Nach 35 Rennen über 10.274 Runden ist es endlich soweit: Der neue Sprint-Cup-Champion kann ermittelt werden. Vier Fahrer haben sich in den letzten neun Chase-Rennen für das Finale auf dem Homestead-Miami Speedway qualifiziert. Denny Hamlin, Joey Logano, Ryan Newman und Kevin Harvick fahren am Sonntag um den Titel. Keiner der vier Kandidaten konnte bisher eine Meisterschaft gewinnen.

Titelverteidiger Jimmie Johnson hat sein Pulver verschossen. Ein neuer Champion wird gesucht, Foto: NASCAR
Titelverteidiger Jimmie Johnson hat sein Pulver verschossen. Ein neuer Champion wird gesucht, Foto: NASCAR

Alle Hendrick- und Roush-Fahrer vorzeitig ausgeschieden

Nach 26 Saisonrennen hatten sich 16 Fahrer für den neuen Chase qualifiziert. In der folgenden Challenger-16-Round über drei Rennen schieden A.J. Allmendinger, Greg Biffle, Kurt Busch und Aric Almirola aus. Dann folgte die Contender-12-Round, die wiederum in drei Läufen ausgetragen wurde. In diesen Rennen gab es faustdicke Überraschungen. Gleich drei der vier qualifizierten Hendrick-Piloten mussten ihre Titel-Ambitionen aufgeben. Kasey Kahne, Publikumsliebling Dale Earnhardt Junior und der amtierende sechsfache Champion Jimmie Johnson flogen aus dem Chase. Auch Mitfavorit Kyle Busch aus dem Gibbs-Team schied nach dem unglücklichen 40. Platz in Talladega aus.

In der Eliminatior-8-Round verpasste mit Jeff Gordon auch der vierte Hendrick-Fahrer nach drei weiteren Rennen den Einzug ins Finale. In der letzten Runde auf dem Phoenix-Oval machte Ryan Newman einen Platz gut und Gordon schied trotz zwei zweiter Plätze aus. Gibbs-Pilot Matt Kenseth fehlen drei Punkte für die Finalteilnahme. Der vor der Saison hoch gehandelte Kenseth konnte in dieser Saison keinen Sieg landen. Im letzten Jahr wurde Kenseth noch Vize-Champion mit sieben Rennsiegen. Auch Brad Keselowski vom Team Penske reichte der vierte Rang in Phoenix nicht zum Weiterkommen. Damit war auch der erfolgreichste Fahrer 2014 mit sechs Saisonsiegen ausgeschieden. In seiner Abschiedssaison für Roush-Fenway kämpfte Carl Edwards mit einem unterlegenen Ford ebenfalls vergeblich um den Finaleinzug.

Die Situation ohne das neue Chase-Format

In der Saison 2004 wurde der inzwischen mehrfach veränderte Chase eingeführt. Nach den alten Chase-Regeln aus dem Vorjahr hätte Hamlin, der wegen einer Verletzung bei einem Rennen nicht antreten konnte, sich überhaupt nicht qualifiziert. Wenn es keinen Chase geben würde, dann wäre Gordon mit 1.217 Punkten vor dem Finale Tabellenführer. Logano wäre mit 29 Punkten Rückstand der einzige Fahrer, der Gordon noch den Titel streitig machen könnte. Würde das Chase-Format vom letzten Jahr noch Gültigkeit haben, dann wäre Logano mit 2.368 Zählern der Leader mit 29 Punkten Vorsprung vor Harvick. Die restlichen Fahrer hätten rechnerisch keine Chancen mehr auf die Meisterschaft.

Wer holt seinen ersten Sprint-Cup-Titel?

Alle vier Kandidaten starten mit 5.000 Punkten in das Finale. Es wird keine Bonuspunkte für Führungsrunden geben. Wer von den vier Fahrern zuerst die Ziellinie erreicht, oder die meisten Runden absolviert, wird neuer Sprint-Cup-Champion.

Denny Hamlins Crew überzeugte mit schnellen Boxenstopps, Foto: NASCAR
Denny Hamlins Crew überzeugte mit schnellen Boxenstopps, Foto: NASCAR

#11 Denny Hamlin (Joe Gibbs Racing): Hamlin ist von allen Kandidaten der einzige Fahrer, der bisher auf dem Homestead-Miami-Speedway gewinnen konnte. Hamlin siegte auf dem 1,5 Meilen langen Oval im Jahr 2009 und im Finale der letzten Saison. Bei beiden Siegen führte Hamlin über 70 Runden das Feld an.

In diesem Jahr konnte der Gibbs-Pilot nur in Talladega einen Sieg erringen, der allerdings für die Quase-Qualifikation ausreichte. Hamlin schaffte sieben Mal in Folge den Sprung in den Chase und war der erste Rookie in den Playoffs. Verletzungsbeding war der 33-Jährige im letzten Jahr zum ersten Mal nicht dabei. 2006 wurde er Dritter im Gesamtklassement und gleichzeitig Rookie of the Year. Drei Rennen vor Saisonende führte Hamlin in der Saison 2010 mit 33 Punkten Vorsprung vor Johnson die Meisterschafft an. Mit viel Pech und einem Strategiefehler verpasste der dienstälteste Gibbs-Pilot den möglichen Titelgewinn.

Hamlins Pechsträhne mit vielen Verletzungen in den letzten Jahren scheint aber nun beendet zu sein. Beim letzten Rennen in Phoenix gelang es dem Gibbs-Pilot, mit seinem motorisch unterlegenen Fahrzeug, über zwei Lucky Dog wieder in die Führungsrunde zu gelangen. Er wurde noch Fünfter und schaffte mit seiner sechsten Top-10-Platzierung im Chase das Finale doch noch zu erreichen. Schnelle Boxenstopps brachten Hamlin in dieser Saison immer wieder in eine gute Ausgangsposition.

Mit fünf Siegen ist Joey Logano der erfolgreichste Finalist, Foto: NASCAR
Mit fünf Siegen ist Joey Logano der erfolgreichste Finalist, Foto: NASCAR

#20 Joey Logano (Team Penske): Logano schaffte zum zweiten Mal in Folge den Sprung in den Chase. Im letzten Jahr belegte er den achten Gesamtrang mit einem Sieg. In seiner zweiten Saison für das Team Penske erzielte er fünf Siege und ist damit der erfolgreichste Pilot der Finalteilnehmer. Im Sonnenstaat Florida war Logano bisher nicht sehr erfolgreich. Erst im letzten Jahr konnte er mit Rang acht sein erstes Top-10-Resultat erzielen. Auch nach seiner Pole in der Saison 2012 gelang Logano noch keine Führungsrunde auf der Strecke.

In diesem Jahr führte Logano bisher 993 Runden das Feld an und steht damit in der Jahresstatistik auf dem vierten Rang. In Phoenix lag Logano zwischenzeitlich sogar eine Runde zurück. Doch er kämpfte sich über einen Lucky Dog wieder bis auf den sechsten Platz vor. Der mit 24 Jahren jüngste Titelkandidat konnte in diesem Jahr bereits zwei Siege und sieben Top-10-Ergebnisse im Chase erzielen.

Ryan Newann ist die große Überraschung, Foto: NASCAR
Ryan Newann ist die große Überraschung, Foto: NASCAR

#31 Ryan Newman (Richard Childress Racing): Newman ist der einzige Fahrer im Chase, der noch keinen Saisonsieg auf dem Konto hat. Obwohl der Childress-Pilot nur vier Top-5 und 15 Top-10-Ergebnisse vorweisen kann, erreichte er mit seiner Konstanz überraschend den Chase. Mit einem harten Manöver, das der 36-Jährige in der letzten Runde auf dem Phoenix-Oval gegen Kyle Larson durchgezogen hatte, kam er noch als Elfter über die Ziellinie. Dieser Platzgewinn bedeutete die Final-Teilnahme für Newman.

Seit 2002 fuhr Newman zwölf Rennen in Homestead. Ein dritter Platz vor zwei Jahren war bisher sein Highlight auf dieser Strecke. In den letzten acht Homestead-Rennen gelangen ihm nur zehn Führungsrunden. Die fünfte Chase-Teilnahme ist jetzt schon die erfolgreichste für Newman in seinem ersten Jahr für Childress Racing.

Der Phoenix-Sieg bedeutete für Kevin Harvick die Final-Teilnahme, Foto: NASCAR
Der Phoenix-Sieg bedeutete für Kevin Harvick die Final-Teilnahme, Foto: NASCAR

#4 Kevin Harvick (Stewart-Haas Racing): Harvick fährt erst seit dieser Saison für Stewart-Haas Racing, wo er ausgerechnet Newman ablöste. Vor dem entscheidenden Phoenix-Rennen lag Harvick in der Eliminator Round nur an achter und letzter Stelle. Harvick musste gewinnen und er gewann das Rennen nach einer dominanten Vorstellung. Vier Saisonsiege, davon zwei im Chase, erreichte Harvick in diesem Jahr. Harvick ist zum achten Mal im Chase dabei. In den letzten vier Jahren beendete er die Saison drei Mal als Dritter im Gesamtstand.

Auf dem Speedway in Homestead führ Harvick bisher 13 Rennen. Seine beste Platzierung war der zweite Platz in der Saison 2003 und 2008. In den letzten sechs Ausgaben beendete er die Rennen immer in der Top-10. In sechs Rennen verpasste er mit dem zweiten Platz äußerst knapp weitere Saisonsiege. Mit 2.083 Führungsrunden ist Harvick deutlich der Fahrer mit der meisten Führungsarbeit in diesem Jahr.

Fahrer-Statistik: Saison 2014

Saison 2014HamlinLoganoNewmanHarvick
Siege1504
Top-5716413
Top-1017221519
Führungsrunden313993412.083

Fahrer-Statistik: Homestead-Miami Speedway seit 2001

HomesteadHamlinLoganoNewmanHarvick
Siege2000
Top-54015
Top-1051411
Führungsrunden1630143136

Kevin Harvick ist der Favorit auf den Titel

Wer holt am Sonntag den Pokal?, Foto: NASCAR
Wer holt am Sonntag den Pokal?, Foto: NASCAR

Favorit auf den Titelgewinn ist ganz klar Harvick nach seinen letzten Leistungen mit einem starken Stewart-Haas-Chevrolet. Geheimfavorit ist Logano, der bisher seine beste Saison fährt und einen siegfähigen Penske-Ford steuert. Hamlin startet als Außenseiter, obwohl er als einziger Teilnehmer schon auf der Finalstrecke gewinnen konnte. Sollte es in den letzten Runden zu einigen Gelbphasen kommen, ist Hamlin trotz unterlegenem Toyota-Motor durch schnelle Boxenstopps für eine Überraschung gut.

Für Newman bleibt nur die krasse Außenseiterrolle. Falls die drei anderen Kontrahenten Probleme bekommen sollten, könnte er sogar ohne Saisonsieg Champion werden. Sollte dieser Fall eintreten, wird das Chase-Format in der nächsten Saison garantiert erneut geändert.

Neuer Zwischenstand Chase 2014: 09/10 (Top-16) Rennen 35/36
NASCAR Sprint Cup Titel Race: 4 Teilnehmer

1. (+1) Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 5.000 Punkte
2. (-1) Joey Logano (Ford) Team Penske, 5.000 Punkte
3. (0) Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 5.000 Punkte
4. (+4) Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 5.000 Punkte

5. (+2) Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 2.320 Punkte
6. (-2) Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.312 Punkte
7. (-2) Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 2.296 Punkte
8. (+1) Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 2.280 Punkte
9. (-3) Carl Edwards (Ford) Roush Fenway Racing, 2.278 Punkte
10. (0) Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.271 Punkte
11. (+1) A.J. Allmendinger (Chevrolet) JTG Daugherty Racing, 2.256 Punkte
12. (+1) Greg Biffle (Ford) Roush Fenway Racing, 2.244 Punkte
13. (-2) Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.239 Punkte
14. (0) Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2.229 Punkte
15. (0) Kasey Kahne (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.202 Punkte
16. (0) Aric Almirola (Ford) Richard Petty Motorsports, 2.170 Punkte