Sie haben das Double geschafft, im gleichen Jahr Champion der beiden wichtigsten Porsche-Markenpokale zu werden. Wie fühlen Sie sich?
Rene Rast: Großartig! Beide Meistertitel in einem Jahr zu erringen, ist natürlich ein absolutes Highlight meiner Karriere. Ich war zwar schon Carrera-Cup-Champion in der Saison 2008 und zuletzt drei Mal in Folge Meister des Supercup - aber das äußerst schwierige Double gepackt zu haben, ist ein verdammt gutes Gefühl. Mehr kann man in den Porsche-Markenpokalen nicht erreichen.

Wenn man sich Ihren Hattrick im Supercup anschaut, liegt die Frage nahe: Ist es etwa schwieriger, im deutschen Markenpokal den Titel zu holen?
Rene Rast: Es ist nicht schwieriger. Der Hauptgrund ist, dass ich im Carrera Cup in den Jahren 2010 und 2011 keine komplette Saison fahren konnte, weil ich andere Verpflichtungen hatte oder später in die Saison gestartet bin. Nur 2007 und 2008 habe ich eine komplette Saison im Carrera Cup bestritten und hatte daher auch die echte Chance, um den Titel zu kämpfen.

Sie sind Ende April mit einem Sieg in Hockenheim in die aktuelle Saison gestartet, aber dann folgte eine sieglose Phase bis zur fünften Rennveranstaltung auf dem Nürnberger Norisring. Was war der Grund?
Rene Rast: In Hockenheim habe ich davon profitiert, dass mein Teamkollege Sean in Führung liegend wegen eines Reifenschadens ausgefallen ist. Sonst hätte ich auch dort nicht gewonnen. Wir hatten von Anfang an ein Problem mit meinem Auto, das wir erst in Nürnberg lösen konnten. Dort haben wir den richtigen Schritt gemacht und ab da ging die Erfolgskurve steil nach oben – gleich auf dem Norisring mit zwei Trainingsbestzeiten und zwei Siegen. Ab dem Moment war ich immer vorne mit dabei. Das heißt, meine Saison kann man eigentlich erst so richtig ab dem Norisring werten. Und ab da lief sie perfekt.

Was hat die Saison 2012 des Carrera Cup ausgezeichnet?
Rene Rast: Es gab ein sehr gutes, sehr starkes Starterfeld mit sechs siegfähigen Fahrern. Man musste immer kämpfen, weil die Rundenzeiten sehr dicht beieinander lagen. Meine Hauptkonkurrenten waren Nicki Thiim, Kévin Estre, Norbert Siedler und Jaap van Lagen. Aber letzten Endes lief es dann irgendwann auf Sean Edwards und mich hinaus, weil wir eben auch ein sehr gutes Team hatten.

Ihr Team Deutsche Post by tolimit hat der Saison 2012 mit bislang elf Siegen seinen Stempel aufgedrückt. Was hat die Crew so stark gemacht?
Rene Rast: Wir haben einen ausgezeichneten Ingenieur und sehr erfahrene Mechaniker. Es war eine tolle Kombination, in der alle Faktoren perfekt zueinander gepasst haben. Dazu zählten nicht zuletzt auch drei gute Fahrer. Neben Sean und mir war das auch Klaus Bachler, auch wenn der Porsche-Junior als Carrera-Cup-Neuling natürlich noch nicht so viel Erfahrung einbringen konnte. Aber Sean und ich fahren auf einem ähnlich hohen Niveau. Das treibt einen zusätzlich an. Wir haben immer unsere Daten verglichen und uns ausgetauscht. Damit haben wir letztlich auch viel voneinander gelernt.

Sean Edwards war nicht nur Ihr Teamkollege, sondern auch Ihr größter Titelrivale. Man hat Sie oft im Fahrerlager zusammen gesehen und den Eindruck bekommen, Sie hatten viel Spaß miteinander. War das Taktik, den Gegner nicht aus den Augen zu lassen?
Rene Rast: Nein, wir verstehen uns wirklich sehr gut. Wenn man in unterschiedlichen Teams fährt, ist die Konkurrenz sicher größer. Aber wenn man zu demselben Team gehört, hat man ganz automatisch sehr viel miteinander zu tun. Man übernachtet im selben Hotel, frühstückt miteinander, fährt zusammen zur Rennstrecke. Es klingt vielleicht überraschend, aber zwischen Sean und mir ist eine Freundschaft entstanden.