platz 10 im ersten Rennen ist ein guter Anfang. Darauf können wir aufbauen. Schließlich sind im Starterfeld einige Piloten unterwegs, die schon lange mit einem Porsche durch die Gegend fahren und entsprechend gut gerüstet sind. Mit Platz 10 kann ich somit zum Einstieg gut leben. Es sind schon andere Fahrer in den Carrera Cup eingestiegen, deren Ergebnisse weitaus weniger erfolgreich ausfielen.

Im Großen und Ganzen bin ich also zufrieden. Dabei muss ich jedoch betonen, dass meine Saisonvorbereitung sehr gut war. Mein Team tolimit Motorsport hat in den letzten Monaten tolle Arbeit geleistet, mich beim Umstieg unterstützt und mir den einen oder anderen Test ermöglicht.

Noch nicht richtig vorbereiten konnte ich mich auf das Qualifying - das war für mich Neuland. Deshalb habe ich mir die Qualifikation noch nicht perfekt eingeteilt. Ich habe ja zum ersten Mal selbst erlebt, wie alles abläuft. Leider hatte ich dieses Qualifyingformat und die nötigen Kniffe in den letzten Jahren nie so genau verfolgt - hatte mir nie genau angesehen, wie es abläuft, welche Taktiken angewendet werden, wie die Fahrer an die Sessions und die Einteilung der Runden herangegangen sind.

Letztlich gehört auch das zum Wochenende und zum Lernprozess dazu. Beim ersten Mal bin ich ein bisschen zu viele Runden gefahren, deshalb fiel ich von Platz 8 immer weiter zurück, weil die anderen nachlegten, während bei mir die Reifen am Ende waren. Meine Lehre daraus: es ist sehr wichtig, in den gleichen Runden mit frischen Reifen draußen zu sein wie die anderen. Das war bei mir in Hockenheim leider noch nicht der Fall. Im zweiten Qualifyingabschnitt hatte ich auch keine neuen Reifen mehr, so dass ich mit gebrauchten Reifen fahren musste.

Umso erfreulicher lief es im Rennen. Im ersten Renndrittel konnte ich die Pace der anderen mitgehen, im zweiten Drittel nicht, aber im letzten Drittel ging es wieder einwandfrei und ich war genauso schnell wie die anderen - das stimmt mich zuversichtlich für Oschersleben.

Die Zweikämpfe im Rennen waren sehr interessant und es war spannend zu sehen, wie sich die anderen Fahrer im Duell verhielten. Alle mit denen ich gekämpft habe, waren fair und ich erwarte eine tolle Saison, die noch viel Spaß machen wird. Denn das ist ein Grund, warum ich hier bin: wenn der Spaßfaktor nicht da wäre, würde ich es nicht machen.