Auf dem legendären Darlington Raceway gewann Kevin Harvick den achten Lauf der Sprint-Cup-Serie. Beim ersten Flutlichtrennen der laufenden Saison gab es gleich zwei Verlängerungen, bevor der zuvor dominierende Harvick seinen Sieg feiern konnte. Ausgerechnet der punktschwächste der bisherigen sieben Saisonsieger schaffte als erster Pilot den zweiten Saisonsieg und ist damit so gut wie sicher im Chase 2014. Für Harvick war es gleichzeitig der erste Erfolg auf dem Darlington-Oval und gleichzeitig der 25. Jubiläumssieg für den Stewart-Haas-Piloten.

Zum 111. Mal: "A Track Too Tough To Tame"

Polesitter Harvick und Logano beim Start in Darlington, Foto: NASCAR
Polesitter Harvick und Logano beim Start in Darlington, Foto: NASCAR

Zum 111. Mal seit 1950 wurde auf dem Darlington Raceway ein Cup-Rennen ausgetragen. Wegen der berühmten Darlington-Stripes wird das 1,366 Meilen lange Oval auch liebevoll "The Lady in Black" genannt. Bisher konnten erst sechs der startenden Fahrer auf dieser Strecke gewinnen. Polesitter Harvick führte im Stewart-Haas-Chevrolet das Feld in die erste Runde des Nachtrennens über 367 Runden. Den ersten Punkt für eine Führungsrunde holte sich allerdings Joey Logano im Penske-Ford ab, der ebenfalls aus der ersten Reihe gestartet war. Kyle Busch, Darlington-Rekordsieger Jeff Gordon und Dale Earnhardt Junior machten in der Anfangsphase bei tiefstehender Sonne die meisten Plätze gut. Titelverteidiger Jimmie Johnson, der nur vom 26. Rang in das Rennen gegangen war, konnte sich nach 20 gefahrenen Runden nur um einen Rang verbessern.

Logano legte ein Höllentempo vor und brummte innerhalb von 37 Runden Danica Patrick und elf weiteren Kontrahenten eine Runde Rückstand auf. Dann folgte die erste Wachablösung an der Spitze durch Gordon und kurz darauf die erste Gelbphase durch Rookie Ryan Truex. Der Restart erfolgte bereits unter Flutlichtatmosphäre. Harvick konnte Hendrick-Pilot Gordon überlisten und übernahm die Führung. Johnson lag nach den Boxenstopps nur noch an 31. Stelle.

The Sun goes down

Sonnenuntergang über dem Darlington Raceway, Foto: NASCAR
Sonnenuntergang über dem Darlington Raceway, Foto: NASCAR

Während sich die Sonne über dem Oval in South Carolina verabschiedete setzte sich Harvick von Gordon ab. Kurz darauf nutzen die Fahrer die zweite Caution für einen weiteren Service in der Boxengasse. Denny Hamlin nahm nur zwei frische Reifen mit und führte nun vor seinem Gibbs-Teamkollegen Matt Kenseth, der vor einem Jahr auf dieser Strecke siegte. Kenseth, der von 25. Rang gestartet war, überholte Hamlin direkt nach dem Neustart. Zwölf Runden später bestimmte Polesitter Harvick wieder das Tempo an der Spitze. Harvicks drei Teamkollegen Kurt Busch, Tony Stewart sowie Patrick, befanden sich zum gleichen Zeitpunkt außerhalb der Top-15.

Zwei weitere Rennunterbrechungen bremsten Harvick, der teilweise mit über drei Sekunden dem Feld entflohen war, immer wieder ein. Nach 113 Runden tauchte Johnson zum ersten Mal in der Top-10 auf, als er Logano überholen konnte. Brad Keselowski machte sich im zweiten Penske-Ford anschließend auf die Verfolgung des Leaders. Auch er konnte das Tempo des Gibbs-Toyota nicht mitgehen und fiel immer weiter zurück. Dritter war weiterhin Gordon vor Earnhardt und einem dritten Hendrick-Chevrolet mit Kasey Kahne am Steuer. Aric Almirola, der als Dritter gestartet war, wurde genau 200 Runden vor Rennende von Harvick überrundet.

Kasey Kahne überlistet Dominator Kevin Harvick

Kurz darauf gab es die ersten Boxenstopps unter Grün. Hamlin verpasste dabei die Einfahrt und verlor viel Zeit. Als alle Fahrer wieder auf der Strecke waren, hatte Kahne durch einen frühen Service Rang eins übernommen. Harvick lag plötzlich über sechs Sekunden zurück. Es dauerte fast 20 Runden, bevor Harvick langsam aber sicher den Rückstand verringern konnte. In der 200. Runde sorgte Paul Menard für die fünfte Rennunterbrechung. Kahne kam als Erster wieder aus der Boxengasse. Harvick war Zweiter vor dem Hendrick-Trio mit Earnhardt, Gordon und Johnson. Nur noch 19 Fahrer befanden sich in der Führungsrunde. Stewart und Carl Edwards lagen eine Runde zurück.

Beim Restart hatte Kahne keine Chance und Harvick zog erneut davon. Nach der sechsten Caution versuchten gleich acht Fahrer mit nur zwei frischen Reifen Harvick zu überlisten. Harvick kam deshalb nur als Neunter wieder auf die Strecke, während Brian Vickers seine ersten Führungsrunden absolvierte. 25 Runden später war Harvick wieder Fünfter, bevor die siebte Caution das Feld wieder zusammenführte. Kyle Busch erhielt eine Strafe und musste von Rang 23 in den Restart gehen. Innerhalb von drei Runden überholte Harvick erst Gordon und dann Vickers um wieder dem Feld zu enteilen.

Die Harvick-Show war nicht aufzuhalten

Menard bei einem heißen Reifenwechsel, Foto: NASCAR
Menard bei einem heißen Reifenwechsel, Foto: NASCAR

Inzwischen hatten fast alle Fahrzeuge die Darlington-Stripes auf ihren Karossen verewigt. Hinter Harvick konnte der auf Longruns starke Gordon das Tempo einigermaßen folgen. Der Rest des Feldes fiel immer weiter zurück. Als erneut Menard für eine Rennunterbrechung sorgte, gingen die Strategiespiele in der Boxengasse los. Biffles Zwei-Reifen-Taktik reichte nach dem Restart nur für wenige Führungsmeter, denn Harvick zog auf der unteren Linie sofort vorbei.

Je kühler es wurde, desto schneller wurde Johnson. Der amtierende Champion war inzwischen Vierter und knallte die schnellste Rennrunde in den Asphalt. Nach 300 absolvierten Runden führte weiterhin unangefochten Harvick mit 1,5 Sekunden vor dem Hendrick-Trio mit Gordon, Earnhardt und Johnson. Kyle Larson und Austin Dillon, die beiden bisher besten Rookies der laufenden Saison, lagen weiterhin in der Führungsrunde und zeigten ein starkes Rennen.

Johnson drehte plötzlich mächtig auf

50 Runden vor Rennende sah alles nach einem klaren Sieg von Harvick aus, der über drei Sekunden Vorsprung herausgefahren hatte. Gleichzeitig kamen die ersten Fahrer zum zweiten Stopp unter Grün in die Boxengasse. Johnson war der große Gewinner nach dem Service, denn er konnte Rang zwei erobern, während Gordon nur noch Sechster war. Harvick hatte inzwischen über 200 Führungsrunden absolviert. In seinem Rückspiegel wurde der Chevrolet von Johnson jedoch immer größer. Nach 331 Runden war Johnson bis auf eine Sekunde an Harvick dran.

Durch den Überrundungsverkehr wechselten die Abstände laufend. Harvick kam etwas besser durch den Verkehr und baute seinen Vorsprung wieder aus. Kahne musste nach einem starken Rennen ziemlich ramponiert die Garage aufsuchen. Dann holte Johnson wieder auf und verkürzte den Rückstand auf 0,8 Sekunden. Sollte noch ein Angriff des Champions kommen?

Dramatisches Finale

GWC Part 1: Kevin Harvick schiebt Earnhardt an die Spitze, Foto: NASCAR
GWC Part 1: Kevin Harvick schiebt Earnhardt an die Spitze, Foto: NASCAR

Neun Runden vor Rennende sorgte Logano für die neunte Caution. Die Spitze kam erneut in die Boxengasse. Johnson, Earnhardt, Kenseth und Gordon nahmen nur zwei neue Reifen mit. Harvick kam runderneuert wieder auf die Strecke. In dieser Reihenfolge ging es auch in das Finale über fünf Runden. Johnson zog gleich davon. Zwei Runden später gab es erneut Gelb wegen Debris. Nun war ein "Green-White-Checkered"-Finale über zwei Runden angesagt.

Johnson nahm beim Restart die obere Linie. Harvick startete hinter Earnhardt auf der unteren Linie und schob ihn in Führung. Gleichzeitig flog Kurt Busch in die untere Mauer vom Infield und es gab erneut zwei finale Runden für die Entscheidung. Nun suchte sich Earnhardt als Leader die untere Seite aus. Johnson startete hinter seinem Teamkollegen und Harvick war auf der oberen Linie. Auf der Ziellinie überholte Harvick eine Runde später den Führenden Earnhardt und siegte nach einem perfektem Rennen mit einer halben Sekunde Vorsprung.

Johnson wurde hinter Earnhardt Dritter und wartet immer noch auf den ersten Saisonsieg. Kenseth belegte Rang vier und fuhr zum vierten Mal in Folge in die Top-10. Biffle wurde noch Fünfter vor Kyle Busch und Gordon. Rookie Larson machte in den beiden Verlängerungen noch einige Plätze gut und erreichte mit Rang acht sein viertes Top-10-Resultat. Stewart, der zuvor lange mit einem Rundenrückstand zu kämpfen hatte, schaffte noch einen neunten Platz vor seinem Ex-Teamkollegen Ryan Newman. Dillon verpasste mit Rang elf zum dritten Mal knapp eine Top-10-Platzierung, befindet sich aber mit Rookie-Kontrahent Larson innerhalb der Top-16 des Gesamtstandes.

Bojangles‘ Southern 500 (Top-10)
Darlington Raceway, Darlington, SC (367+7 Runden)

1. . Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 48/5 Punkte
2. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 43/1 Punkte
3. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 42/1 Punkte
4. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 41/1 Punkte
5. Greg Biffle (Ford) Roush Fenway Racing, 40/1 Punkte
6. Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 38/0 Punkte
7. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports,38/1 Punkte
8. Kyle Larson (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 36/0 Punkte
9. Tony Stewart (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 35/0 Punkte
10. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 34/0 Punkte

Gesamtstand: Rennen 08/36 (Chase Top-16)

1. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2 Siege, 186 Punkte
2. Carl Edwards (Ford) Roush Fenway Racing, 1 Sieg, 278 Punkte
3. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 1 Sieg, 271 Punkte
4. Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 269 Punkte
5. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 246 Punkte
6. Joey Logano (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 245 Punkte
7. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 1 Sieg, 164 Punkte
8. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, Gesamtführung, 297 Punkte
9. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 296 Punkte
10. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 270 Punkte
11. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 236 Punkte
12. Austin Dillon (Chevrolet) Richard Childress Racing, 235 Punkte
13. Greg Biffle (Ford) Roush Fenway Racing, 227 Punkte
14. Tony Stewart (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 224 Punkte
15. Brian Vickers (Toyota) Michael Waltrip Racing, 224 Punkte
16. Kyle Larson (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 223 Punkte