Christer Jöns, Christopher Mies und Darryl O´Young gewannen den Langstrecken-Klassiker am Mount Panorama unter schwierigsten Bedingungen. Regen, Nebel, mehrere Führungswechsel und zahlreiche Safety-Car-Phasen unterbrachen den Rennrhythmus des jungen Trios immer wieder. Doch am Ende gewannen sie mit 1.13 Minuten Vorsprung.

Audi bleibt in Bathurst ungeschlagen: Zum zweiten Mal in Folge setzte sich der R8 LMS beim bedeutendsten GT-Langstreckenrennen auf dem fünften Kontinent durch. Die Bedingungen waren weitaus schwieriger als noch vor einem Jahr: Unterschiedlich starker Regen und zeitweilig dichter Nebel sorgten für etliche Dreher, Ausritte und Gelbphasen. Alleine in den ersten vier Rennstunden gab es Führungswechsel zwischen drei verschiedenen Fahrzeugmarken.

Ab der vierten Rennstunde behauptete sich Phoenix Racing an der Spitze. Beide R8 LMS der Mannschaft aus Meuspath lieferten sich einen spannenden Kampf um die Spitze. Auch ein Dreher mit Ausritt ins Kiesbett, der den schwarzen R8 LMS mit der Nummer "1" kurzzeitig auf Platz drei zurückwarf, konnte Jöns/Mies/O´Young nicht am Sieg hindern. Das Trio war bereits am Samstag mit der Trainingsbestzeit und Startplatz eins das Maß der Dinge. Der Sieg am Sonntag komplettierte ein perfektes Wochenende. Der erfolgreiche Kundensport-Rennwagen von Audi feierte mit dem Triumph in Bathurst bereits den 119. Sieg in seiner dreijährigen Karriere.

Weniger Glück hatte der zweite Audi R8 LMS von Phoenix Racing. Das australische Trio Warren Luff/Craig Lowndes/Mark Eddy hatte sich zunächst mit einer starken Leistung von Startplatz fünf nach vorn gekämpft. In der vierten und fünften Rennstunde lag der R8 LMS mit der Startnummer "2" sogar in Führung. Eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe für einen abgerissenen Tankschlauch warf den weißen Audi zur Rennmitte jedoch um vier Runden zurück.

Anschließend verlor Mark Eddy in Runde 157 in dichtem Nebel und bei starkem Regen die Kontrolle über sein Auto. Er prallte mit der linken Fahrzeugseite an der Streckenstelle "The Dipper" in eine Betonmauer und musste mit Aufhängungsschäden an Vorder- und Hinterachse aufgeben. Bereits in Runde 60 war der Audi R8 LMS des Teams United Autosports den tückischen Bedingungen zum Opfer gefallen. Frank Yu aus Hongkong drehte sich und beschädigte den Fahrzeugrahmen, als er gegen eine Mauer prallte. Beide Fahrer blieben unverletzt.

Die Mauern stehen in Bathurst direkt an der Strecke, was zwei Audi-Teams zu spüren bekamen, Foto: Audi
Die Mauern stehen in Bathurst direkt an der Strecke, was zwei Audi-Teams zu spüren bekamen, Foto: Audi

Innerhalb von zwölf Monaten hat Audi nun vier große Langstreckenrennen gewonnen: zwei Erfolge bei den 12 Stunden von Bathurst und jeweils ein Sieg bei den 24-Stunden-Rennen auf den belgischen Strecken in Spa und in Zolder stehen zu Buche. Dazu kommt der GT3-Klassensieg bei den 24 Stunden Nürburgring.

Stimmen nach dem Rennen

Romolo Liebchen, Leiter der Kundensport quattro GmbH, strahlte nach einen nervenaufreibenden Rennen: "Nach diesem Wochenende können wir überglücklich sein, denn wir haben einen ziemlich harten Tag erlebt. Wir haben zwölf Stunden lang von Anfang bis Ende gekämpft, und das unter schwierigen Bedingungen. Wir haben gewonnen, andererseits kamen auch zwei Audi durch Unfälle nicht ins Ziel - darunter unser starkes australisches Auto."

"Am Ende kam ein R8 LMS durch, und dabei haben sich unsere Youngster ganz abgebrüht durchgesetzt. Eine tolle Leistung! Die Autos liefen vom ersten Meter ohne Beanstandung. Sie waren zuhause perfekt vorbereitet und sind von Phoenix Racing perfekt eingesetzt worden. Und es ist schön, wenn wir unsere Kernwettbewerber schlagen können und vor Mercedes und Ferrari ins Ziel kommen. Das macht uns schon ein bisschen stolz. Die beiden 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und in Spa sind die nächsten großen Ziele für den R8 LMS. Parallel dazu beginnen weltweit demnächst rund 20 Meisterschaften, in denen der R8 LMS am Start sein wird."

"Das Geheimnis zum Erfolg war die Ausgeglichenheit des siegreichen Fahrertrios", lobt Phoenix-Teamchef Ernst Moser die jungen Talente. "Sie waren alle sehr gut, denn es war richtig schwierig in Bathurst. Die Konkurrenz lag bis zur letzten Runde in Lauerstellung. Ein großes Lob an die Fahrer und an meine Mannschaft. Bei der Strategie waren wir nicht immer im Vorteil, da einige Konkurrenten in Gelbphasen immer wieder aufholen konnten. Aber wir konnten uns stets freischwimmen."

"Wir alle lieben Langstreckenrennen. In unserer Teambilanz steht nach den Siegen in Nürburgring und Spa jetzt auch ein Erfolg in Bathurst. Auch unser zweites Auto war siegfähig. Craig und Warren blieben immer fehlerfrei. Leider kam Mark im Regen ans Limit. Nach einem kleinen Fehler vehement die Mauer zu touchieren, ist sehr hart. Sonst wäre das Auto zum Schluss auch ganz vorn gewesen. Sie haben zwischenzeitlich geführt. Das sind drei Klasse-Typen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie einmal nach Deutschland kämen und mit uns ein Langstreckenrennen auf dem Nürburgring fahren würden."

Christer Jöns war völlig aus dem Häuschen: "Ich kann es kaum glauben! Ich habe die Szenen im Fernsehen zum Schluss des Rennens noch einmal sehr genossen. Das ist mein erster Sieg mit dem Audi R8 LMS, und das ausgerechnet bei meinem Bathurst-Debüt. Darryl (O´Young) brachte das Auto am Ende sicher ins Ziel. Das war ein wirklich hartes, anspruchsvolles Rennen mit vielen Unbekannten. Das Wetter war unberechenbar, ständig haben sich die Streckenbedingungen geändert. Und es war ein echter Kampf bis zum Schluss."

Perfekte Boxenarbeit beim Phoenix-Team, Foto: Audi
Perfekte Boxenarbeit beim Phoenix-Team, Foto: Audi

"Der Sieg ist toll, denn mein Rennen war nicht gerade einfach", sagte Christopher Mies nach der erfolgreichen Titelverteidigung. "Schon früh zog ein Ferrari an uns vorbei. Später hat Christer (Jöns) das Auto übernommen, dann fuhr ich wieder im Regen. Wir lagen weit vorne, als beim Anbremsen der letzten Kurve einmal meine Hinterräder blockierten und ich ins Kiesbett rutschte. Wir haben also echte Höhen und Tiefen erlebt. Am Ende haben wir mit einer guten Minute Vorsprung gewonnen. Wir waren immer sehr schnell. Im Regen waren wir teilweise fünf Sekunden schneller als unser Schwesterauto und als der Mercedes, der am Ende Zweiter wurde. Wir waren auch die Schnellsten bei den Boxenstopps. Mir kamen am Ende die Tränen, denn dieser Sieg war ultra-hart erkämpft bei unglaublich schlechtem Wetter gegen starke Konkurrenten."

Darryl O´Young freute sich ebenfalls: "Das Team war großartig. Die Zusammenarbeit zwischen der quattro GmbH und Phoenix Racing war fantastisch. Für Phoenix war Australien Neuland, ebenso für Christer Jöns. Er fuhr erstklassig. Für mich war es eines der härtesten Rennen, weil sich die Bedingungen ständig änderten. Es gab viel Aquaplaning, und wir mussten zeitweise mit Slicks im Regen fahren. Eine fantastische Leistung von allen. Vielen Dank an die gesamte Mannschaft."