Mit Nico Hülkenberg, Christian Vietoris und Marco Wittmann betreuen Sie drei junge Fahrer. Was hat Sie gerade von diesen Drei überzeugt?
Willi Weber: Natürlich beobachtet man die jungen Piloten und sieht, wozu sie in der Lage sind. Marco hat beispielsweise in der Kart-Szene schon sehr große Erfolge eingefahren, Christian hat die Formel BMW gewonnen und das Weltfinale hervorragend gemeistert. Das sind Dinge, die einen Manager aufmerksam machen und ihm zeigen, welches Potential und Talent vorhanden ist. Über Nico brauchen wir, glaube ich, gar nicht reden, er ist ein Ausnahmetalent. Den Rest macht dann mein Bauch. Ich habe immer aus dem Bauch heraus entschieden - das ist eine Gefühlssache. Die Drei sind die Besten, die wir im Moment in Deutschland im Nachwuchs haben. Das traue ich mich ganz forsch zu sagen.

Willi Weber wünscht Marco Wittmann viel Glück vor dem Start am Norisring., Foto: BMW
Willi Weber wünscht Marco Wittmann viel Glück vor dem Start am Norisring., Foto: BMW

Sie sind auch Seatholder des A1 Team Germany. Glauben Sie, dass Sie den jungen Fahrern damit ein gutes Umfeld bieten können, um sich früh international zu beweisen?
Willi Weber: Nico Hülkenberg war aufgrund seiner Erfolge in Deutschland ja schon ein bekannter Name. Aber außerhalb des Landes hat ihn niemand gekannt. Durch die A1 ist er in allen Ländern, in denen er gefahren ist, international bekannt geworden. Man berichtet in der BBC, viele Fernsehanstalten erwähnen den Namen Hülkenberg, es gibt Fernsehaufnahmen. Es gibt viele kleine Brandherde. Wo Brand ist, da ist auch Rauch. Dieser Rauch steigt auf und damit wird er bekannt. Nico hat die A1 gewonnen, bei der Preisverleihung gab es eine tolle Veranstaltung in England, bei der Michael Schumacher dabei war. Das sind alles Mosaiksteinchen, die dabei helfen, einen jungen Fahrer aus der Nationalität herauszuheben und international bekannt zu machen. Das ist ungeheuer wichtig.

Aus Management-Sicht ist ein hoher internationaler Bekanntheitsgrad sicher gut. Aber könnte ein schon so früh vorhandenes, großes Interesse die Entwicklung eines jungen Fahrers nicht auch bremsen?
Willi Weber: Überhaupt nicht. Das ist das Erste, das sie lernen müssen: sich gegenüber der Presse zur Wehr zu setzen, wenn es zu viel wird. Das ist ein ganz entscheidender Punkt, der dann in der Formel 1 große Wichtigkeit hat. Dass man weiß, ich habe mich auf mein Rennen oder mein Qualifying zu konzentrieren und ich kann auch höflich nein sagen, mich zurückziehen und die Konzentration für das zu finden, worauf es ankommt - nämlich Rennen fahren.

Um kurz zur A1 zurückzukommen. Was ist für Sie persönlich die Faszination an dieser Rennserie?
Willi Weber: Wenn ich ehrlich bin, ist die einzige Faszination, die sie für mich hat, dass es ein Nationencup ist, bei dem Nationen gegeneinander antreten. Das ist aber nicht hundertprozentig durchdacht. Ich habe mich von Anfang an ein bisschen dagegen gewehrt und mir wäre es lieber, wir hätten zwei oder drei Piloten, die in dem Nations Cup fahren, wie bei den Olympischen Spielen, wo sich drei Langläufer ablösen und am Ende für ihr Land gewinnen. Was wir hier in der A1 haben, ist nichts anderes als eine Fahrermeisterschaft. Nico Hülkenberg hat sie gewonnen, Zweiter war zwar Team England, aber in Wirklichkeit wird wieder alles am Fahrer aufgehängt.

Sie haben aber auch Christian Vietoris die Chance gegeben, dass er sich beweisen kann...
Willi Weber: Christian hat sich in Mexiko tapfer geschlagen. Er hat sich ins Auto gesetzt und ist im Qualifying Zweiter geworden. Er wird auch die Chance bekommen, in diesem Jahr die ersten Rennen und eigentlich die ganze A1-Saison durchzufahren.

Marco Wittmann ist sehr gut in die Formel BMW gestartet. Hätten sie geglaubt, dass er sich im Formel-Rennsport so schnell zurecht finden kann?
Willi Weber: Ja. Die Grundausbildung, die Marco hat, ist sensationell. Das Feeling, das man heutzutage im Kartsport erlernt, das hilft ihm hier sehr viel. Er konnte das in der Sekunde umsetzen. Das einzige Problem von Beginn an waren die Starts. Die sind in so einem Formelwagen etwas kritisch, das muss man lernen und das kann er inzwischen. Das hat man auf dem Norisring gesehen. Das einzige Problem war der Rennabbruch, der völlig unnötig war. Dann hat man gedacht es regnet. Das Team hat ihm unnötigerweise den Flügel steiler gestellt, wodurch er auf der Geraden noch langsamer war. Das hat ihn dann von einem sicheren zweiten Platz auf den vierten Rang zurückgeworfen.

'Willi Weber und A1GP-Sieger Nico Hülkenberg, Foto: A1GP
'Willi Weber und A1GP-Sieger Nico Hülkenberg, Foto: A1GP

Wie haben Sie die Situation bei Nico gesehen? Was Romain Grosjean gemacht hat, schien etwas fragwürdig.
Willi Weber: Wenn es kein Teammitglied gewesen wäre, dann hätte ich es eingesehen und gemeint: OK, das ist einfach eine Rennsituation, die passiert - jeder will nach vorne. Unter Teamkollegen war so etwas aber völlig unnötig. Ihm da den Platz wegzunehmen, sodass er keine andere Chance hat, als in das Gras zu fahren, um einen Unfall zu verhindern und auszuweichen. Das fand ich ein bisschen eigenartig, dass da keine klaren Regeln innerhalb des Teams gemacht wurden. Ich bin der Meinung, dass das auch dem Team geschadet hat. Da muss einmal ein Gespräch geführt werden, dass er sich nicht so aufführt.

Christian Vietoris konnte nach seinem Chassiswechsel sofort zwei Mal auf das Podest fahren. Was glauben Sie, ist jetzt noch möglich? Er kennt das Auto ja erst kurz und müsste sich bei den nächsten Rennen noch besser damit zurecht finden.
Willi Weber: Das glaube ich bestimmt. Christian ist unheimlich schnell und unheimlich lernfähig. Er ist aggressiv, er will jetzt natürlich nach vorne, er ist ehrgeizig. Er hat gesehen, dass man Fehler gemacht hat, wobei er an der Wahl des Ligier nicht ganz unschuldig war. Er wollte ihn unbedingt haben, weil er bei den Tests sehr gute Rahmenbedingungen vorgefunden hat. Dann war er der Meinung, das sei das Auto. Man hat sich danach verzettelt, sowohl den Dallara als auch den Ligier präpariert und damit hat man wertvolle Zeit vergeudet. Jetzt ist es natürlich so, dass er das wettmachen will und ich bin mir sicher, das schafft er auch. Für mich ist es zu Saisonabschluss wichtig, zu sehen, wo wir stehen und warum stehen wir da. Es gibt Vermögen und Unvermögen und das, was bislang passiert ist, ist kein Beinbruch. Man sollte ihn auch nicht überfordern und meinen, er geht da rein, fährt Formel 3 und muss sofort die Meisterschaft gewinnen. Da sind Leute dabei, die fahren schon das zweite oder dritte Jahr. Sie haben einfach die Erfahrungswerte, sie wissen wo es langgeht und haben auch die Streckenkenntnis. Ich muss aber ganz klar sagen, ich bin bei allen Dreien sehr zufrieden mit dem, was bisher passiert ist. Man kann die Ausfälle und die Dinge, die waren, erklären. Wenn das nicht so wäre, müsste ich sagen, ich bin unzufrieden, das bin ich aber nicht. Man kann alles, was bei jedem einzelnen Fahrer passiert ist, erklären. Jetzt schaue ich nach vorne und zum Jahresende entscheide ich dann, wie wir weitermachen.

Noch kurz zur Gerüchteküche, die Nico schon in einen Formel 1-Renault für Testfahrten gesetzt hat...
Willi Weber: Das war natürlich wieder völliger Unfug. Nico hat sicher das Talent, irgendwann in der Formel 1 zu landen, aber davon sind wir noch meilenweit entfernt. Ich werde den Teufel tun; ihn ganz schnell dort hineinzwängen. Er sollte jede Klasse beherrschen, in der er fährt. Denn was momentan alles in der Formel 1 passiert wird alles an Michael Schumacher und Lewis Hamilton aufgehängt und jeder neue Fahrer, der kommt, muss sofort gewinnen und aufs Treppchen fahren. Wenn er das nicht tut, wird er gleich als nicht gut genug erachtet. Das ist im Moment eine Situation, die sehr, sehr unbefriedigend ist.

Was halten Sie überhaupt von den Vergleichen Hamilton und Schumacher? Sind sie überhaupt zulässig?
Willi Weber: Da kann man keine Vergleiche ziehen. Wenn Hamilton in einem Team angefangen hätte, wie wir damals bei Benetton, dann würde im Moment kein Mensch von ihm reden.

Nico Hülkenberg ist auf dem Weg zu großen Erfolgen., Foto: A1GP
Nico Hülkenberg ist auf dem Weg zu großen Erfolgen., Foto: A1GP

Es hat sich ja auch Heikki Kovalainen zu Beginn recht schwer getan und auch ein Nico Rosberg ist schnell. Sie haben nur nicht so ein gutes Auto...
Willi Weber: So ist es. Da kann man überhaupt keinen Vergleich sehen. Michael Schumacher ist für mich der beste Rennfahrer der Welt und wird es immer bleiben.

Dazu gab es ja auch die sehr dubiosen Gerüchte, Michael Schumacher würde wieder in den Ferrari steigen...
Willi Weber: Das kann ich mir nicht vorstellen. Das hat auch wieder jemand erfunden. Das gehört in die Abteilung Schwachsinn. Mitten in der Saison Räikkönen rauszuschmeißen und Michael Schumacher reinzusetzen, der Gedanke ist so dämlich. Das will ich eigentlich gar nicht kommentieren.