In wenigen Tagen beginnt die MotoGP-Saison 2010 mit den Testfahrten in Sepang. Mit von der Partie wird dann der amtierende Superbike Weltmeister Ben Spies sein. Nach seinem Start mit einer WildCard beim Finale in Valencia konnte der US-Amerikaner bereits sein Talent unter Beweis stellen und den siebten Rang einfahren. Nach diesem fulminanten Yamaha-Einstand erwartet die Fachwelt sehr viel vom Tech 3-Piloten. Doch der und sein Teamchef Herve Poncharal schrauben die Erwartungen immer wieder nach unten. "Im Moment ist lernen angesagt und ich würde am liebsten mit dem Lernprozess so schnell wie möglich beginnen", erklärte Spies auf der offiziellen Webseite der MotoGP.

"Ich denke wirklich, dass es eine volle Saison dauern wird, um dorthin zu kommen", kommentierte Spies. "Wenn ich in der zweiten Saison dann keine Verbesserungen an den Tag lege, dann weiß ich, dass ich nicht schnell genug bin, um mit diesen Jungs zu fahren. Ich weiß, dass ich ordentlich unterwegs bin und dass ich im Mittelfeld fahren kann, aber zuerst habe ich mich auf das Bike zu konzentrieren und ich muss damit beginnen, es ans Limit zu fahren." Erst dann will der Weltmeister die Situation neu bewerten und womöglich weitere Schritte nach vorn machen. "Entweder näher an die Spitze zu kommen, Fünfter bis Achter zu werden, oder Zehnter. Ich werde sehen, wo ich bin und es könnte vielleicht noch immer nicht nah genug sein."

Kein Druck vom Chef

Tech 3-Boss Herve Poncharal sieht das ähnlich. "Er will von mir einfach, dass ich lerne und das Beste tue, was ich kann und das ist es, was ich tun werde", erklärte Spies weiter. "Für die erste Hälfte der Saison denke ich, dass meine Resultate nicht die sein werden, die vielleicht im darauffolgenden Jahr möglich wären. Aber man kann nicht so schnell auf dieses Level kommen. Wenn ich mich auf dem Bike einmal wohlfühle und ich gut fahre, dann bin ich sicher, dass ich es auf ein höheres Level bringen und mehr Speed finden kann, um an der Spitze des Rennens mitzufahren und mich selbst zu einem besseren Fahrer zu machen. Es ist etwas, was Zeit dauern wird und Hervé und Yamaha stehen hinter mir."

Das Ziel seien ganz sicher die Top Ten. Der siebte Platz im Rennen von Valencia sei für Spies emotional schon wie ein Sieg gewesen. "Denn ich weiß, wie hart und gut ich fuhr", lobte er sich selbst. "Die Leute verstehen nicht, wie hart ein Top-Fünf-Rang in der MotoGP ist. Wenn wir ein paar davon in der ersten Saison erreichen könnten - um den fünften/sechsten Rang - wäre ich super-glücklich damit. Ich denke, damit ein Podest passiert, muss ich außergewöhnlich fahren und ich denke, dass es vor mir dann ein wenig Pech geben oder es ein perfektes Rennen von mir werden muss. Wenn wirklich ein Podium kommen würde, wäre das so ziemlich ein Wunder und das wäre fantastisch."

Realistisch sieht Spies den Fall aber so, dass er es in seiner Rookie-Saison nur schwer auf das Podest schaffen kann, wenn jeder gut fahre und es in der ersten Kurve nicht ein paar Stürze gebe. Aber mit diesem Gedanken hat sich der Texaner bereit abgefunden. "Das geht für mich in Ordnung. Ich muss mich kontinuierlich aufbauen und stark werden - Top Ten oder Top Acht in der Meisterschaft im ersten Jahr würde sehr viel ausmachen." Vor allem das Rennen von Valencia bringt er dabei noch einmal an. "Wir haben keine dummen Fehler gemacht, ich bin nicht gestürzt und ich habe niemandem die Meisterschaft kaputtgemacht", resümierte er. "Ich schätze mal, dass ich sagen könnte, dass ich die von Andrea Dovizioso etwas kaputt gemacht habe, weil ich Colin Edwards geholfen habe, aber das war auf keinen Fall der Plan. Ich war definitiv nicht schnell genug, um irgendetwas zu gewinnen, aber es war ein anständiges Tempo. Doch wenn ich drei Tage später das Rennen fahren hätte müssen, dann wäre es noch besser gewesen."

Spies war in der WSBK 2009 nicht zu schlagen., Foto: WSBK
Spies war in der WSBK 2009 nicht zu schlagen., Foto: WSBK

Dass Spies sich selbst schon für die MotoGP entschieden hatte, bevor er den Superbike WM-Titel 2009 in der Tasche hatte, ist bekannt. "Ich fühlte, dass selbst wenn wir den Titel nicht gewinnen würden, wir trotzdem die meiste Zeit am stärksten waren", fasste er noch einmal zusammen. "Ich fühlte, dass ich nichts Neues mehr lernen würde, wenn ich für ein weiteres Jahr bei den Superbike bleiben würde. Die Jahre bis zu meinem Gipfel werden immer weniger und weniger und da sind Jungs wie Valentino Rossi, Casey Stoner, Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo. Zusammen mit der Menge an Talenten, die dieses Jahr aus der 250er-Klasse kommen, die die Motorräder und auch die Strecken bereits so gut kennen, da muss ich einfach als bald als möglich beginnen. Wenn ich auf meinen Karrieregipfel komme, kann ich sie vielleicht herausfordern."