Auf zunächst regennasser, dann teils abtrocknender Strecke setzte sich ausgerechnet ein absoluter Nordschleifen-Neuling an die Spitze des 24-köpfigen Starterfeldes. Der Österreicher Philipp Eng vom Team MRS GT-Racing sicherte sich in seinem erst vierten Qualifying mit dem 450 PS starken Porsche 911 GT3 Cup auf der anspruchvollsten Rennstrecke der Welt die Pole-Position. Eng umrundete den 25,378 Kilometer langen Kurs, eine Kombination aus Grand-Prix-Kurs und legendärer Nordschleife, in 9:53,131 Minuten.

Mit dem Hauch von 0,294 Sekunden Rückstand fuhr Nicki Thiim (Hermes Attempto Racing) auf Rang zwei. Der Däne und Sieger des dritten Saisonlaufs auf dem Lausitzring wird allerdings wegen einer Kollision beim Sonntagsrennen in der Lausitz um fünf Startplätze nach hinten versetzt. Daher startet der zweimalige Saisonsieger Sean Edwards (Großbritannien, Team Deutsche Post by tolimit), der im Qualifying die drittschnellste Rundenzeit fuhr, als Zweiter in das Vier-Runden-Rennen.

Das einstündige Qualifying zum fünften Saisonlauf, der im Rahmen des 24-Stunden-Rennens Nürburgring ausgetragen wird, bot Spannung von der ersten bis zur letzten Minute und Abwechslung an der Spitze. Philipp Eng war zunächst Sechster, verbesserte sich aber von Runde zu Runde, bis er in den Schlussminuten ganz oben auf der Liste auftauchte – und sich dort hielt, obwohl auf diesem Platz ein Routinier erwartet worden war. Eng ist Carrera-Cup-Neuling und blickt lediglich auf einen Gaststart beim Finale 2011 zurück. Erst vor zwei Tagen absolvierte der 22-Jährige seinen Pflichtlehrgang auf der Nordschleife im Porsche 911 GT3 seines Teamchefs Karsten Molitor. Und im gestrigen freien Training war der Österreicher erstmals in einem Rennauto auf der diffizilen Strecke unterwegs.

Auch Namensvetter Philipp Frommenwiler zählt noch nicht zu den großen Namen des hart umkämpften Markenpokals. Der Schweizer von Attempto Racing kam 2011 in den Carrera Cup und schloss seine erste Saison als bester Neueinsteiger ab. Durch die Strafversetzung von Nicki Thiim startet der 22-Jährige morgen um 11.35 Uhr als Dritter ins Rennen. Vorjahressieger René Rast (Frankfurt, Team Deutsche Post by tolimit) gelang trotz eines Mauerkontakts die fünftbeste Rundenzeit im Qualifying, doch auch der zweimalige Supercup-Champion wird wegen der Lausitzring-Kollision um fünf Plätze zurückversetzt.

So wird Jaap van Lagen (Niederlange, FE Racing by Land-Motorsport) als Vierter in der Startaufstellung stehen. Für die dritte Startreihe qualifizierten sich Kévin Estre und Michael Ammermüller (Pocking, SWITCH IT Lechner Racing). Der Franzose vom Team Hermes Attempto Racing führt derzeit die Rookie-Wertung an, bringt aber ein Jahr Erfahrung aus dem internationalen Supercup mit. Diesen schloss er 2011 als Sieger der Neueinsteiger-Wertung ab. Auch der ehemalige Formel-1-Testfahrer Ammermüller ist neu im Carrera Cup. Der Bayer wird aber nicht als Rookie gewertet. Er ist bereits 26 Jahre alt.

Porsche-Junior Klaus Bachler schlug sich nach zuletzt schwierigem Lausitzring-Rennen gut auf dem rutschigen Terrain in der Eifel. Der 20-jährige Österreicher geht im gelben Porsche des Teams Deutsche Post by tolimit als Elfter in das Highlight-Rennen vor den Zuschauermassen rund um die Nordschleife. Der zweite Porsche-Junior, Michael Christensen (Dänemark, Konrad Motorsport), wurde nach seinem sensationellen dritten Startplatz in der Lausitz diesmal nur 16.

Die Stimmen zum Rennen

Philipp Eng (Startplatz eins): Ich bin selbst total überrascht und kann es noch gar nicht glauben. Ich habe ja auf der Nordschleife echt nur 15 Runden im Straßen-Elfer absolviert und gestern die allerersten Runden mit dem Cup-Auto. Mein Auto lag super. Und wahrscheinlich hatte ich auch ein bisschen Glück. Im Carrera Cup eine Pole-Position zu holen, ist schon eine Nummer. Aber wenn einem das auf der Nordschleife gelingt, dann ist das eine richtige Hausnummer.

Sean Edwards (Startplatz zwei): Das war ein verrücktes Qualifying. Am Anfang lief es noch ganz gut, aber später musste man pro Runde immer ein paar von den Clios überrunden, die zeitgleich trainiert haben. Ich habe keine einzige freie Runde erwischt, auf der nicht ein paar Mal Gelb geschwenkt wurde. Aber natürlich bin ich mit Startplatz zwei total zufrieden.

Philipp Frommenwiler (Startplatz drei): Mein Qualifying war gar nicht so schlecht. Wenn ich auf den geringen Abstand zur Bestzeit schaue, denke ich: Das hätte für mich auch die Pole-Position werden können. Trotzdem bin ich nicht unglücklich darüber, nicht als Führender zu starten. So kann ich den anderen erstmal hinterherfahren, das ist gar nicht übel.

Klaus Bachler (Porsche-Junior, Startplatz elf): Mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden. Es war für mich die erste Fahrt auf der nassen Nordschleife. Und es ist sehr schwer, denn die Strecke hat so viele verschiedene Asphaltbeläge, und in jeder Kurve findet man ein anderes Gripniveau vor. Ich habe mich Schritt für Schritt herangetastet. Die letzte Runde musste ich leider abbrechen, da die Strecke schon zu trocken war, um mit den Regenreifen eine schnelle Zeit zu fahren.

Michael Christensen (Startplatz 16): Puh, das war ein extrem hartes Qualifying, aber sicher eine wichtige Erfahrung. Ich kenne den Kurs ja nicht so gut. Meine neuen Reifen konnte ich am Schluss, als es trockener wurde, nicht richtig nutzen. Ich habe den Fehler gemacht, beim Anwärmen auf dem Grand-Prix-Kurs zu sehr zu pushen. Als ich dann auf die Nordschleife fuhr, waren die Regenreifen für die trockenen Passagen schon viel zu heiß.