Winterzeit ist Leidenszeit. Zumindest für die Motorsportfans. Skispringen und Biathlon sind durchaus nett anzusehen, aber nichts kann den Geruch von verbranntem Gummi und Benzin ersetzen. Zumal Schmitt und Co auch in diesem Jahr nicht wirklich das zeigen, was begeistern würde. Bei den Biathleten sieht die Geschichte schon anders aus, denn vor allem die deutschen Damen sind Weltspitze. Aber was sind "Hey´s" und "Hoh´s" gegen den maßgeschneiderten Sound der Boliden, die uns Sommer für Sommer verwöhnen?

Der Winter hat die Rennstrecken erreicht, Foto: Sutton
Der Winter hat die Rennstrecken erreicht, Foto: Sutton

Patriotismus hin und her - spätestens seit der Einführung der A1 Grand Prix Serie kann man seiner Nation auch im Motorsport die Daumen drücken. Und zumindest bei Deutschland hat das mit Nico Hülkenberg doch ähnlich gut geklappt wie bei unseren Wintersportlern. Auch wenn der Emmericher nicht aus den Bergen kommt und auf einer grauen statt weißen Piste fuhr: Er konnte begeistern. Nun sitzt Michael Ammermüller im Cockpit. Vom Akzent her könnte der Bayer durchaus auf zwei Brettern den Berg hinuntersausen oder springen, wenn er sich nicht für den Motorsport entschieden hätte.

Sein Einstieg in den Weltcup des Motorsports glich einem Erdbeben: Rempler, Durchfahrtsstrafen und eine Disqualifikation. Nach dem Zuspruch von Willi Weber folgte der Aufschwung mit einem Sieg im fernen Zhuhai. In knapp zwei Wochen darf Ammermüller im noch weiter entfernten Taupo an den Start gehen. Nachdem er sich warmgefahren hat und wieder Selbstvertrauen schöpfen konnte, erwarte ich ein weiteres Erdbeben. Natürlich nicht so stark wie in Malaysia, aber unser Michi darf es schon ordentlich krachen lassen.

Apropos Beben. Taupo, der Austragungsort des ersten A1 Grand Prix Rennens des Kalenderjahres, wurde schon erschüttert. Zunächst von Baufahrzeugen, kürzlich von Gott - oder wer auch immer für natürliche Beben verantwortlich ist. Nachdem es bei letzten Lauf in Neuseeland gerade einmal eine handvoll Überholmanöver gab, hat man den Streckenverlauf verändert. Eine etwas längere Gerade und eine enge Schikane sollen für Action auf der Piste sorgen. Wir sind gespannt, ob man doch nicht einschlafen muss, wenn man sich schon einmal aus dem Bett gequält hat, um das Rennen anzuschauen. Den Bauarbeiten folgte ein noch heftigeres Rumpeln, als das der Bagger. Zwei Erdbeben mit Stärken von über fünf auf der Richter-Skala haben die Kiwis zum Jahreswechsel aufgeweckt. Hoffentlich kann der Motorsport für ähnliches Aufsehen sorgen!

Während sich todesmutige Skifahrer die Hänge runterstürzten und schnelle Damen auf zwei Kufen über das Eisoval rasten, haben uns in den letzten Jahren immerhin die ebenfalls rasanten und todesmutigen Piloten der Rallye Dakar erheitert. Aus dem Wüstenspektakel ist in diesem Jahr leider nichts geworden: Der Terror hat gesiegt. Nun fühlt sich die Mauretanier beleidigt, da die Rallye wegen tödlichen Überfällen in ihrem Land gestrichen wurde. Für alle, die es ohne Motorsport bis zum Frühling nicht mehr aushalten, gibt es einen ganz besonderen Tipp: Das 24 Stunden Kartrennen in Köln.

Nach einem Jahr Pause für Aktive und Helfer lädt DTM-Pilot Bernd Schneider in diesem Monat zur elften Auflage des Langstreckenrennens. Wieder einmal wird sich in der Karthalle im Industriegebiet Rodenkirchen ein illustres Starterfeld zusammenfinden. Neben Schneider wollen sich gleich mehrere Talente aus der Formel 3 der 24-stündigen Herausforderung stellen, unter anderem Nico Hülkenberg. Adrian Sutil, einer der deutschen Formel 1-Piloten, hat ebenso seine Teilnahme angekündigt, wie Jamie Green, Susie Stoddart, Bruno Spengler und so weiter und sofort. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Die Fahrer sind relaxt, wollen nach dem Winter endlich wieder fahren und haben bei einer solchen Spaßveranstaltung kaum Verpflichtungen. Mit Kamera und Stift bewaffnet wäre es demnach der richtige Zeitpunkt, sich ein ganz persönliches und maßgeschneidertes Andenken zu beschaffen...