Teamportrait

Aprilia ging bei seinem MotoGP-Einstieg 2015 einen anderen Weg als die restlichen fünf Hersteller in der Königsklasse. Man gründete keinen völlig neuen Rennstall, sondern schnappte sich die Truppe von Fausto Gresini, die zuvor jahrelang auf Maschinen von Honda unterwegs war, als Einsatz-Team.

Der Start verlief für Aprilia und das Gresini-Team mehr als holprig. Auf Druck von MotoGP-Promoter Dorna ein Jahr früher als geplant eingestiegen, hatte man keinen vollwertigen Prototypen parat, sondern setzte auf einen Hybrid aus MotoGP-Maschine und Superbike. Die Erfolge blieben dementsprechend bescheiden, vor allem Marco Melandri agierte desaströs und wurde zur Saisonhälfte von Stefan Bradl als zweitem Fahrer neben Alvaro Bautista abgelöst. Im zweiten Jahr des Projekts gelangen mit einem völlig neuen Motorrad deutliche Fortschritte, dennoch entschied man sich für 2017 zu einem weiteren Neustart. Aleix Espargaro und Rookie Sam Lowes sollten das Team weiter voranbringen.

Dennoch verlief es für Aprilia weiterhin holprig. Aleix Espargaro fuhr zwar regelmäßig in die Top-10, von Spitzenresultaten war man aber nach wie vor weit entfernt. Auch 2018 kam es zu keiner Steigerung nachdem Sam Lowes durch Scott Redding ersetzt wurde. 2019 wurde Redding durch den ehemaligen Ducati-Piloten Andrea Iannone ersetzt. Doch der Kampf um die Top-10 blieb das höchste der Gefühle. Aleix Espargaro war wiederum der bessere der beiden Aprilias. Der echte Schock kam dann erst nach der Saison, als Iannone des Dopings überführt wurde. Er wurde durch die hauseigenen Testfahrer ersetzt: erst Bradley Smith, dann Lorenzo Savadori. Auch mit ihnen gelang Aprilia kein Fortschritt, 2020 konnten nur 54 Punkte eingefahren werden - letzter Platz in der Team-WM!

Erst eine komplette Revolution der RS-GP zur Saison 2021 brachte Aprilia nach vorne. Espargaro konnte regelmäßig um Top-6-Resultate kämpfen und erzielte in Silverstone Aprilias erstes Podest in der MotoGP-Ära. Savadori hingegen blieb am Ende des Feldes hängen und wurde in der zweiten Saisonhälfte durch den bei Yamaha gefeuerten Maverick Vinales ersetzt. 2022 gelang dann der langersehnte Sprung ins Spitzenfeld der MotoGP. Espargaro fuhr in Argentinien zum ersten MotoGP-Sieg des Herstellers aus Noale und kämpfte lange Zeit um den WM-Titel. Erst im letzten Saisondrittel gingen ihm und Aprilia etwas die Puste aus, trotzdem darf WM-Rang vier als großer Erfolg angesehen werden. Außerdem kam auch Vinales nach anfänglichen Problemen im zweiten Teil der Saison immer besser ins Rollen und bejubelte drei Podestplatzierungen.

Wenig überraschend also, dass Aprilia auch 2023 auf Espargaro und Vinales setzt.