Es ist Winter in Madonna di Campiglio, ruhig und beschaulich geht es dort deswegen aber noch lange nicht zu. Dank Ferrari und Ducati ist diese Woche dort einiges los, immerhin wird mit Wrooom wieder einmal das Jahr eröffnet. Casey Stoner konnte dabei am Dienstag schon einmal darüber sprechen, wie gut er sich für die nächste Saison und mit der neuen Maschine fühlt. Nach seinem durch Krankheit beeinflussten Jahr 2009 konnte das wahrscheinlich auch nicht schaden. "In den vergangenen Jahren hatten wir eine gute Chance auf den Titelgewinn, denke ich. Die Dinge sind nicht für uns gelaufen, entweder mein Fehler oder Dinge, die wir nicht vermeiden konnten. Ich freue mich definitiv auf nächstes Jahr. Dies war die erste Winterpause in den vergangenen drei Jahren, in der ich keine Verletzung oder Operation hatte", sagte der Australier.

Nachdem er beim Test in Valencia bereits die neue Maschine und die neue Motorkonfiguration ausprobieren konnte, durfte Stoner auch ein weiteres Mal betonen, wie sehr er die Neuerungen genossen hat. "Wir hatten viel mehr Traktion. Wir konnten mit der Maschine viel mehr tun und wenn man bedenkt, dass Valencia ohnehin eine gute Strecke für unsere Maschine ist, konnten wir mit der neuen Motorkonfiguration einen guten Job machen. Wir waren also zufrieden und wir glauben, es wird uns auf Strecken helfen, auf denen wir in der Vergangenheit etwas mehr Probleme hatten. Wir können die Maschine während der Saison etwas besser ausbalancieren", gab sich Stoner zuversichtlich, dass die GP10 während des Jahres noch zulegen wird.

Schneller mit weniger Top Speed

Nach Auskunft des Australiers wird der neue Motor wohl etwas weniger Top Speed haben, dafür aber bei der Fahrbarkeit viele Zugewinne bringen, wodurch sich das auszahlt. Den ersten Test mit dem Motor fand er jedenfalls schon sehr, sehr gut. "Wir haben beim Top Speed natürlich etwas verloren, aber in Valencia hatten wir am Ende der Geraden dennoch den gleichen Speed, da wir aus der letzten Kurve dank der zusätzlichen Traktion so viel mehr Geschwindigkeit hatten. Ich weiß nicht, ob wir oben heraus verlieren werden, vielleicht auf den wirklich langen Geraden, aber ich denke, wir werden auf dem Rest der Runde gewinnen, da die Maschine viel fahrbarer ist, sie wird viel leichter zu handhaben sein. Ich denke, die Fahrer in der Pramac Mannschaft werden den Motor auch zu schätzen wissen."

Casey Stoner erwartet die altbekannten Rivalen im Titelkampf, Foto: Ducati
Casey Stoner erwartet die altbekannten Rivalen im Titelkampf, Foto: Ducati

Was seine größten Rivalen im Titelkampf betraf, so brachte Stoner keine großen Überraschungen. Nach seiner Ansicht wird Valentino Rossi auch 2010 wieder der stärkste Fahrer sein. "Er hat die Weltmeisterschaft die vergangenen beiden Jahre gewonnen." Auch Jorge Lorenzo hatte er auf der Rechnung, wobei er bei Italiener und Spanier besondere Eigenheiten erkannte. "Valentino kann an einem Wochenende manchmal sehr schnell sein und im Rennen leichte Probleme haben, ein anderes Mal denkt man, er hat Probleme und im Rennen zieht er sich dann aus dem Schlamassel und ist sehr gut. Jorge ist etwas leichter zu verstehen. Wenn es für ihn am Wochenende nicht gut läuft, dann verbessert er sich im Rennen normalerweise nicht, wohingegen er öfter am Wochenende sehr stark ist und sich das im Rennen auch fortsetzt. Sie haben beide eine verschiedene Art, wie sie das Wochenende angehen."

Interessant wird auch, wie die Piloten das Thema Fahrermarkt 2011 angehen, immerhin laufen bei den Topfahrern die Verträge aus. Stoner war bereits gespannt. "Momentan bin ich da noch nicht interessiert. Es wird lustig, zu lesen, was alles geschrieben wird. Meistens ist es nicht wahr. Wie wird es enden? Alles wird davon abhängen, wer zuerst unterschreibt." Ebenfalls interessant fand er den Schritt zu 1000cc-Maschinen in der MotoGP. Er erinnerte sich daran, dass er immer nur besser wurde, wenn er zu größeren, stärkeren Maschinen gewechselt hat. "Die 1000cc wird mehr Spaß machen. Nicht, dass die 800er das nicht täte und es keine tollen Kämpfe gebe, aber 2011 werden wir es mehr genießen. Es ist aber noch ein langer Weg dahin."

Die Krankheit

Stoner hat auch einen langen Weg hinter sich. Wieder einmal durfte er über seine Krankheit im vergangenen Jahr sprechen. Bevor sie sich bemerkbar machte, dachte er, es liefe alles gut. Es wurde das passende Setup gefunden, doch genau da begannen die Probleme. "Beim ersten Rennen dachten wir, es wäre nur eine kleine Krankheit und ich hatte eine Verkühlung oder so etwas, aber bei den nächsten Rennen merkten wir, es ging nicht weg und wurde schlimmer. Ich konnte nichts tun. Nach drei oder vier Runden auf der Maschine war ich fertig, also machten wir so viele Termine mit verschiedenen Ärzten wie möglich und niemand hatte Antworten", erzählte er.

Casey Stoner hatte zu kämpfen, Foto: Ronny Lekl
Casey Stoner hatte zu kämpfen, Foto: Ronny Lekl

Als dann als erstes behauptet wurde, Stoner habe ein mentales Problem, glaubte er selbst nicht daran, da er lange genug im Sport unterwegs ist und wusste, dass er im Lauf einer guten Saison nicht plötzlich ein Problem im Kopf entwickelt. Deswegen fuhr er zwischen den Rennen nach Hause, merkte aber in Donington, dass die Sache auf der Strecke gefährlich zu werden drohte. "Es wurde schwer, die Maschine gut zu kontrollieren und ich entschied mich, eine Auszeit zu nehmen und der Sache auf den Grund zu gehen."

Er reiste nach Australien und suchte um die sieben oder acht Ärzte auf, aber nur einer wies auf eine mögliche Laktose-Intoleranz hin. Das stellte sich dann aber als richtig heraus. "Ich habe mich stärker gefühlt und ich fühle mich besser als in den vergangenen drei Jahren. Mein Trainingsniveau ist dramatisch nach oben gegangen, meine Fitness ist viel höher und ich muss nicht so hart trainieren. Die Leute sagten, es müsse Antworten geben, aber niemand hörte mir zu. Ich muss keine Antworten geben, wenn die Leute mir nicht zuhören und es war schön, in Portugal wieder dabei zu sein und zu beweisen, dass in meinem Kopf nichts falsch war."

Um was wird Rossi beneidet?

Und ein kleines Geständnis musste Stoner noch machen. Ein wenig beneidet er Rossi schon. "Ich beneide, wie er mit Presse, Medien und Fans umgeht. Sie lieben ihn alle. Aus technischer Sicht hätte ich gerne seine gesammelte Erfahrung über die Jahre auf verschiedenen Marken. Er macht wenige Fehler und ist konstant. Unter Druck hat aber auch er seine Probleme. Ich werde mein Bestes geben", antwortete Stoner auf die Frage, wofür er Rossi beneidet. Beim Überholen hat er auch schon nachgelegt, da er merkte, dass er es immer zu sauber probierte, während die Anderen doch feste reinhielten.

Dass er 2010 noch dazu gegen ein Team antreten muss, wo Livio Suppo arbeitet, macht es aber nicht einfacher. "Livio ist ein Freund und wir bleiben Freunde, egal für wen wir arbeiten. Ich werde auf Sieg fahren, ungeachtet ob woanders ein Freund ist." Blieb noch die Zukunft zu klären. Könnte es auch Stoner einmal Richtung vier Räder ziehen? "Ich mag Karts. Ich werde ein paar Tests auf vier Rädern machen. Wenn ich mit den Motorrädern aufhöre, werde ich es in einer Meisterschaft probieren. In Australien gibt es einige Meisterschaften. Es wird sicher nicht die Formel 1 sein."