Nicolas Armindo ist verwirrt. "Das meinst Du doch nicht ernst?", fragt er verwundert. "Doch, doch", besteht sein Gegenüber rigoros, aber auch mit einem unübersehbaren Grinsen, auf ein Autogramm des tolimit-Piloten. "Für STEFI", schreibt der Franzose zögerlich auf eine seiner Autogrammkarten, legt diese sorgfältig auf einem kleinen Tisch in der Teamhospitality ab und zieht sich, noch immer leicht verunsichert, ins Motorhome zurück. "Das mit dem Namen üben wir aber noch mal", sagt Steffi Halm lächelnd. "Ist aber irgendwie süß..."

Stef(f)i ist keine herkömmliche Autogrammsammlerin, wie sie im DTM-Fahrerlager allgegenwärtig sind. Sie hat gerade ihre Feuertaufe im Porsche Carrera Cup hinter sich gebracht. Nur wenige Minuten zuvor endete ihr erstes Rennen in einem 400 PS starken Porsche 911 GT3 auf Platz 22. Bei 40 Startern ein respektables Ergebnis, auch wenn die 22-Jährige sich mehr ausgerechnet hatte. Aber eine gesunde Portion Ehrgeiz und hohe Ansprüche gehören im Profirennsport dazu.

Begonnen hat Steffis Weg in den PS-Zirkus im Alter von 9 Jahren. Bekannte ihrer Eltern kauften deren Sohn (der heute im Seat Leon Supercopa fährt) ein Kart. "Wir haben früher viel mit ihnen unternommen und deshalb durfte ich auch damit fahren", erinnert sich Steffi an die Karteinlagen auf einem Schrottplatz. "Das war natürlich eine Riesengaudi."

2007 ist Steffi im Porsche Carrera Cup angelangt., Foto: Steffi Halm
2007 ist Steffi im Porsche Carrera Cup angelangt., Foto: Steffi Halm

Aus der Gaudi entstand bald das Verlangen nach mehr. "Bei uns in der Nähe gibt es einen Motorsportclub, es lag nahe, dort einzutreten und dann sind wir jeden Samstag und Sonntag mit den Karts umeinander gefahren." Im Jahr 2000 erfolgte der Umstieg vom Kart auf Formelboliden. Zunächst fuhr Steffi zwei Jahre in der Formel König, dann je eine Saison in der Formel Renault und der Formel VW. Mit dem Wechsel in den Tourenwagensport kamen die ersten Siege: 2004 gewann sie als erste Frau ein Rennen im Alfa 147 Cup, 2005 und 2006 triumphierte sie jeweils beim Mini Challenge-Rennen in Oschersleben. "Es hat mit einem blöden Zufall angefangen und ging immer weiter."

Dabei hätte es auch anders laufen können. Schließlich betont Steffi nicht ohne einen gewissen Stolz, dass ihre Heimat eine kleine Handballhochburg sei. Deshalb steht sie für den SG Nebringen-Reusten auch heute noch auf dem Hallenboden. "Ich habe mit 5 Jahren angefangen, Handball zu spielen", sagt sie. Also bereits ein paar Jahre vor ihrem ersten Kontakt mit einem Kart. Und lange vor dem Beginn ihrer Ausbildung zur Verwaltungswirtin, die sie mittlerweile erfolgreich abgeschlossen hat. Im Moment befindet sie sich in der Ausbildung zur Diplomverwaltungswirtin. "Ich bin jetzt im dritten von vier Ausbildungsjahren. Im nächsten Jahr schreibe ich meine Diplomarbeit und im Juli habe ich dann meine Staatsprüfung."

Schon zum Jahresbeginn bestand Steffi eine Aufnahmeprüfung der anderen Art, jene zur Speed Academy der Deutschen Post. "Wir haben einfach mal eine Bewerbungsmappe hingeschickt und uns gesagt: mehr als absagen können sie uns eh nicht", erinnert sie sich. Der Mut wurde belohnt. Nach einer Einladung zum Vorstellungsgespräch wurde Steffi als erste Dame in das Nachwuchsförderungsprogramm aufgenommen. Ihr Ziel ist die DTM. Sollte sich dieser Traum erfüllen, wird sie selbst ein bisschen öfter zu Stift und Autogrammkarte greifen müssen; vielleicht sogar für Nicolas Armindo - "von STEF(F)I".