Die Nordschleife des Nürburgrings ist ein Mythos. Zumindest am Wochenende auch ein sehr lebendiger Mythos. Dann nämlich tummeln sich Speed Heads und benzinverrückte Menschen aus aller Herren Länder an der Zufahrt zur Nordschleife auf der Döttinger Höhe. "Jeder, der in England ein wenig Benzin im Blut hat, weiss was mit 20832 gemeint ist", sagt Tom Brighton, Touristenfahrer auf dem Nürburgring. Er verbringt mit 4 Freunden zwei volle Wochen am Nürburgring – Männerurlaub. Die 20,832 Kilometer der Nordschleife sind in Großbritannien - auch durch einige Fernsehsendungen - vielleicht berühmter als hierzulande.

Viele Besucher nehmen absolut aberwitzige Anfahrtstrecken in Kauf, um die Nordschleife selbst zu erleben und selbst zu erfahren. Häufig als Passagier in einem der Ringtaxis, oft aber auch mit den eigenen vier Rädern. Sportmodelle aller Hersteller tummeln sich im Touristenverkehr auf den 20 Kilometern Eifelasphalt. Nicht nur Autos sind unterwegs, je wärmer das Wetter desto mehr Motorradfahrer versuchen sich auf der Nordschleife. Tragischerweise sind gerade sie häufig in Unfälle verwickelt.

Denn man muss ganz klar sagen: ein ungefährliches Vergnügen ist das Touristenfahren nicht. Jackie Steward nannte die Nordschleife nicht umsonst die "Grüne Hölle". Unfälle mit Blechschaden sind zumindest am Wochenende an der Tagesordnung.

Aller Gefahr zum Trotz kann der Otto-Normal-Autofahrer hier einmal Rennluft schnuppern und sein Fahrzeug auf einer Strecke ohne Gegenverkehr und ohne Tempolimit bewegen. Und entgegen aller Vorurteile ist die Gegend um Nürburg mitnichten "Männerland". Nicht wenige Besucher des Rings sind mit der gesamten Familie unterwegs und haben den Besuch zum Beispiel in eine Tour zum endgültigen Urlaubsort mit eingeplant. Fairerweise muss man allerdings gestehen, dass an sonnigen Tagen die Zahl kaffeetrinkender Damen ohne Begleitung auf der Terrasse der Touristenzufahrt erheblich ist...

Touristenfahrten gibt es unter der Woche an einigen Tagen, was allerdings auch durch häufige Testtage der Automobilindustrie immer seltener wird. Finden am Wochenende keine Rennen statt (VLN, RCN, GLP oder andere Veranstaltungen), ist die Nordschleife ganztags für den Touristenverkehr geöffnet.

Auch durch gelungene Umsetzungen der Nürburgring Nordschleife in einigen Computerspielen (z.B. Gran Turismo 4) erlebt die Strecke einen ungebremsten Besucherandrang, am Wochenende kann das schon einmal zum Stau auf der Döttinger Höhe am Ende der Runde führen. Jeder kann nämlich für 21 Euro pro Runde (mit Mehrfach-Karten oder mit einer Jahreskarte ist der Rundenpreis geringer) den Eifelkurs befahren.