Auf der knapp 100 Kilometer von London entfernten Strecke in Thruxton verpasste die deutsche Nachwuchs-Pilotin Carrie Schreiner das Podium nur knapp. Die Formel 4 Boliden erreichen dort eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nahezu 185 km/h pro Runde, was zeigt, dass der englische Traditionskurs zu den schnellsten Rennstrecken der Welt gehört.

Da wegen den dortigen strengen Lärmbestimmungen nicht wie sonst üblich am Freitag zwei freie Trainingssessions stattfinden, startete man am Samstagmorgen direkt mit dem Qualifying. Carrie hatte in Thruxton im Februar zwar bereits einen Testtag, allerdings nur bei Regen oder Mischbedingungen. Diesmal war herrliches Frühlingswetter und die Strecke natürlich trocken.

"Unter diesen Umständen war klar, dass das Quali für mich sehr schwierig werden wird. Platz 20 war nicht gut, aber mein Rückstand von nur ca. 1,5 Sekunden auf den Polesetter stimmte mich doch optimistisch", so Carrie keineswegs enttäuscht.

Im Lauf 1 fuhr sie dann auch ein beherztes Rennen. Es gab zahlreiche Überholmanöver als auch Rempeleien und Carrie war in der vorletzten Runde bereits auf P11. Dann bekam sie an der schnellsten Stelle der Strecke hinten rechts einen Treffer von einem Gegner, den sie kurz zuvor überholt hatte. Ein Highspeeddreher bei über 220 km/h war die Folge. Glücklicherweise kam sie in Rennrichtung wieder zum Stehen, fuhr geistesgegenwärtig sofort weiter und rettete noch den 13. Platz ins Ziel.

Von dieser Position aus startete sie dann auch in Lauf 2 in dem sie sicherlich ihr bisher bestes Formelrennen fuhr. In einem spannenden, hochdramatischen Rennen, in dem die Positionen fast sekündlich wechselten, arbeitete sich die Saarländerin bis auf Platz 4 nach vorne. Auch eine zwischenzeitliche Safety-Car-Phase, weil sich ein Fahrer zum Glück unverletzt überschlug, konnte sie nicht aus dem Rhythmus bringen. Drei Runden vor Schluss führte der australische Red Bull Junior, Luis Leeds, relativ komfortabel, dahinter hatte sich eine Dreiergruppe mit den Engländern Jamie Caroline, Billy Monger und eben Carrie Schreiner vom restlichen Feld abgesetzt. Der enthusiastische Streckensprecher kommentierte vor den über 40.000 erstaunten Zuschauern "the young German girl is now fighting for the podium!" Diese erfreuten sich an einem beinhart geführten Dreikampf, die Positionen änderten sich aber nicht mehr.

Carrie nach dem Rennen: "Ich hatte am Schluss die meisten Reserven. Aber Jamie Caroline fuhr eine sehr grenzwertige Kampflinie. Da wäre es für Billy und mich extrem riskant gewesen zu überholen. Auch wenn das Podium möglich gewesen wäre, bin ich mit Platz 4 total zufrieden. Bei den ersten beiden Veranstaltungen in Deutschland hatte ich ein gutes Qualifying und noch ein gutes Qualifikationsrennen. Ansonsten war ich mit einer Ausnahme immer in unverschuldete Kollisionen verwickelt. Deshalb habe ich dieses Erfolgserlebnis dringend gebraucht! Es hat mega Spaß gemacht das erste Mal nach meiner Kartzeit wieder ums Podium zu kämpfen."