Du wohnst mittlerweile in Österreich. Geboren und aufgewachsen bist du aber gar
nicht weit vom Nürburgring in Braubach: Ist das 24h-Rennen so etwas wie ein Heimspiel?
Timo Scheider:
Ja, auf jeden Fall. Der Nürburgring und die Eifel haben vor allem zu
Beginn meiner Motorsport-Karriere eine große Rolle gespielt. Ich habe dort sehr viele
Freunde und bin immer wieder gerne dort oben. Es ist ein Stück Heimat für mich.
Worauf freust du dich bei den 24 Stunden am meisten?
Timo Scheider:
Auf die extrem offene und Motorsport-begeisterte Atmosphäre. Da ist alles
dabei, was das Motorsport-Herz begehrt. Das findet man so komprimiert sonst nirgendwo
auf der Welt bei einer Motorsport-Veranstaltung.
Das 24h-Rennen ist keine unbekannte Herausforderung für dich – 2003 hast du den
Gesamtsieg geholt, 2005 einen Klassensieg herausgefahren. Warum übt dieses Rennen
auf viele Fahrer einen ganz besonderen Reiz aus?
Timo Scheider:
Ganz klar, weil es eine ganz besondere Herausforderung ist, die spektakulärste und sicherlich auch gefährlichste Rennstrecke der Welt zu befahren, die schon aufgrund
ihrer Länge Tücken hat, die nicht voraussehbar sind. Die Länge kann auf verschiedenen
Streckenabschnitten auch unterschiedliches Wetter mit sich bringen. Und das Starterfeld ist
so bunt gemischt, dass es nicht nur auf den reinen Speed ankommt, sondern auch auf Clever-
ness, Taktik und natürlich ein Auto, das einem das Vertrauen gibt, schnell fahren zu können
und sicher ins Ziel zu kommen.
Du fährst in dieser Saison für Audi in der DTM und beim 24h-Rennen. Welche
Aufgabe ist für Sie reizvoller?
Timo Scheider:
Die Priorität liegt ganz klar auf der DTM, weil sie über das ganze Jahr verteilt
ist. Die Freude ist aber nicht minder groß, was das 24h-Rennen betrifft. Ich bin als Sieger von
2003 endlich wieder in der Lage, auf die Nordschleife zu gehen. Audi gibt mir ein Auto, mit
dem wir aller Voraussicht nach um Podiumsplätze mitfahren können.
Der Audi R8 ist eine Neuentwicklung, die ihre Kinderkrankheiten scheinbar mit phäno-
menaler Geschwindigkeit überwunden hat. Da kann das Ziel doch eigentlich nur der
Gesamtsieg sein?
Timo Scheider:
Natürlich muss man das mit Vorsicht betrachten, weil wir ein ganz neues
Projekt auf die Beine gestellt haben und die Priorität bei diesem Einsatz darauf liegt, möglichst viel
Erfahrung mit dem Auto zu sammeln. Zudem ist ein GT3-Auto auf der Nordschleife nicht un-
bedingt das schnellste. Aber mit Konstanz und der Unterstützung, die wir von Abt und Audi
bekommen, sollten wir ein Paket haben, mit dem wir um den Gesamtsieg fahren können.
Das ist ganz klar mein Ziel.
Welche Teams sind aus deiner Sicht die stärksten Gegner beim 24h-Rennen?
Timo Scheider:
Zunächst einmal natürlich die anderen drei Audi R8 LMS - das ist die erste
Orientierung für uns. Dann natürlich die erfahrenen Porsche-Teams wie Manthey, die da oben
am Nürburgring eine echte Hausnummer sind. Auch das Mamerow-Team hat sich bei den
letzten Rennen vom Speed her sehr gut positioniert. Ich denke, es gibt mindestens zwei Handvoll Autos, die vom Speed her vorne fahren können. Am Ende wird es darauf ankommen, dass
man gut durchkommt, bei Überrundungsmanövern keine Fehler macht und keine Kontakte hat,
die außerplanmäßige Stopps nach sich ziehen.
Wenn du den Audi R8 mit ihrem Siegerauto von 2003 vergleichen: Was sind die
wichtigsten Unterschiede?
Timo Scheider:
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich. Damals hatten wir ein Sprint-Auto,
ein reinrassiges DTM-Auto. Jetzt haben wir mit dem GT-Fahrzeug ein Kundensport-Auto, das
in eine andere Richtung zielt. Mich hat es sehr überrascht, dass wir mit dem GT-Fahrzeug inzwischen genauso schnell sind wie damals mit dem DTM-Astra. Die Entwicklung ist seitdem
natürlich nicht stehengeblieben. Ich bin trotzdem beeindruckt, welchen Speed wir gehen
können - natürlich auch dank der guten Reifen, die wir von Michelin bekommen.
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