Es war ein aufregendes und historisches Wochenende in der TCR International Series auf dem Red Bull Ring. Das sehnlichst erwartete Debüt des neuen Volkswagen Golf TCR hat sich mehr als ausgezahlt: Pol Rosell gewann in beeindruckender Art und Weise das zweite Rennen.

Der 23 Jahre alte Spanier, der in die Entwicklung des Golf eingebunden war, hat seine Poleposition perfekt umgesetzt und alle in Schach gehalten. In den letzten Runden konnte er sich erfolgreich den Attacken von Pepe Oriola und Jordi Gené erwehren. Das Trio machte ein rein spanisches (und katalanisches) Podium perfekt.

Vokswagen ist neben SEAT, Honda und Audi bereits die vierte Marke, die ein Rennen in der Debüt-Saison der Serie gewinnen konnte. Oriola, Dritter in Rennen eins, war im Hinblick auf den Titelkampf der große Gewinner des Wochenendes. Er verließ Österreich als neuer Führender der Gesamtwertung – mit zwei Punkten Vorsprung auf Stefano Comini und einem Polster von 24 Zählern auf Gené. Morbidelli, Belicchi und Gleason sind nicht allzu weit davon entfernt. Die Bühne für ein spannendes Finale der Saison bei den verbleibenden Rennen in Asien ist bereitet.

Target Competition hat im ersten Rennen einen Doppelsieg gefeiert. Stefano Comini gewann vor Andrea Belicchi, nachdem Gianni Morbidelli im Anschluss an das Rennen von den Stewards bestraft wurde. Der Fahrer von WestCoast Racing hatte sich zu viele Berührungen mit der Konkurrenz geleistet – vor allem im hitzigen Dauerduell mit Comini. Aufgrund von Bremsproblemen musste er im zweiten Rennen vorzeitig aufgeben: ein bitteres Ende für Morbidelli.

Auch der Kampf um den Teamtitel spitzt sich zu. Die Mannschaft von Craft-Bamboo Lukoil hat die Lücke zum Team Target Competition bis auf 14 Punkte geschlossen. Die TCR International Series geht nach der Sommerpause mit den Rennen 17 und 18 in Singapur (19. und 20. September) weiter. Es wird das dritte Event der Saison 2015 sein, das im Rahmen eines Formel 1 Grand-Prix ausgetragen wird.

Rennen 1 – Comini erbt den Sieg nach Morbidellis Strafe

Auf dem Red Bull Ring lieferten sich die TCR Fahrer ein packendes erstes Rennen. Gianni Morbidelli zeigte sich am abgeklärtesten und konnte sich gegen seinen ärgsten Meisterschaftskonkurrenten in einem spannenden Duell durchsetzen. Comini führte das Rennen über den Großteil der Zeit an, konnte Morbidelli in den letzten Runden jedoch nicht länger in Schach halten.

Comini erbte den Sieg nach dem Kampf mit Morbidelli, Foto: TCR
Comini erbte den Sieg nach dem Kampf mit Morbidelli, Foto: TCR

Auf den erbitterten Kampf um die Führung zwischen Gianni Morbidelli und Stefano Comini während des ersten Rennens der TCR International Series auf dem Red Bull Ring folgte eine hitzige Auseinandersetzung zwischen den beiden Rivalen. Letztlich verlor Morbidelli seinen Sieg aufgrund einer 30-Sekunden-Strafe, die ihn auch aus den Punkterängen fallen ließ.

Die Stewards entschieden, dass sich der Fahrer vom Team WestCoast Racing im Rennen unsportlich verhalten hatte. Er habe die Fahrzeuge von Comini, Belicchi und Oriola mehrfach berührt.

Direkt hinter den beiden Duellanten waren Andrea Belicchi und Pepe Oriola in ihren eigenen Kampf um Rang drei verstrickt. Belicchi lag beim Überqueren der Ziellinie nur Millimeter vor seinem Rivalen. Die ersten vier Fahrer trennten nur 1,2 Sekunden.

Rennen 2 – Rosell gelingt der Premierensieg für Volkswagen

Der Volkswagen Golf TCR hat bei seinem Debüt in der TCR International Series in seinem zweiten Rennen überhaupt den ersten Sieg gefeiert. Pol Rosell holte nach fehlerfreier Vorstellung von der Pole-Position aus einen Start-Ziel-Erfolg.

Das vom Liqui Moly Team Engstler eingesetzte Auto konnte die beiden SEAT von Pepe Oriola und Jordi Gené des Teams Craft-Bamboo Lukoil, die über das gesamte Rennen, aber letztlich vergebens, großen Druck auf Rosell ausübten, hinter sich halten. Mit drei Vertretern auf dem Podium war es ebenfalls ein großartiger Tag für den katalanischen (und spanischen) Motorsport. Die besten SEAT von Target Competition und die besten Honda von WestCoast Racing hatten einen schwierigeren Nachmittag. Comini rettete einen neunten Platz, nachdem sein Auto in unzähligen Zwischenfällen beschädigt wurde, während Belicchi mit mechanischen Problemen aufgeben musste. Im Honda Civic Lager leistete sich Morbidelli einen Fehler, der ihn ins Kiesbett katapultierte, während Kevin Gleason das Rennen auf Rang fünf beendete.

Mikhail Grachev wurde Sechster vor Lorenzo Veglia und Michela Cerruti, die beide ein gutes Rennen zeigten. Den letzten Punkt sammelte Gabriele Marotta.

Was die Sieger zu sagen hatten

Stefano Comini, Sieger Rennen 1: "Der Honda war sehr schnell und konstant. Ich habe versucht, taktisch zu fahren, aber es war sehr schwer, vorne zu bleiben. Darüber hinaus hat mich Morbidelli zu Beginn des Rennens hinten getroffen, und danach noch ein paar Mal. Dadurch wurde die Performance meines Autos in den Schlussrunden merklich beeinträchtigt. Aus meiner Sicht war die Strafe, die er bekommen hat, mehr als gerechtfertigt."

Oriola hat die Meisterschaftsführung übernommen, Foto: TCR
Oriola hat die Meisterschaftsführung übernommen, Foto: TCR

Pol Rosell, Sieger Rennen 2: "Es ist fantastisch! Hierher zu kommen, das erste Rennen im Golf und mein erstes Rennen überhaupt in der TCR, und dann zu gewinnen, das ist einfach phänomenal! Das Wochenende war sehr anstrengend. Es war schwierig, die richtige Balance zu finden und ich musste mich zunächst an die für mich neuen Reifen von Michelin gewöhnen. Doch schließlich ging alles gut. Ich hatte einen perfekten Start und konnte mir eine kleine Atempause verschaffen – ich würde aber nicht unbedingt von einem Vorsprung sprechen. In den letzten fünf Runden hatte ich ein paar Probleme mit den Reifen und das Auto hat ein wenig übersteuert, sodass es schwierig war, Jordi und Pepe auf Distanz zu halten. Da ich am Testprogramm des neuen Golf beteiligt bin, ist es ein ganz besonderes Gefühl für mich, dieses Ergebnis geholt zu haben. Es ist ein großartiges Auto und sehr gut zu fahren. Ich denke, dass wir es noch häufiger auf dem Podium sehen werden. Natürlich gibt es viele Parallelen zum SEAT Léon, aber die Karosserie ist anders, und das führt zu einigen Unterschieden beim Fahrverhalten und der erforderlichen Fahrweise."

Pepe Oriola, neuer Meisterschaftsführender: "Ich bin hier noch nie zuvor gefahren, deshalb ist es toll, gleich zweimal auf das Podium gekommen zu sein und das Ziel, das ich mir selbst gesetzt hatte, erreicht zu haben: nämlich die Führung in der Meisterschaft zu übernehmen. Ich habe zahlreiche Stunden im Simulator verbracht, um die Strecke genauestens kennenzulernen, und habe mir Rat bei meinem Bruder Jordi geholt, der hier in der vergangenen Woche gefahren ist. Aber die Realität ist doch immer etwas anderes. Das zweite Rennen war sehr hart, weil ich zunächst Belicchi überholen und dann auf einen Fehler von Grachev hoffen musste. Dann konnte ich zu Jordi aufschließen und ihn überholen, als er in der zweiten Kurve zu weit herausfuhr. Bei Rosell gelang mir das leider nicht, obwohl er auch einige Male ziemlich weit außen fuhr, jedoch nicht weit genug zum Überholen. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen und sicher in die Punkteränge fahren. Dabei profitierte ich natürlich auch ein wenig vom Pech meiner Konkurrenten wie Comini und Morbidelli."