Motorsport-Magazin in Aktion, Foto: xpb
Motorsport-Magazin in Aktion, Foto: xpb

Zwölf Runden GP-Strecke im BMW M3, ein schneller Run an der Seite von Dirk Müller im M3 GT4 und ein paar Runden vermeintlicher Drifts stecken mir in den Knochen. Weiter geht's mit der Castrol Edge Experience auf dem Nürburgring, Slalom steht auf dem Programm. Vom heißgeliebten M3-Schlüssel muss ich mich leider verabschieden, ein BMW 535 ist das Gefährt der Wahl. "Oha, mit der Staatskarosse um die Pylonen", denke ich mir beim Anblick des Autos, das nur wenig Motorsport-Flair versprüht. Egal, jetzt geht es um die Wurst! Ein Platz auf dem Podium steht in Aussicht, wenn ich eine starke Performance auf dem mit Pylonen abgesteckten Platz hinlege.

Ein paar Runden dürfen wir üben, dann gilt's. Gar nicht so einfach, dieses Schiff schnell über den kleinen Kurs zu bewegen, auch weil die Automatik nicht aus dem Quark kommt. Ich entdecke den Wahlhebel "Sport", der die Gänge etwas länger hält - verschafft mir aber leider nicht den erhofften Vorteil gegenüber der knallharten Konkurrenz. Nach meiner gezeiteten Runde reicht es für mich nur für einen Platz im oberen Mittelfeld. Während ich eine 22er-Zeit im unteren Bereich lande, schaffen ein paar der Teilnehmer den Parcours in knapp 21 Sekunden. Hut ab. Gäbe es Onboard-Videos, müsste ich jetzt analysieren, wo ich die Zehntel habe liegen lassen. Gibt es aber nicht, also begnüge ich mich mit ein paar Tropfen Champagner, die in der Boxengasse oben vom Siegerpodest auf mich herabprasseln.

Mit der Siegerehrung im Dunkeln endet auch der erste Tag voller Motorsport-Action am Nürburgring. Nachdem sich der Magen wieder am richtigen Platz eingeordnet hat, wird es Zeit für was Deftiges. Ein Shuttle-Bus bringt uns - ganz ohne Slalom oder Drifts - zum Abendessen. Rein in das Restaurant; überall Rauch. Wo sind wir denn hier gelandet, Themen-Essen im Stile verbrannter Reifen? Nein, diese Nebelschwaden duften nicht nach durchdrehendem Gummi, sondern nach feinstem Fleisch. Hier wird das Steak direkt auf einem 400 Grad heißen Stein serviert, daher die dubiose Rauchentwicklung aus allen Ecken des Restaurants.

Gefühlte zwei Tonnen schwer, Foto: xpb
Gefühlte zwei Tonnen schwer, Foto: xpb

Riecht gut, schmeckt wunderbar - ein delikates Erlebnis am Rande des Nürburgrings. Auch hier kommt der Motorsport natürlich nicht zu kurz, denn der Laden ist - Ringtypisch - voll auf Racing getrimmt. Überall an den Wänden hängen Bilder aus der Szene. Vom Bild eines etwas drollig wirkenden Michael Schumacher Anfang der Neunziger über einen von Christian Menzel signierten Kotflügel bis hin zu einer original unterzeichneten Autogrammkarte von Ayrton Senna - Motorsportgeschichte zum Anfassen.

Zwischen Fleisch auf Stein und Dessert bitte ich noch BMW-Werkspilot Dirk Müller zum Gespräch, der mich mit den warmen Worten "Du hast schon den ersten Fehler gemacht", empfängt. Fehler? Nach mehrmaligem Rätselraten steigt mir die Antwort in die Nase: mein Sakko hat einen durchdringenden Fleisch-Flavour. Ungeschickt, aber immerhin eine weitere Erfahrung, die ich mit nach Hause nehme. Und in die Reinigung.

Mit diesen Eindrücken und Gerüchen kehren wir satt und müde ins Hotel zurück. Der schicke Flatscreen an der Wand meines Zimmers bietet mir netterweise die Option, ein Livebild aus der Boxengasse anzuschauen. Dunkel. Wie erwartet. Also ab ins Bett, denn der zweite Tag der Castrol Experience sollte uns auf die Nordschleife führen.

Zur unchristlichen Zeit klingelt der Wecker. Mehr als verschlafen schleppe ich mich zur Dusche, doch dann schießen mir zwei Zahlen durch den Kopf: 20,832. 73. 73 Kurven erstrecken sich je nach Zählweise über die 20,832 km lange Nordschleife, die wohl gefährlichste Rennstrecke der Welt. Ein leichtes Grinsen durchfährt mein Gesicht im Gedanken daran, dass ich in rund einer Stunde durch die Grüne Hölle jagen darf. Die letzte Hürde auf dem Weg dorthin ist wieder einmal der Alkoholtest - bestanden.

So sollte jeder Tag beginnen... nicht, Foto: xpb
So sollte jeder Tag beginnen... nicht, Foto: xpb

Im Fahrerlager treffen wir uns zum Briefing, die rund 40 Teilnehmer werden in kleinere Gruppen eingeteilt. Dann der Gang raus zu den Autos. Ich hoffe, dass meine Gruppe die Reihe mit den M3s erwischt, doch letztendlich begnüge ich mich mit dem 5er BMW, der zumindest für angenehmes Reisen sorgt. Doch wer will das schon auf der Nordschleife? Egal, in Grüppchen zu sechs Autos machen wir uns auf. 8:00 Uhr in der Früh zeigt die digitale Uhr im Inneren des Autos an, - 3 Grad die Temperaturanzeige.

Bedeutet für uns: Achtung, Rutschgefahr. Entsprechend gesittet nehmen wir die vier geplanten Runden in Angriff. Wie schon am Vortag auf der GP-Strecke, versorgt mich das Funkgerät in der Mittelkonsole mit allen wichtigen Infos. Der Fahr-Instructor am Anfang der Gruppe erklärt uns nicht nur, wie die einzelnen Kurven zu fahren sind, sondern findet auch noch Zeit für die eine oder andere spannende Anekdote aus der ruhmreichen Vergangenheit der Nordschleife.

Wie auf der Kirmes, Foto: xpb
Wie auf der Kirmes, Foto: xpb

Wussten Sie etwa, dass sich in der Nähe vom Abschnitt Tiergarten früher ein Begräbnisplatz für im Kampf gestorbene Tiere befunden haben soll? Oder dass Flugplatz seinen Namen aufgrund der Tatsache trägt, dass hier in den 30ern ein Segelfluggelände stand? Ist mir ehrlich gesagt in dem Augenblick nicht so wichtig, schließlich gilt es, bei schwierigen Witterungsbedingungen die Linie zu halten. Von ein paar Ausreißern vor mir abgesehen, die mit einem "Ideallinie trägt nicht umsonst ihren Namen", oder "Was zum Teufel treibt ihr denn nur da hinten?!", seitens des Fahranweisers kommentiert werden, läuft es wie an der Perlenschnur gezogen.

Vier Runden beziehungsweise 80 km später ist die Nordschleifen-Erfahrung für mich beendet. Die BMW-Jungs bedanken sich, dass wir per Kaltverformung keine neue Designs für ihre Autos kreiert hatten und wir danken für die tolle Erfahrung. Ob Hatzenbach, Döttinger Höhe oder Wippermann - schöner geht's kaum. Ich sag's Euch: mit einem Auto - vorzugsweise nicht dem eigenen - ohne Angst um Aufhängung und Dämpfer durchs Carracciola-Karussell zu brettern, ist pure Freude am Fahren. Wir sind gespannt, wo und wo drin wir das nächste Mal fahren dürfen - Sie werden es bei Motorsport-Magazin.com erfahren.