Vierter Lauf, vierter Sieger – und 24 Runden Hochspannung: Das Lausitzring-Rennen des Porsche Carrera Cup Deutschland hatte es in sich. Cup-Rückkehrer Nicki Thiim holte seinen ersten Sieg im schnellsten deutschen Markenpokal überzeugend, aber äußerst knapp. Nur 0,3 Sekunden hinter dem Hermes-Attempto-Piloten fuhr Sean Edwards (Großbritannien, Team Deutsche Post by tolimit) über den Zielstrich. Dritter wurde Nick Tandy. Der Brite von Konrad Motorsport geht damit als Tabellenführer in den fünften Lauf, der als Saisonhöhepunkt beim Porsche Carrera World Cup ausgetragen wird. Dort treffen am 25. Juni auf dem Nürburgring mehr als 100 Teilnehmer aus den weltweiten Markenpokalen zum größten Porsche-Rennen aller Zeiten zusammen.

Schon der Start zum vierten Saisonlauf über den 3,478 Kilometer langen Lausitzring begeisterte die Zuschauer. Der Trainingsvierte Tandy setzte sich auf die Außenbahn und zog in der ersten Kurve überraschend an Pole-Sitter Thiim und dem Zweiten des Qualifyings, Supercup-Champion René Rast (Steyerberg, Förch Racing), vorbei. Auch hinter dem Spitzentrio kam es zu turbulenten Szenen. Der erste Leidtragende: Meister Nicolas Armindo. Der Franzose (Hermes Attempto Racing) wurde zwischen zwei Konkurrenten eingeklemmt und landete im Kiesbett. Zwei Runden später traf es René Rast: Ausfall nach einer leichten Berührung durch Robert Renauer (Jedenhofen, Herberth Motorsport). Auch Uwe Alzen (Betzdorf, PZ Aschaffenburg Uwe Alzen Automotive) schied als Folge der Kollision mit Armindo aus.

Der Kampf um die Spitze war extrem spannend. Zeitweise lagen Tandy, Thiim und Edwards innerhalb von sechs Hundertstelsekunden. Der Führende tat sich jedoch zunehmend schwerer, die beiden Verfolger hinter sich zu halten. In der neunten Runde war es soweit. Tandy rutschte am Ende der Gegengeraden untersteuernd zu weit nach außen, Thiim und Edwards schlüpften durch und konnten sich in der Folge von Tandy absetzen. Der Tabellenführer geriet schließlich noch unter Druck von Zandvoort-Sieger Jeroen Bleekemolen (Team Deutsche Post by tolimit) und Martin Ragginger (Schnabl Engineering). Der Niederländer und der Österreicher lieferten sich ebenfalls über weite Strecken des Sprints ein faires Duell, in dem Bleekemolen durch fehlerfreie Fahrt aber die Oberhand behielt. Mit Rang vier behauptete der Niederländer zwar Platz zwei der Gesamtwertung, doch sein tolimit-Teamkollege Edwards liegt nun punktgleich auf dem dritten Rang, gefolgt von Ragginger auf dem vierten.

Von den Ausfällen der Spitzenleute profitierten drei Carrera-Cup-Newcomer. David Jahn aus Speyer wurde Sechster in der Lausitz, schnitt damit besser ab als sein Teamchef und -kollege Alzen und holte sein zweites Top-Ten-Resultat. Der 2010er Cup-Neuling Stefan Wendt (Papenburg) wurde im Attempto-Racing-Elfer Siebter vor Routinier Jan Seyffarth (Querfurt, SMS Seyffarth Motorsport). Und die beiden Cup-Debütanten Philipp Frommenwiler (Schweiz, Attempto Racing) und Damian Sawicki (Polen, Förch Racing) freuten sich über Platz neun und zehn als wäre es ein Sieg.

Nicki Thiim (Erster): "Das Rennen war aufregend. Nachdem uns Tandy in der ersten Kurve überrumpelt hat, dachte ich, das wird wieder nichts. Aber ich habe gemerkt, dass er Probleme bekam, mich ans Heck geheftet und auf einen Fehler gewartet. Und dann war ich selbst mächtig unter Druck von Edwards. Was bin ich froh, dass es mit dem ersten Sieg im Carrera Cup geklappt hat!"

Sean Edwards (Zweiter): "Tolles Rennen! Auch wenn es mich natürlich ärgert, dass ich meinen ersten Carrera-Cup-Sieg so knapp verpasst habe. Mein Auto war perfekt abgestimmt, aber es war nicht möglich, gefahrlos an Nicki vorbeizukommen."

Nick Tandy (Dritter): "Das war eines der schwierigsten Rennen meines Lebens. Nach einer leichten Berührung in der ersten Kurve mit Nicki Thiim war mein Auto nicht mehr in Ordnung. Es machte seltsame Geräusche und war sehr schwer zu kontrollieren. Von daher bin ich mehr als glücklich über Platz drei und die Tabellenführung."