Noch sind rund zwei Wochen Zeit, ehe die Saison beginnt, doch auf der Strecke kann keines der MotoGP-Teams mehr proben. Die offiziellen Testfahrten wurden in Katar abgeschlossen und beim nächsten Mal, wenn die Fahrer auf die Piste gehen, geht es bereits um Rundenzeiten und WM-Punkte. Nach der Testsaison lassen sich nun schon ein paar Vermutungen anstellen, wie das Jahr 2010 verlaufen wird. Einiges kam überraschend, manches wurde so erwartet und bei manchen Ergebnissen traute man seinen Augen nicht.

Langeweile vorprogrammiert?

Sieht man sich die Ergebnisse der Testsaison an so könnte man meinen, dass 2010 Langeweile vorprogrammiert ist. Sepang war schon immer eine Rossi-Strecke, die auch der Yamaha sehr entgegen kam. Doch dass der Italiener auch in Katar prinzipiell das Maß der Dinge war, überraschte etwas. Denn die Piste im Wüstenstaat Losail ist eigentlich Casey Stoners Land.

Lang ist's her: Rossi gewann 2006 zuletzt in Katar., Foto: Yamaha
Lang ist's her: Rossi gewann 2006 zuletzt in Katar., Foto: Yamaha

Rossi hat in Katar in der 800er-Ära noch nie einen Sieg einfahren können, stand dort 2006 zuletzt auf dem obersten Treppchen. Gut, am letzten Tag verlor er die Bestzeit an den Rivalen Stoner, doch lediglich um 0,049 Sekunden. Außerdem hatte sich der Italiener auf ein ordentliches Rennsetup konzentriert. Im letzten Jahr hatte Stoner diese Testfahrten klar dominiert und später auch das Rennen mit fast acht Sekunden Vorsprung gewonnen.

Rein von dieser Zeitenbetrachtung her, riecht die Saison 2010 schon nach einem neuerlichen Durchmarsch Rossis. Doch man sollte nicht zu früh urteilen. Stoner wird sicher stark sein. Und auch andere Namen werden sich in den Titelkampf einmischen.

Dovizioso überrascht mit Honda-Leistung

Die Überraschung des Katar-Tests war Andrea Dovizioso. Der Italiener war mit Abstand der beste Honda-Pilot und untermauerte damit seine Forderung gegenüber der HRC, dass man sich bei der Winterentwicklung mehr auf ihn konzentrieren solle. Eine ganze Sekunde schneller war er, als Teamkollege Dani Pedrosa, der normalerweise zu den Titelaspiranten gerechnet wird. Doch Rang 13 vom Spanier in Katar war nicht die Leistung, die man von ihm erwartet.

Nur de Puniet und Dovizioso zeigten gute Honda-Leistungen., Foto: Milagro
Nur de Puniet und Dovizioso zeigten gute Honda-Leistungen., Foto: Milagro

Insgesamt scheint Honda die größten Probleme zu haben. Vier von sechs Fahrern schafften den Sprung in die Top Ten nicht, Marco Simoncelli und Hiroshi Aoyama bildeten die Schlusslichter der Testwertung. Einzig Randy de Puniet konnte noch etwas herausragen und lag zeitgleich mit Jorge Lorenzo auf acht.

Ducatis für alle

Dass die 800er-Ducati bislang ein Stoner-Motorrad war, ist kein Geheimnis. Nur der Australier kam mit der Desmosedici zurecht. Doch scheinbar haben die Italiener einen ordentlichen Schritt nach vorn gemacht, was die Fahrbarkeit angeht. Nicky Hayden konnte in Sepang schon bis auf Rang drei vorstoßen und verlor auf Rossi nicht einmal eine halbe Sekunde. In Katar bestätigte der US-Amerikaner diesen Aufwärtstrend und kam erneut bis auf knappe acht Zehntel an die Spitze heran.

Suzuki wird Weltmeister!

Eine Suzuki wird 2010 die Weltmeisterschaft gewinnen. Ganz klar. In den letzten Jahren hatten sie mit den GSV-R-Maschinen die Tests immer mehr oder weniger dominiert. Dieses Jahr allerdings war nicht viel los. Suzuki galt bislang als Testweltmeister, in der Saison aber eher als Mittelmaß. Daher liegt nun die Vermutung nahe, dass Loris Capirossi oder Alvaro Bautista den Titel holen. Schließlich war in 2010 die Testphase nicht gerade erfolgreich. Man liegt nach wie vor im Mittelfeld. Tatsächlich steht zu erwarten, dass man wieder einmal dort nicht ausbrechen kann.

Lorenzo, Spies und Co.

Jorge Lorenzo hatte die zweiten Testfahrten in Sepang aufgrund seiner Handverletzung auslassen müssen. In Katar war er wieder zurück und ging es zunächst etwas ruhiger an. Rang sieben am Ende für ihn, eine Sekunde hinter der Spitze. Doch der Mallorkiner musste ja auch nichts überstürzen, sollte sich nur wieder einrollen. Wenn am 11. April die rote Ampel an gleicher Stelle ausgeht, sollte mit ihm wieder zu rechnen sein. Schließlich gehört Katar zu seinen starken Strecken.

Nicky Hayden musste, wie viele andere auch, in Kurve 2 zu Boden., Foto: Milagro
Nicky Hayden musste, wie viele andere auch, in Kurve 2 zu Boden., Foto: Milagro

Rookie Ben Spies verblüffte in Losail weiter. Am Donnerstag konnte er die Zeitenliste sogar eine ganze Weile anführen, musste sich am Ende des Tages dann aber doch Rossi und Stoner geschlagen geben. In der kombinierten Wertung beider Tage reichte es zu Rang vier - am Freitag hatte sich der Superbike Weltmeister erneut verbessert - 0,6 Sekunden hinter Stoner, Rossi und Dovizioso.

Da Lorenzo und Pedrosa entweder noch mit Problemen zu kämpfen haben, oder aber sich noch nicht in die Karten schauen lassen wollen, könnte beim Auftakt ein Podestplätzchen hinter Rossi und Stoner neu zu besetzen sein. Aber auch diese beiden müssen erst einmal ins Ziel kommen. Gerade die zweite Kurve wurde bei diesem Test etlichen Fahrern zum Verhängnis - so eben auch Spies, Hayden, Stoner und Colin Edwards.