Formel-1-Zuschauer freuen sich besonders auf die Rennen in Montréal, Spa-Francorchamps und natürlich auf den Klassiker in Monaco, weil bei den traditionellen Kursen oft mehr Action geboten wird als auf neu konstruierten Strecken mit riesigen Auslaufflächen. Ohne Zweifel hat die atemberaubende Kulisse Abu Dhabis ebenso ihren Reiz wie die orientalisch gestaltete Boxenanlage in Istanbul - die unterhaltsameren Rennen gibt es trotzdem meist auf Kursen, die nicht dem Reißbrett Hermann Tilkes entstammen.

Den eingefleischten Sportwagenfans blutete deshalb das Herz, als sie zum ersten Mal den Kalender der Le Mans Series 2010 zu Gesicht bekamen: Der Nürburgring wird heuer nicht mehr von den Prototypen zum traditionellen 1000km-Rennen aufgesucht - eine Veranstaltung deren Ursprung ins Jahr 1953 datiert - die Sprintrennen der neuen GT1-Weltmeisterschaft müssen als Ersatz dienen.

Die FIA GT1-WM muss sich am Ring beweisen, Foto: DPPI
Die FIA GT1-WM muss sich am Ring beweisen, Foto: DPPI

Nach Monza der nächste herbe Verlust für die Szene, die momentan etwas ungeordnet scheint. Erst die Trennung der GT1-Boliden von den ACO-Serien zu Gunsten einer WM, dann die Diskussion um das Reglement für Le Mans 2011 und 2014, alles wohl etwas zu viel für die Organisatoren, die seit Jahren keine vernünftige Angleichung zwischen Diesel- und Benzintriebwerken schaffen.

Der Fan kann deshalb wohl schlecht erwarten, dass bei solchen Problemen Traditionsrennen erhalten bleiben! Lieber fährt die LMS anscheinend an der Algarve - mit kaum 40 Startern und einem spärlichen Rahmenprogramm (Ford Transit Trophy!). Der Kurs in Portugal scheint momentan ebenso wie der HTTT Paul Ricard die Lieblingsstrecke für Sportwagen und GTs zu sein, obwohl die hartgesottenen Anhänger meist aus Belgien, Holland und Deutschland kommen und dort Rennen sehen wollen.

Der Nürburgring dürfte am Verlust der LMS zwar nicht der Hauptschuldige sein, trotzdem muss sich der Eifelkurs in Zukunft wieder mehr seiner ursprünglichen Daseinsberechtigung widmen, denn alle neuen Bauten sind sinnlos, wenn niemand an die Strecke gelockt wird. Das 1000km-Rennen war zweifelsohne über viele Jahre ein Publikumsmagnet und wäre wohl noch immer unterhaltsamer als die Achterbahn vor der neuen Haupttribüne.

Die LMS fuhr am Hungaroring statt in der Eifel, Foto: DPPI
Die LMS fuhr am Hungaroring statt in der Eifel, Foto: DPPI

Am Wochenende hat nun die GT1-WM die Chance, die Fans am Ring auf ihre Seite zu locken. Mit dem ADAC GT Masters im Gepäck muss die Premiere in der Eifel mindestens so spannend werden wie der LMS-Lauf in Ungarn. An tollen Autos und namhaften Piloten wird es keinesfalls mangeln.

Durch den ersten Sieg eines LMP2-Autos auf dem Hungaroring und fünf weiteren "kleinen" Prototypen auf den folgenden Plätzen wurde der Diskussion über die Streckenwahl des ACO etwas Wind aus den Segeln genommen und zusätzlich Vorfreude auf den Saisonabschluss in Silverstone geweckt. Weil dort auch wieder die Werksteams von Audi und Peugeot am Start sind und das Rennen den Auftakt des Intercontinental Cups darstellt, ist es am kommenden Wochenende an der FIA, die Zuschauer am Nürburgring zu begeistern.

Ob die GT1-WM mit ihren beiden Sprintrennen mehr Schein als Sein ist, muss jeder langstreckenverwöhnte Sportwagenfan selbst entscheiden, zu den pompösen Neubauten am GP-Kurs würde sie auf jeden Fall passen - ob sie ein ebenbürtiger Ersatz für die beliebten 1000 Kilometer ist, kann man aufgrund der unterschiedlichen Konzepte kaum entscheiden.