Voller Selbstvertrauen, professionell in der Vorbereitung und kontrolliert auf der Strecke - so hat der Österreicher Philipp Eng vorzeitig den Titel im Porsche Carrera Cup Deutschland gewonnen. Und das zum zweiten Mal in Folge. Nach 13 von insgesamt 17 ausgetragenen Rennen liegt der 25-jährige Salzburger uneinholbar in Führung: Sieben Siege, zweimal Platz zwei und zweimal Platz drei lautet seine Podiumsbilanz. Eng ist der erste Fahrer in der 26-jährigen Geschichte des deutschen Porsche-Markenpokals, dem die Titelverteidigung im darauffolgenden Jahr gelingt.

Engs Motorsport-Geschichte gleicht einer Achterbahnfahrt. Hochs und Tiefs wechselten sich ab und begannen seinen Charakter so weit zu prägen, dass ihn mittlerweile nichts mehr so schnell aus der Ruhe bringen kann. Seine ehemals hibbelige Art hat er in den Griff bekommen und die Energie in positive Bahnen gelenkt. Eng ist ein Teamplayer, der den Austausch mit Teameigner Hans-Bernd Kamps, Teamchef Paul Schlotmann und Renn-Ingenieur René Eder sucht. Bei seinem Team Deutsche Post by Project 1 fühlt er sich verstanden und gut betreut.

Nach einer erfolgreichen Kart- und Formel-Karriere bekam Eng 2008 die Gelegenheit bei einem Test ein Formel-1-Auto zu pilotieren. Sponsoren wurden auf ihn aufmerksam, das angestrebte Ziel vom Formel-1-Cockpit schien plötzlich zum Greifen nah. Eine unterstützende Firmengruppe ging in die Insolvenz, Fürsprecher sprangen ab und der Traum zerplatzte. Eng entschied sich für eine Neuorientierung im GT-Sport. Die Verarbeitung des Tiefs dauerte seine Zeit. Erst als er vor zwei Jahren bei dem in Norddeutschland beheimateten Team Project 1 anheuerte, erfolgte der erneute Aufstieg.

Philipp Eng wirft nichts aus der Bahn, Foto: Porsche AG
Philipp Eng wirft nichts aus der Bahn, Foto: Porsche AG

Er kämpfte sich auf die Siegerstraße, indem er an seiner mentalen Stärke arbeitete. Seinen Ruf als überlegter, taktisch agierender Rennfahrer hat er sich erst in der vergangenen Saison erworben. Als er 2014 Meister im Porsche Carrera Cup Deutschland wurde, stärkte ihn das unglaublich. Titel können entscheidend für Rennfahrerkarrieren und das Selbstbewusstsein der Fahrer sein. In der Saison 2015 punktete er in jedem Rennen und wich Scharmützeln auf der Strecke aus. Im Regenrennen von Spielberg behielt er etwas zu lange die Konkurrenz im Blick, wechselte zu spät auf Regenreifen und fuhr von Platz 21 dennoch aufs Podium.

Wenn Eng nicht von Rennen zu Rennen reist, dann sitzt er im Elternhaus in Salzburg vor dem Simulator oder arbeitet als Fahrercoach für ambitionierte Sportwagenpiloten. "Motorsport ist das, was ich am liebsten mache und das, was ich mein Leben lang machen möchte. Ich träume von einem Vertrag als Werksfahrer", sagte Eng in einem Interview. Mit seinem zweiten Titel trug der Sympathieträger selbst einen weiteren Baustein zur Erfüllung seines Traumes bei.