Herr Marquardt, die DTM ist ab 2012 das Hauptprojekt von BMW Motorsport. Warum ist der Kundensport als weiteres Standbein dennoch wichtig für die Marke BMW?
Jens Marquardt: Ein Blick in die BMW Historie zeigt, dass die Marke seit der Neuausrichtung Anfang der 1960er Jahre immer Kundensport betrieben hat. Diese Tradition ist einzigartig. Wir fühlen uns zum einen dieser Tradition verpflichtet, zum anderen hat der Kundensport auch im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends nichts an seiner Bedeutung in der internationalen Motorsport-Landschaft verloren. Weltweit gibt es zahllose Rennserien, in denen BMW Rennfahrzeuge an den Start gehen, und in denen Privatfahrer durch sportliche Erfolge Werbung für unsere Marke machen. Das wird für uns auch in Zukunft sehr wichtig sein.

Über Jahre war der für das S2000-Reglement entwickelte BMW 320 TC samt seiner Vorgänger das Zugpferd des BMW Kundensports. Wie wird das Programm in der Zukunft aussehen?
Jens Marquardt: In der Tat ist der BMW 320 TC ein sehr wichtiges Rennfahrzeug für uns. Das Konzept des S2000-Reglements hat es möglich gemacht, den BMW 3er in unzähligen Rennserien einschließlich der Tourenwagen-Weltmeisterschaft einzusetzen. Deshalb war es sowohl für Kunden als auch für uns besonders attraktiv. Vom BMW 320 TC, seine Vorgänger 320si und 320i eingeschlossen, konnten wir binnen zehn Jahren knapp 200 Exemplare verkaufen – diese Zahl spricht für sich. Derzeit ist jedoch ein Wandel zu beobachten. Einige zentrale Serien, etwa in Großbritannien und Skandinavien, verabschieden sich vom S2000-Reglement. Gleichzeitig wächst der Zuspruch für Meisterschaften nach GT3-Reglement. Dieser Entwicklung tragen wir mit unserem verstärkten Engagement mit dem BMW Z4 GT3 Rechnung.

Ist der Gesamtumfang dieses Programms mit dem des BMW 320 TC vergleichbar?
Jens Marquardt: Was die reinen Stückzahlen angeht, lassen sich die beiden Programme aktuell noch nicht miteinander vergleichen. Beim technologischen Aufwand gibt es jedoch viele Parallelen. Das erfordert andere Ressourcen, sowohl bei uns als auch auf Kundenseite. Wir unterstützen unsere Kunden auf einem sehr hohen Niveau und sind in allen wichtigen Rennserien, in denen der BMW Z4 GT3 antritt, an der Strecke präsent.

Wie viele BMW Z4 GT3 Fahrzeuge haben Sie bis dato ausgeliefert?
Jens Marquardt: Im Premierenjahr 2010 haben wir sieben Exemplare des BMW Z4 GT3 abgesetzt. Stand Januar 2012 liegen wir bei 29 Fahrzeugen, die von verschiedenen Kundenteams weltweit eingesetzt werden. Diese Zahl zeigt das große Vertrauen vieler Privatkunden in die Leistungsfähigkeit dieses Fahrzeugs.

Welche sind die wichtigsten Rennserien, in denen der BMW Z4 GT3 vertreten ist?
Jens Marquardt: Davon gibt es mittlerweile sehr viele. Selbst die prestigeträchtige FIA GT1-Weltmeisterschaft sattelt auf GT3-Fahrzeuge um. Für diese WM plant das Vita4One Team mit zwei BMW Z4 GT3. Hinzu kommen die FIA GT3-Europameisterschaft, das deutsche ADAC GT Masters, die Blancpain Endurance Series mitsamt des 24-Stunden-Rennens von Spa-Francorchamps, die VLN mit den 24 Stunden auf dem Nürburgring, wo unter anderem das Team Schubert antreten wird, die japanische Super GT, die britische, französische, italienische, schwedische und brasilianische GT-Meisterschaft. Wir sind also in allen wichtigen GT3-Rennserien weltweit präsent. Das zeigt auch die strategische Relevanz dieses Programms für unsere Marke.

Wie lautet Ihr sportlicher Anspruch?
Jens Marquardt: Wo BMW im Motorsport antritt, wollen wir um Siege und Titel mitkämpfen. Das erwarten die Kunden von uns, und diesen Anspruch stellen wir auch an uns selbst.

Bis wann planen Sie mit dem BMW Z4 GT3?
Jens Marquardt: Um die Wettbewerbsfähigkeit dieses Rennfahrzeugs zu gewährleisten, haben wir in hohem Umfang in die Entwicklung investiert. Das Upgrade Kit für 2012 ist gerade homologiert worden und zielt auf die für unsere Kunden wichtigen Aspekte ab: Fahrbarkeit, Reifenverschleiß, Gesamtperformance. Aufgrund dieses hohen Aufwands wird dieses Fahrzeug bis mindestens 2015 unser Kundensport-Fahrzeug im GT3-Segment sein. Alles andere würde schon rein ökonomisch keinen Sinn machen.

Gibt es schon Überlegungen zu einem möglichen Nachfolger? Beispielsweise ein BMW M3 GT3?
Jens Marquardt: Nein, solch ein Schritt wäre aus unserer Sicht nicht sinnvoll. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass ein GT3-Rennfahrzeug schon rein bauartbedingt nicht auf einem derartigen Serienpendant basieren könnte: Wir planen mit dem BMW Z4 GT3 derzeit, wie gesagt, bis Ende 2015. Damit ist er das GT3- Fahrzeug für die nächsten Jahre, und wir sind überzeugt, dass dieses Rennauto bis zum Ende seiner Einsatzzeit noch absolut konkurrenzfähig sein wird.

Wie wird Ihr Kundensport-Portfolio abseits des BMW Z4 GT3 aussehen?
Marquardt: Wir werden auch 2012 den BMW 320 TC auf gewohnt hohem Niveau im vollen Umfang technisch betreuen. Dasselbe gilt für unser Einstiegs-Kundensportfahrzeug, den BMW M3 GT4. Wir sind stolz darauf, davon gerade das 24. und 25. Exemplar nach Brasilien verkauft zu haben. Damit haben wir unsere Ziele für dieses Fahrzeug bereits erreicht. Wir machen uns nun Gedanken über ein neues Einstiegsmodell im Bereich der GT4-Kategorie – und/oder darunter. Aber das sind zum jetzigen Zeitpunkt lediglich Gedankenspiele.