Das 20. Saisonrennen im Sprint Cup war an Spannung kaum zu überbieten. Nach vier Gelbphasen in den letzten Runden musste in einer Green-White-Checkered-Verlängerung der Sieger ermittelt werden. Kyle Busch konnte alle Angriffe abwehren und gewann zum ersten Mal das Brickyard 400 auf dem Indianapolis Motor Speedway. Es war erst das neunte Saisonrennen für den lange verletzten Gibbs-Piloten. In den letzten fünf Läufen holte Kyle Busch vier Siege, davon die letzten drei in Folge. Kevin Harvick, der hinter Joey Logano Dritter wurde, konnte zum fünften Mal ein Rennen nach den meisten Führungsrunden nicht für sich entscheiden.

Logano gewann den Start gegen Polesetter Edwards

Mit Carl Edwards stand zum zwölften Mal in Folge ein anderer Fahrer auf der Pole Position beim Brickyard 400 in Indianapolis. Die Top-3 der Startaufstellung war identisch mit dem Qualifying der Vorwoche in New Hampshire. Hinter Logano und David Ragan schaffte Tony Stewart bei seinem Heimrennen mit Startplatz vier sein bestes Resultat in dieser Saison. Der Gesamtführende und vierfache Indianapolis-Gewinner Jimmie Johnson startete vom zwölften Platz. Jeff Gordon, der fünffache Brickyard-Rekordsieger und Gewinner der letzten Ausgabe, ging vom 19. Rang in das Rennen über 160 Runden. Weil das rechte Seitenfenster fehlte, wurde die Qualifikationszeit von Ryan Newman nicht anerkannt und er musste vom letzten Platz starten.

Polesetter Carl Edwards (#19) und Joey Logano (#22) beim Start, Foto: NASCAR
Polesetter Carl Edwards (#19) und Joey Logano (#22) beim Start, Foto: NASCAR

Wegen einem drohenden Gewitter wurde die Startzeit etwas vorgezogen. Mari Hulman George gab das berühmte Kommando: "Drivers, Start Your Engines!" Polesetter Edwards wählte beim Start die untere Linie, doch Logano konnte außen an Edwards vorbeiziehen und holte sich nach 2,5 Meilen den ersten Bonuspunkt für eine Führungsrunde. Nach drei Runden lag der neue Dritte Stewart bereits zwei Sekunden hinter dem Leader. Sein Teamkollege Harvick belegte Rang vier vor Kyle Busch.

Gordon im Pech

Logano hatte Debris vor dem Kühler und bereinigte sein Problem, indem er Edwards überholen lies. Der Gibbs-Pilot konnte sich anschießend deutlich absetzen. Nach 22 Runden war Harvick schon Zweiter vor Logano, Kyle Busch und Stewart. Brad Keselowski konnte sich nach seinem schlechten 31. Startplatz bereits bis auf Position 14 vorarbeiten. Stewart eröffnete in Runde 27 die Boxenstopps unter Grüner Flagge. Leader Edwards kam erst in der 32. Runde zum Service. Harvick war durch seinen früheren Stopp jetzt Erster vor Edwards und Logano. Newman hatte inzwischen eine Runde Rückstand.

In Runde 45 gab es die erste Rennunterbrechung. Einige Luftballons waren der ungewöhnliche Auslöser. Edwards gewann das Rennen in der Boxengasse vor Teamkollege Kyle Busch und Martin Truex Junior. Mit Logano, Ragan, Johnson, Denny Hamlin und Kurt Busch waren fünf Fahrer auf der Strecke geblieben und führten beim Restart. Eine Runde später verlor Clint Bowyer die Kontrolle über seinem Toyota und ausgerechnet Gordon konnte nicht ausweichen. Damit musste Gordon seinen Traum vom sechsten Indy-Sieg begraben.

Frühe Strategiespiele

Das Rennen wurde in Runde 54 fortgesetzt. Johnson war nun Zweiter hinter Logano. Drei Runden später kamen überraschend die beiden Gibbs-Toyota mit Kenseth und Hamlin zum Service in die Boxengasse gefahren. Weitere Fahrer übernahmen diese Strategie, auch die Piloten, die zuvor bereits einen Stopp eingelegt hatten. Nach 65 Runden führten die beiden Stewart-Haas-Chevrolet mit Harvick und Stewart vor Kyle Larson, Keselowski und Edwards. Danica Patrick lag an sechster Stelle vor Aric Almirola, Greg Biffle, Chase Elliott und dem Zehnten Casey Mears.

Kevin Harvick führt vor Carl Edwards, Foto: NASCAR
Kevin Harvick führt vor Carl Edwards, Foto: NASCAR

Zur Rennhalbzeit führte Harvick mit über vier Sekunden vor Stewart. Keselowski lag direkt dahinter, während Edwards und eine stark aufgelegte Patrick schon einen gewaltigen Rückstand hatten. Kurz darauf bogen die ersten Fahrer zum dritten Mal unter Grün zum Service ab. Dadurch kamen Keselowski und Kyle Busch als vierter und fünfter Leader des Rennens zu ihren ersten Führungsrunden. Debris sorgte in Runde 91 für die dritte Caution. Bowyer erhielt den Lucky Dog und damit waren wieder 25 Fahrer in der Führungsrunde. Harvick war beim Restart wieder der Leader vor Keselowski, Edwards, Kenseth und Johnson. Stewart war der Schnellste beim Boxenstopp und belegte Rang sechs gefolgt von Larson, Kyle Busch, Logano und Patrick.

Harvick mit den meisten Führungsrunden

Keselowski hatte nach einem schlechten Start sieben Plätze verloren. Nach 100 Runden führte Harvick vor dem Gibbs-Trio mit Edwards, Kenseth und Kyle Busch. Aric Almirola flog in die Mauer des Speedways und das Pace Car kam in Runde 107 zum vierten Mal auf die Strecke. Neun Fahrer mit Leader Harvick blieben auf der Strecke. Harvick war beim Restart erneut eine Klasse für sich. Logano konnte sich um zwei Ränge verbessern und lag jetzt an zweiter Position vor Edwards, Kenseth und Larson. Der Kühler von Loganos Ford hatte erneut eine Plastiktüte angezogen.

Gelbphase Nummer fünf kam nach einem Mauerkontakt von Brian Scott in Runde 120. Jetzt waren mit Ragan, Keselowski, Stewart und Kasey Kahne vier Fahrer hinter dem Pace Car geblieben. Fünfter war der schnellste Stopper Kyle Busch vor Truex, Patrick, Edwards, Logano und dem Zehnten Harvick. Ragan konnte seine Führung beim Neustart gegen Keselowski verteidigen. Harvick machte in einer Runde gleich sechs Positionen gut und Ragan fuhr mit Johnson an die Box. Die Stopp-Strategien richteten sich jetzt nur noch nach der perfekten Tankfüllung für die restlichen Runden.

Hektische Endphase

24 Runden vor Rennende führte Keselowski mit 2.3 Sekunden vor Harvick. Direkt dahinter lag Edwards und Kyle Busch fehlten fünf Sekunden auf den Leader. Im Funk ging es nur um die Frage: reicht mein Sprit? In Runde 141 gab es die sechste Caution, als Ragan einen Mauerkontakt hatte. Almirola und Trevor Bayne hatten Ärger auf der Strecke und Almirola wollte Bayne den "Hintern versohlen". Harvick führte beim Restart vor Edwards und Kyle Busch. Keselowski war nach seinem Boxenstopp mit vier frischen Reifen auf dem 13. Platz zu finden.

Harvick setzte sich beim Restart vor das Feld und suchte sein Heil in der Flucht. Eine Runde später machte Earnhardt einen Ritt durch das Gras und zum achten Mal musste das Rennen unterbrochen werden. Das neue Duell beim Restart lautete jetzt Harvick auf der oberen Linie gegen Kyle Busch. In der nächsten Reihe befanden sich Logano und Truex, während der Himmel immer dunkler wurde.

Kyle Busch auf dem Weg zum Sieg, Foto: NASCAR
Kyle Busch auf dem Weg zum Sieg, Foto: NASCAR

Kyle Busch ist der Mann der Stunde

Beim Restart waren noch acht Runden zu fahren. Kyle Busch wärmte heftig seine Reifen auf und gewann das Startduell nach einem Push von Logano. Harvick und Logano klebten direkt dahinter. Doch die Spannung sollte sich noch einmal steigern, denn in Runde 154 gab es erneut Gelb wegen Debris von Mears. Jetzt wählte Kyle Busch beim Restart in Runde 159 die untere Linie und hatte erneut Logano hinter sich. Harvick konnte auf der anderen Seite kaum einen Push vom Vierten Hamlin erwarten. Harvick hatte einen schlechten Start und fiel zurück, als gleichzeitig Bayne durch einen Dreher für eine GWC-Verlängerung sorgte.

Die neue Reihenfolge in der Verlängerung: Kyle Busch führte vor Logano, Truex, Harvick, Larson und Hamlin. Kyle Busch wählte wieder die Innenbahn und setzte sich vor Logano. Kyle Busch konnte sich tatsächlich leicht absetzen und holte sich mit 0.332 Sekunden Vorsprung den dritten Sieg in Folge. Jetzt fehlen dem Gibbs-Piloten nur noch 23 Punkte auf den 30. Rang im Gesamtklassement für die Chase-Qualifikation. Hinter Logano wurde Harvick nach 75 Führungsrunden Dritter. Truex belegte Rang vier und schaffte nach fünf Rennen wieder ein Top-10-Resultat. Hamlin überquerte als Fünfter die Ziellinie gefolgt von Bowyer, Kenseth, Kurt Busch, Larson und Keselowski.

Der obligatorische Brickyard-Kiss mit Extra-Belohnung vom Sponsor, Foto: NASCAR
Der obligatorische Brickyard-Kiss mit Extra-Belohnung vom Sponsor, Foto: NASCAR

Newman konnte sich durch einen starken Endspurt den elften Platz sichern. Ryan Blaney beendete sein achtes Spint-Cup-Rennen auf Rang zwölf vor Polesetter Edwards. Tabellenführer Johnson kam auf Position 15 ins Ziel und sein Teamkollege Chase Elliott belegte Platz 18 bei seinem vierten Einsatz für Hendrick Motorsports. Matt DiBenedetto war auf Rang 32 erneut der beste Rookie.

Aric Almirola, der auf Platz 38 das Rennen beendete, ist nun nicht mehr in der Top-16 der Gesamtwertung. Der Petty-Pilot hat jetzt 30 Punkte Rückstand auf Clint Bowyer. Von den sechs sieglosen Fahrern innerhalb der Top-16 kann sich kein Fahrer in den verbleibenden sechs Qualifikationsrennen für den Chase 2015 sicher fühlen. Alle Fahrer außerhalb der Top-16 werden ab sofort bedingungslos auf Sieg fahren. Kyle Busch hat es den Konkurrenten in den letzten Rennen bravourös vorgemacht.

20. Lauf: Crown Royal Presents the Jeff Kyle 400 at the Brickyard
Indianapolis Motor Speedway, Indianapolis, IN
Ergebnis: Top-10 (160+4 Runden)

1. Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 47/4 Punkte
2. Joey Logano (Ford) Team Penske, 43/1 Punkte
3. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 43/2 Punkte
4. Martin Truex Jr. (Chevrolet) Furniture Row Racing, 40/0 Punkte
5. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 39/0 Punkte
6. Clint Bowyer (Toyota) Michael Waltrip Racing, 38/0 Punkte
7. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 37/0 Punkte
8. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 36/0 Punkte
9. Kyle Larson (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 35/0 Punkte
10. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 35/1 Punkte

Gesamtstand: Rennen 20/36 (Chase Top-16)

1. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 4 Siege, 675 Punkte
2. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2 Siege, 777 Punkte
3. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2 Siege, 677 Punkte
4. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2 Siege, 612 Punkte
5. Joey Logano (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 708 Punkte
6. Martin Truex Jr. (Chevrolet) Furniture Row Racing, 1 Sieg, 668 Punkte
7. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 638 Punkte
8. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 615 Punkte
9. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 552 Punkte
10. Carl Edwards (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 519 Punkte
11. Jamie McMurray (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 602 Punkte
12. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 595 Punkte
13. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 563 Punkte
14. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 558 Punkte
15. Kasey Kahne (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 558 Punkte
16. Clint Bowyer (Toyota) Michael Waltrip Racing, 538 Punkte
32. Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 4 Siege, 294 Punkte