Es war ein Rennkrimi um die Meisterschaft, wie er spannender nicht hätte sein können. Am Ende reichte Nick Tandy aber sein dritter Platz im Finale, um den imageträchtigen Titel im Porsche Carrera Cup Deutschland zu gewinnen. Es ist der größte Motorsporterfolg in der Karriere des 26-Jährigen Briten vom Team Konrad Motorsport. "Ich könnte nicht glücklicher sein", sagte ein sichtlich aufgewühlter neuer Champion. "Das ist ganz sicher das Beste, was mir bisher im Leben passiert ist."

Sein härtester Widersacher um die Meisterschaft, Landsmann Sean Edwards, krönte seine zweite Saison im schnellsten deutschen Markenpokal mit dem Sieg beim Abschlussrennen. Er sicherte sich so außerdem den Vizetitel und verhalf seinem Team Deutsche Post by tolimit zum Gewinn der Teammeisterschaft. Die erstmals ausgeschriebene Sonderwertung für Gaststarter gewann der Schweizer Raffi Bader (MRS Team PZ Aschaffenburg).

Sean Edwards konnte das Finale in Hockenheim gewinnen, Foto: Porsche
Sean Edwards konnte das Finale in Hockenheim gewinnen, Foto: Porsche

Von der Pole-Position gestartet, ließ der zunächst vorsichtig agierende Nick Tandy noch in der ersten Rennrunde den Rivalen Edwards und Förch-Racing-Pilot René Rast (Frankfurt) ziehen, schließlich hatte er zwölf Punkte Vorsprung auf seinen Verfolger Edwards in der Gesamtwertung. Während sich Edwards nach einigen Runden an der Spitze leicht absetzen konnte, hing Tandy mit dem 450 PS starken Porsche 911 GT3 Cup förmlich am Heck von Rasts Elfer. In der zehnten Runde zog der Brite an dem Deutschen vorbei und machte nun Jagd auf den führenden Edwards – was sichtlich an den Nerven seines Teamchefs Franz Konrad zehrte.

Tandy mit Problem am Schluss

Der Schrecken für die Konrad-Mannschaft setzte vier Runden vor Schluss ein: Tandy wurde langsamer, Rast fuhr wieder auf Rang zwei vor. Was war mit Tandy los? Von hinten kam bereits ein routiniertes Carrera-Cup-Trio näher, das Morgenluft auf einen Podiumsplatz witterte. Doch am Ende ging alles gut, Tandy konnte seinen Elfer trotz eines Problems mit dem linken Vorderrad auf Platz drei fahren – und das bedeutete den Gewinn der Meisterschaft für den dreimaligen Saisonsieger. René Rast machte mit Rang zwei beim Finale noch einen Platz im Gesamtklassement gut und schließt die Saison als Fünfter der Tabelle ab.

Als Vierter fuhr der nun entthronte Champion des Jahres 2010, Nicolas Armindo, über die Ziellinie. Der Franzose vom Team Hermes Attempto Racing beschloss damit eine äußerst schwierige Saison ohne einen einzigen Podiumsplatz ganz versöhnlich. Der fünfte Platz von Zandvoort-Sieger Jeroen Bleekemolen war ein Grund zur Freude für den Niederländer, der heute seinen 30. Geburtstag feiert.

Vorjahres-Champion Armindo kam als Vierter ins Ziel, Foto: Porsche
Vorjahres-Champion Armindo kam als Vierter ins Ziel, Foto: Porsche

Er sicherte dem zweiten Piloten des Teams Deutsche Post by tolimit den dritten Platz in der Gesamtwertung des deutschen Markenpokals, der in diesem Jahr durch eine enorme Leistungsdichte geprägt war. Diese Platzierung ist umso bemerkenswerter, als der zweimalige Supercup-Champion Bleekemolen bei zwei Carrera-Cup-Rennen wegen Verpflichtungen in der American Le Mans Series aussetzen musste.

Für Christian Engelhart (Kösching) ging es als Gaststarter von Konrad Motorsport in erster Linie darum, dem Team zu weiteren Zählern zu verhelfen. Das klappte gut: Engelhart wurde Sechster, Franz Konrad freut sich über den zweiten Platz in der Teamwertung. Ein wenig enttäuscht war Lausitzring-Sieger Nicki Thiim (Dänemark, Hermes Attempto Racing) über den siebten Rang beim Finale. Der Sohn des ehemaligen DTM-Meisters Kurt Thiim war beim vorletzten Saisonlauf in Oschersleben noch auf dem dritten Tabellenplatz gelegen, wurde nun aber von Bleekemolen auf Rang vier verdrängt.

Achter von 30 Startern wurde der Österreicher Martin Ragginger. Als Vierter ins 18-Runden-Rennen gegangen, verlor der Schnabl-Engineering-Pilot schon in der ersten Rennrunde zahlreiche Plätze. Er schließt die Saison als Siebter der Gesamtwertung ab. Auf den Plätzen neun und zehn fuhren Uwe Alzen (Betzdorf, PZ Aschaffenburg Uwe Alzen Automotive) und Jan Seyffarth (Querfurt, SMS Seyffarth Motorsport) ins Ziel.

Stimmen der Top-Drei

Sean Edwards (Erster): "Ich freue mich sehr über meinen zweiten Carrera-Cup-Sieg und über den Vizetitel. Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, dass ich die Meisterschaft nicht gewonnen habe; das Pech am Nürburgring war der Grund. Wir haben aber am Wochenende gezeigt, dass wir das Auto haben, das es zu schlagen gilt. Ich bin wirklich zufrieden mit dem Resultat. Besonders freut mich, dass mein Deutsche-Post-Team die Teammeisterschaft gewonnen hat, alle sind total happy. Und ich möchte natürlich Nick gratulieren – immerhin ist ein Brite Meister geworden."

René Rast (Zweiter): "Mit dem zweiten Platz als Saisonabschluss bin ich wirklich zufrieden. Sean war an der Spitze zu schnell, da hatte ich keine Chance. Schön ist es auch, dass wir mit Förch Racing am Ende auf dem vierten Platz der Teamwertung gelandet sind."

Nick Tandy (Dritter): "Wir haben zwei Jahre daran gearbeitet und nun haben wir es geschafft, die Meisterschaft zu holen. Ich könnte nicht glücklicher sein. Es ist die beste Zeit in meinem Leben. Ich bin jedem, der im Team dazu beigetragen hat, diesen Erfolg zu feiern, unendlich dankbar. Das Rennen war natürlich unglaublich. Ich musste ja nicht gewinnen, um den Titel zu holen, aber zur Mitte des Rennens lag mein Auto so gut, dass ein Sieg drin war. Und dazu sind wir ja da: um Rennen zu gewinnen! Einige Runden vor Schluss war dann irgendetwas mit dem rechten Vorderrad, ich weiß noch nicht, was es war. Aber mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Dass es dann am Ende gereicht hat, macht mich überglücklich."