Sie waren die Titelverteidiger, aber nicht die Favoriten. Trotzdem glaubte man bei Audi immer daran, die drei schnellen Peugeot irgendwie in die Schranken weisen zu können. "Am Anfang war Peugeot wie erwartet schneller", analysierte Ralf Jüttner das "verrückte" Rennen. "Doch dann musste der Gegner mit Kleinigkeiten kämpfen und wir blieben ihm an den Fersen." Dann kam das chaotische Wetter.

"Im Regen war die Strecke extrem heikel, verschmiert und rutschig", beschrieb Allan McNish. "Es war, als würde man auf Eis fahren." Seinem Audi R10 machte das nichts aus. "Der kleinste Fehler hätte keinen Ausrutscher bedeutet, sondern einen Unfall und das Ende des Rennens." Dazu kam es nicht, unter anderem dank der Denkarbeit am Kommandostand. "Es erforderte sehr kurzfristige Entscheidungen", erklärte Jüttner. Welche Reifen sollte man aufziehen? Teilweise erfuhren die Mechaniker erst Sekunden vor dem Wechsel die endgültige Ansage, welche Reifen sie aufziehen sollten.

So ließen Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish das schlechte Wetter und die favorisierten Peugeot hinter sich. "Ich bin überglücklich, dass ich die 24 Stunden von Le Mans endlich mit Audi gewonnen habe", freute sich McNish. "Ich war schon so oft so knapp davor. Dieses Mal hat es trotz härtester Konkurrenz und unberechenbarem Wetter endlich geklappt." Der Schlüssel zum Erfolg war die Fehlerfreiheit der Audi-Truppe: am Steuer, im Auto und an der Box. "Die einzige Möglichkeit, die schnelleren Peugeot zu schlagen, war ein fehlerfreies Rennen", bestätigte Capello. "Unser Audi hatte nicht das kleinste Problem. Wir haben keine einzige Sekunde an der Box verloren. So konnten wir Peugeot schlagen."

Für Jüttner erhält der Sieg 2008 somit einen ganz speziellen Platz. Auch Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich bezeichnete das Rennen als einzigartig. "Ich denke, für die Zuschauer konnte es kein schöneres Rennen geben." Schon gar nicht für Tom Kristensen, der seinen achten Le Mans-Triumph feierte. "Wir haben all das Gerede vergessen, wir könnten nicht zusammen gewinnen und nicht mit dem gelben Auto", so Kristensen. "Wir konnten 24 Stunden lang hart attackieren und gegen einen so starken Gegner wie Peugeot gewinnen." Das soll jedoch nur der Anfang sein: "Ich hoffe, wir können noch viele Le Mans-Rennen gemeinsam fahren."