Der Saisonstart sah für Tom sehr gut aus, zuletzt schienen die Spanier aber stärker zu werden und es bei ihm nicht so zulaufen. Wie schwierig wird es für den Rest des Jahres?
Daniel Epp: Die Spanier waren von Anfang an stark, wir bis Barcelona eigentlich auch. Dann hatten wir drei schwierige Rennen in England, Holland und Deutschland und eigentlich sind wir jetzt erst wieder ganz vorne dabei. Die drei etwas schwächeren Rennen haben schon Punkte gekostet, aber die Saison ist noch lange. Ich denke, es ist noch viel offen. In Mugello ist es wichtig, dass wir fix mit dabei sind und es schaffen, auf das Podium zu fahren.

Wie hat Tom die schwächere Phase weggesteckt? Für einen Fahrer ist es ja nicht einfach, wenn es unglücklich läuft...
Daniel Epp: Das ist für einen Fahrer schwierig. In Silverstone waren wir ein bisschen selber schuld, am Sachsenring auch, aber in Assen war es unglücklich, da er in der ersten Kurve abgeräumt wurde. Jeder Fahrer muss mit Erfolg leben und er muss auch damit leben, wenn es weniger gut läuft. Er hat das weggesteckt und ist eigentlich gut drauf.

Eine Frage, die sich immer stellt: wie sieht es für die Zukunft aus? Gibt es konkrete Pläne?
Daniel Epp: Wir planen für das nächste Jahr Moto2, also das gleiche Projekt. Natürlich will der Fahrer immer in die MotoGP hinauf, aber das würden wir nur tun, wenn das auf einer konkurrenzfähigen Technik wäre und wir das Budget hätten, sollte sich das ergeben. Ich glaube nicht, dass es für das nächste Jahr klappt, wir müssen uns das ansehen. Aber eigentlich planen wir für das nächste Jahr, in der Moto2 zu bleiben, gleich wie in diesem Jahr.

Daraus ist herauszuhören, dass CRT für Sie kein Thema wäre?
Daniel Epp: Nein, das ist kein Thema. Auf keinen Fall.

Vorerst soll es in der Moto2 weitergehen, Foto: Interwetten Paddock Moto2
Vorerst soll es in der Moto2 weitergehen, Foto: Interwetten Paddock Moto2

Finden Sie das Konzept CRT generell interessant oder ist es für Sie der falsche Weg?
Daniel Epp: Ich habe nichts gegen das Konzept, aber für mich als Manager von Tom ist es so, dass ich den Fahrer aufs Abstellgleis manövrieren würde, wenn ich ihn da draufsetzte. Das kommt so nicht in Frage. Das Konzept ist ein taktisches Konzept der Dorna, die versuchen will, den Grid zu vergrößern, weil es so wenige Bikes in der MotoGP gab. Es gefällt mir nicht, aber ich verstehe die Dorna, warum sie das so tun. Sie versuchen, die Klasse zu verändern.

Vor allem versuchen sie, Kosten zu sparen, was ja auch die Idee der Moto2 war. Dort geht es ja anscheinend auf...
Daniel Epp: Es geht. Ich bin ja auch dafür, dass die MotoGP preislich runterkommt. An der CRT habe ich logischerweise wie viele andere keine Freude, weil es keinen interessiert, was dort hinten geschieht. Aber ich verstehe trotzdem, warum es notwendig ist, sich zu bewegen und etwas zu tun. Aber mit meinem Fahrer würde ich nicht CRT fahren.

Aber finden Sie, dass das Konzept in der Moto2 aufgegangen ist?
Daniel Epp: Moto2 ist voll aufgegangen. Ich war zu Beginn auch nicht dafür, ich war eingefleischter 250er Aprilia-Fan, aber die Klasse ist so was von kompetitiv, sowas von spannend. Im Moment ist das die beste Klasse in der ganzen Show hier. Die Kosten sind wirklich übersichtlich geworden. Also kann man eigentlich sagen: Ziel erfüllt. Die anderen Klassen sollten sich danach ausrichten, in Zukunft, nach meiner Ansicht, auch etwas angepasst die MotoGP.

Es gibt aber nach wie vor die Kritik, die Maschinen in der Moto2 wären sehr einfach, es gebe nicht so viele Abstimmungsmöglichkeiten wie früher mit der 250er. Schadet das ihrer Meinung nach der Vorbereitung auf die MotoGP?
Daniel Epp: Es braucht keine Vorbereitung für die MotoGP. Alle Fahrer, die in der Moto2 schnell sind, werden auch in der MotoGP schnell sein; Bradl und auch andere. Es spielt keine Rolle. Die Fahrer sind gut, egal worauf sie fahren. Wenn wir technisch mehr Möglichkeiten hätten, wäre es wieder viel teurer und es darf nicht teurer werden. Mir gefallen gewisse technische Lösungen auch nicht unbedingt, aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass die Kosten runterkommen. Wir können es uns nicht mehr erlauben, teure Technik zu haben. Wir haben eine Weltwirtschaftssituation, die ist, wie sie ist. Wir leben hier nicht auf einer Insel, wo irgendwelche Cheftechniker oder Technikfreaks entscheiden, womit wir fahren. Die Kosten müssen runter.

Die Kosten gehören gesenkt, aber auf der anderen Seite wäre es auch gut, wenn Geld hereinkommt...
Daniel Epp: Geld kommt herein, was hereinkommt. Sponsoring ist ein Markt und MotoGP ist unglaublich attraktiv. Man kann das finanzieren, aber die Summen müssen runter, die Technikkosten müssen runter. Man hat immer noch Personal und Logistik, da lässt sich nicht so viel dran machen. Aber die Technikkosten müssen runter wie in der Moto2, dann wird es finanzierbar.

Sie haben treue Sponsoren, dennoch ist es für ein Team aus der Schweiz wohl manchmal etwas schwieriger, Geldgeber aufzutreiben. Würden Sie sich manchmal wünschen, Sie wären Spanier, wenn es an die Finanzierung geht?
Daniel Epp: Nein, ich fühle mich als Schweizer eigentlich wohl. Die Schweiz hat viele, viele Vorteile. Im Sponsoringmarkt ist es nicht so ganz einfach, aber wir kriegen es ja hin. Wir kriegen es hin, weil wir einen tollen Fahrer haben und eine tolle Teamleistung bieten - und weil die Klasse wirklich Spaß macht. Wir haben im Schweizer Fernsehen eine Zuschauerbeteiligung zwischen 25 und 30 Prozent. Es gibt ein Rieseninteresse an der Klasse, weil sie so kompetitiv ist. Einmal sind wir Erster, einmal Sechster, einmal Achter - das finden wir nicht lustig, aber das Publikum findet es lustig, weil es spannender ist.

Und Tom zieht natürlich in der Schweiz. Und es sind ja auch noch andere Schweizer einigermaßen gut unterwegs, etwa Dominique Aegerter und teilweise auch Randy Krummenacher. Merkt man da, dass sich auch auf Sponsorenseite beim Interesse etwas bewegt?
Daniel Epp: Das Interesse an Tom ist auf Sponsorenseite eigentlich konstant hoch. Wir sind ja nicht erst in diesem Jahr schnell, eigentlich gab es keine Saison, in der Tom nicht schnell war - sprich Top-6. Jetzt ist es noch etwas besser, im Moment sind wir Dritter, aber es wird hart, das zu bleiben. Wir sind zufrieden mit der Sponsoringsituation, aber zufrieden sind wir auch deshalb, weil die Kosten runtergegangen sind. Mit dem Budget, das ich vor drei Jahren hatte, käme ich jetzt nicht mehr klar.