Kolumbien erobert die USA! In einem packenden und gegen Ende von Gelbphasen zerstückelten Texas-Krimi holte sich Carlos Huertas seinen ersten Indycar-Sieg vor Juan-Pablo Montoya und Carlos Munoz. Dabei hatte er das Glück auf seiner Seite: Huertas gewann in Houston mit nahezu leerem Tank dank einer Reihe von Gelbphasen am Ende des Rennens, die seine Strategie retteten. Der Kolumbianer kam vom 19. Startplatz und nutzte das chaotische Rennen, um mit einem Boxenstopp weniger als der Großteil der Konkurrenz den Sieg nach Hause zu fahren. Das kolumbianische Triple kam auch durch eine Strafe gegen Graham Rahal zustande.

Sato brilliert und crasht

Doch der Reihe nach: Angesichts der beim Start überfluteten Strecke wurde die Renndistanz von 90 Runden gar nicht erst in Angriff genommen, sondern ein Zeitlimit von 110 Minuten festgelegt. Beim Start behielt Polemann Simon Pagenaud die Nase zunächst vorne, während Rahal den Wagen abwürgte. Mann der ersten Runden war Ex-F1-Pilot Takuma Sato, der von Startplatz sechs aus binnen weniger Runden bis an die Spitze vorstieß, von der Hälfte der überholten Wagen Lackproben mitnahm und in seiner typischen Manier unglaubliche Überholmanöver vorexerzierte.

Doch der Japaner sollte einer Unsportlichkeit von Andretti Autosports zum Opfer fallen: Marco Andretti kam nach einer Kollision zu einem Reifenwechsel und genau vor Sato wieder auf die Strecke. Zunächst versuchte er, nur in der Führungsrunde zu bleiben. Doch als Sato Druck machte und Andretti blaue Flaggen gezeigt bekam, ignorierte er sie und blockierte stattdessen den AJ-Foyt-Piloten so lange, dass Andretti-Pilot James Hinchcliffe direkt aufschloss. Beim Boxenstopp unter gelb schaffte es "Hinchtown" schließlich, in Führung zu gehen.

Montoya sicherte sich seinen zweiten Podestplatz beim Comeback, Foto: IndyCar
Montoya sicherte sich seinen zweiten Podestplatz beim Comeback, Foto: IndyCar

Nach dem Restart war Sato Zweiter, hinter ihm auf der Strecke der überrundete Mikhail Aleshin. In einer Anbremszone zog der Japaner dem russischen Rookie vor das Auto und beide Fahrzeuge waren sofort eliminiert. Zu diesem Zeitpunkt war die Piste trotz eines neuerlichen Kurzschauers so weit abgetrocknet, dass man Slicks fahren konnte. Nun waren es Sebastien Bourdais und James Hinchcliffe, die scheinbar den Sieg unter sich ausmachten. Als sie aber vorschriftsmäßig ein zweites Mal an die Box kamen, mussten sie feststellen, dass andere diesen Service schon wesentlich früher absolviert hatten und durch Gelbphasen die Zeit zurückbekommen haben.

Spritpoker bei Dale Coyne geht nur zu 50 Prozent auf

Justin Wilson führte nun das Feld an, hatte aber nicht genug Sprit, gleiches galt für Carlos Huertas. Deshalb sah es zwischenzeitlich gut aus für Scott Dixon, doch dem amtierenden Meister unterlief ein untypischer Fehler, als er in die Mauer fuhr und unkontrolliert auf die Strecke zurücktrudelte. Dauer-Unglücksrabe Simon Pagenaud streifte den roten Ganassi-Dallara DW12 und ramponierte sich die Aufhängung, Charlie Kimball konnte im grünen Ganassi-Boliden gar nicht mehr ausweichen und knallte in seinen Teamkollegen hinein, womit für gleich zwei Ganassi-Fahrzeuge das Rennen gelaufen war.

Wilson hielt an der Spitze im Spritspar-Modus das Feld kompakt beisammen, so dass unglaublich enges Racing zustande kam. Die Hoffnung auf weitere Gelbphasen wurde zwar erfüllt, aber zu spät: Wilson musste in die Box, Teamkollege Huertas übernahm das Kommando vor Kanaan, der jedoch von Montoya überrumpelt wurde. Dieser zeigt mit spektakulären Überholmanövern, dass das Feuer in ihm noch immer brennt.

Will Power bleibt trotz eines Katastrophenrennens Tabellenführer, Foto: IndyCar
Will Power bleibt trotz eines Katastrophenrennens Tabellenführer, Foto: IndyCar

Briscoe rempelt, Huertas triumphiert

Noch immer war nicht klar, ob Huertas es über die Distanz schaffen würde, da drehte der dritte Ganassi-Pilot, Ryan Briscoe, Sebastian Saavedra um, dessen Motor abstarb - Gelbphase! Damit war Huertas im Fenster, um durchzufahren, doch dahinter lauerte Montoya, der den einen möglichen Sensationssieg durch einen anderen ersetzen wollte. Eine Runde unter grün sollte noch abgespult werden: Huertas zog kurz das Tempo an, um seine Hinterreifen aufzuwärmen und bremste noch einmal ab. Montoya bremste, Kanaan bremste, Rahal wurde komplett überrascht und bremste nicht mehr. Er fuhr dem vierten Ganassi-Fahrer ins Auto, drehte diesen um und sorgte damit für das Ende des Rennens, da zwangsläufig wieder gelb rauskam.

Takuma Sato sammelte nach starker Leistung wieder 0 Punkte, Foto: IndyCar
Takuma Sato sammelte nach starker Leistung wieder 0 Punkte, Foto: IndyCar

Huertas triumphierte vor Montoya und Rahal, der aber sofort eine Strafe aufgebrummt bekam - ein Schicksal, das er sich mit Briscoe teilte. Somit rückte Carlos Munoz auf Rang drei vor und komplettierte einen historischen Triumph dreier Kolumbianer. Bourdais wurde Vierter, Hinchcliffe Fünfter, die weiteren Top-10-Positionen gingen an Jack Hawksworth, Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti, Helio Castroneves und Justin Wilson.

Die Definition eines Albtraumes erlebte Tabellenführer Will Power, der sich im Qualifying beim Setup verzettelt hatte. Im Regen ging nichts, im Trockenen etwas mehr, doch Penske holte ihn erst zu früh zum Reifenwechsel rein und schickte ihn auf einem zweiten Satz Regenreifen wieder raus, was ihn alle Positionen kostete, die er bis dahin gutgemacht hatte. Dann streifte er die Wand und schließlich drehte er sich auf einer Pfütze raus. Anders als Scott Dixon wählte der Australier aber den Reifenstapel und nicht die Mauer, so dass er das Rennen fortsetzen konnte und 14. wurde. Da die Verfolger Castroneves und Hunter-Reay ebenfalls nur am unteren Ende der Top-10 landeten, blieb das Meisterschaftsbild nahezu unangetastet.