'Unser Setup hat heute nicht gestimmt' ist einer dieser Sätze, den jeder Rennfahrer in seinem Leben schon einmal benutzt hat, aber bei weitem nicht jeder Fan kann sich etwas darunter vorstellen. Klar, die meisten wissen ungefähr, dass das Setup irgendwie mit den Einstellungen des Autos zu tun hat, aber was genau eingestellt wird, wissen nicht viele. Deswegen möchte ich euch heute erklären, wie wir im Porsche Carrera Cup an unserem Setup arbeiten.

Die drei wichtigsten Schrauben, an denen wir drehen, wenn wir unser Setup verändern, sind der Heckflügel, der Radsturz und die Stabilisatoren, kurz: Stabis. Der Flügel an einem Rennauto bewirkt dabei genau das Gegenteil von dem, was ein Flugzeugflügel bewirkt. Er sorgt nämlich dafür, dass das Auto nicht abhebt, er gibt Abtrieb. Je steiler der Flügel eingestellt ist, desto größer ist der Abtrieb, desto stabiler liegt das Auto auf der Straße. Allerdings geht das durch den höheren Luftwiderstand zu Lasten des Topspeeds auf der Geraden.

Der Radsturz bedeutet dagegen, dass die Räder nicht senkrecht auf der Fahrbahn rollen, sondern leicht nach innen geneigt sind. Dadurch kann man in den Kurven den Reifen besser ausnutzen, auf der anderen Seite heißt das für die Reifen aber auch, dass sie stärker belastet werden.

Pierre erklärt Ihnen in seiner Porsche-Technikreihe die Funktionsweise seines 911 GT3., Foto: Level 5
Pierre erklärt Ihnen in seiner Porsche-Technikreihe die Funktionsweise seines 911 GT3., Foto: Level 5

Die Stabilisatoren sind hingegen Federelemente am Fahrwerk, mit denen man das Fahrverhalten beeinflussen kann. Je weicher die Stabilisatoren eingestellt sind, desto mehr wird die Radlast auf das kurveninnere Rad verringert und auf der Außenseite erhöht. Das ist reifenschonend aber nicht unbedingt schnell. Außerdem kann man mit den Stabis auch Über- und Untersteuern korrigieren.

Soweit zu diesem kleinen Crashkurs in Sachen Fahrzeugtechnik, doch wie finden wir das optimale Setup für das Rennen? Schon bevor wir auf die Strecke kommen, stellen wir unser Auto anhand der Grunddaten des Kurses ein. Für den schnellen Norisring mit seinen langen Geraden bedeutet das erst einmal wenig Flügel für den Topspeed und weniger Sturz, um die Reifen zu schonen.

Dann kommt es auf das erste freie Training an. Am Norisring wird es zu Beginn noch recht rutschig sein, deswegen beschränken sich die meisten am Anfang darauf, die Bremsbeläge einzufahren. Wenn gegen Sessionende mehr Gummi auf der Strecke liegt, fährt man ein paar schnelle Zeiten. Und anhand dieser Zeiten wird dann die endgültige Abstimmung für das Qualifying vorgenommen. Man schaut, welches der beste Luftdruck für die Reifen ist, denn auch der weicht von Strecke zu Strecke ab, und eben wie man Sturz, Stabis und Flügel einstellt.

Das Setup für das Qualifying unterscheidet sich wiederum komplett vom Rennsetup. In der Quali fahren wir mit einer sehr aggressiven Einstellung. Das Auto wird dann "hart gemacht". Wir fahren mit so viel Sturz wie möglich. Und auch die Stabis werden so hart eingestellt, wie es nur geht. So kann der Reifen am besten greifen. Würde man dieses Setup auch im Rennen verwenden, würde man zwar für ein, zwei Runden schneller fahren als die anderen, danach würde der Reifen jedoch sehr schnell abbauen und die Rundenzeiten in den Keller gehen. Deswegen muss man im Rennen eine sanftere Einstellung finden, die zum einen schnelle Rundenzeiten erlaubt und zum anderen den Reifen schont.

Ihr seht schon, es ist nicht einfach ein gutes Setup zu finden. Dennoch bin ich für das Rennen am Norisring sehr zuversichtlich, denn ich habe ja ein gutes Team. Noch sind wir Elfter in der Gesamtwertung, dennoch müssen wir noch weiter nach vorne kommen. Und das werden wir mit dem richtigen Setup auch schaffen - schon an diesem Wochenende, da bin ich mir sicher. Wir sehen uns am Norisring.