Hallo zusammen,

Das sind sie, diese Wochenenden, wo alles richtig gut gewesen wäre, wenn...

Aber das hört man von Rennfahrern ja häufig, es läuft halt nicht immer alles so, wie man es gerne hätte, dabei wäre es bei mir in Zhuhai beim Porsche Carrera Cup Asia ein Traumwochenende geworden, wenn...

Aber der Reihe nach: Ich bin mit 6 Punkten Vorsprung auf Tim Sudgen in China angereist. Die haben wir uns ganz mühsam und mit wirklich guter Arbeit "zusammengefahren" und bei dem Punktesystem ist Ankommen das wichtigste!

Christian war am Sonntag nicht vom Glück verfolgt., Foto: Pressefoto
Christian war am Sonntag nicht vom Glück verfolgt., Foto: Pressefoto

Zhuhai kennen einige bestimmt von der FIA GT - schöne Strecke, unweit von Hongkong und Macao ist übrigens direkt nebenan! Mein Team StarChase hat mir wie gewohnt ein gutes Auto hingestellt. Im freien Training habe ich zusammen mit meinem Ingenieur Frank Rohwer noch etwas am Setup gearbeitet - mit Erfolg - Bestzeit im Quali und damit auch ein extra Punkt! Jetzt waren es sieben Punkte auf Sugden und der Kutscher ging am Abend zufrieden in seinen Schlaf - so soll es sein!

Gut ausgeschlafen ab zur Rennstrecke - übrigens erfrieren muss da im Moment keiner. Wir hatten 34°C Luft- und bis zu 54°C Asphalttemperatur, versüßt mit fast 100% Luftfeuchtigkeit - alles klar? Ich muss immer über die "armen" F1-Fahrer schmunzeln, wenn sie z.B. in Sepang über Hitze klagen und sich dann die Luftschläuche in der Box in das Cockpit halten. Klar ist denen warm, aber die können es gerne mal 30 Minuten oder länger in so einem "Kasten" aushalten und dann noch ein Rennen fahren. Bin mir sicher, die Kollegen würden uns höchsten Respekt zollen! Wir haben da locker 60°C Innentemperatur...

Hätte, wäre, Motorschaden

Start, Lauf 1: Alles super, nach einigen Runden schon knapp 3 Sekunden auf die Verfolger herausgefahren - es läuft voll nach Plan, Sudgen auf P3 und dann wären es schon 11 Punkte! Denkste, jetzt kommt wieder hätte, wenn und aber - Motorschaden!

Schwungscheibe abgeschert und dann natürlich das volle Programm in der Getriebeglocke und wahrscheinlich auch eine gebrochene Kurbelwelle... Der Motor war von Porsche frisch revidiert und verplombt und keine 400 km gelaufen. Mein Team trifft hier keine Schuld, die Schrauben waren ja nicht locker - vermutlich Materialfehler.

Viel schlimmer: Nach so viel guter und harter Arbeit bin ich plötzlich schuldlos 11 Punkte im Rückstand - Racing kann so gemein und grausam sein! Im Rekordtempo neuer Motor, Getriebe und Kupplung verbaut und dann in Lauf 2 von hinten starten. Jetzt war mir alles schei... (ihr wisst was ich schreiben möchte...) Super start und nach wenigen Runden schon auf P2 vor Sugden - geht doch!

Racing kann grausam sein

Aber jetzt kommt wieder "hätte, wenn und aber". Langsamer Wasserverlust und das bei den Außentemperaturen. Der neue Motor lief konstant zwischen 100 und 110 Grad Wassertemperatur - das ist "grenzwertig" hoch - 3 Runden vor Schluss ging durch das zu heiße Öl auch noch der Öldruck in die Knie und der Motor hat sich dann in ein Notlaufprogramm geschaltet. Kurzum, ich musste ganz viel Drehzahl rausnehmen und Sugden ziehen lassen. P3 und Glück im Unglück, aber eigentlich viel zu viel Unglück! Kann man das so schreiben? Ich empfinde es so.

Am Wochenende geht es wieder auf die Nordschleife., Foto: flitzfoto
Am Wochenende geht es wieder auf die Nordschleife., Foto: flitzfoto

Ja, und jetzt wieder "hätte, wenn und aber". Jetzt hat Tim Sugden mit meinem Pech 13 Punkte mehr. Die aufzuholen wird sehr mühsam! Eigentlich wollte ich 13 Punkte Vorsprung mit aus Zhuhai nehmen. Übrigens, für den Wasserverlust konnte mein Team nichts. An dem Motor war ein Schlauch (wird beim Werk verbaut) nicht richtig befestigt, die Klemmschelle war zu wenig zusammengedrückt. Hat sich aber erst unter Volllast im Rennen gelöst. Ist immer ein Risiko mit einem neu verbauten Motor in ein Rennen zu gehen, normalerweise macht man da ja immer erst einen Rollout und prüft nach ein bis zwei Runden alle Schläuche.

Nordschleife und Kerpen

Echt schade, wir haben wieder super gearbeitet und alles richtig gemacht - und dann so eine Geschichte. Am Wochenende werde ich wieder bei Jürgen Alzen Motorsport mit dem Hankook H&R Porsche 997 in der VLN angreifen. Nach unserem 2. Gesamtplatz beim vorigen Rennen bin ich etwas auf den Geschmack gekommen! Ziel ist ganz klar wieder das Podium, was aber bei der harten Konkurrenz keineswegs einfach sein wird.

Direkt nach dem Rennen am Samstag geht es dann ab nach Kerpen. Sohn Nico hat wieder Kartchallenge und versucht Sonntag seine Tabellenführung weiter auszubauen. Das hat sein Vater ja auch versucht... Nico ist aber ein ausgesprochener Positivdenker - alles wird gut!