Casey Stoner ist zurück. In Estoril hatte er der Welt einige Fragen zu beantworten. Viele Gerüchte und Vermutungen waren um den Australier und seine Pause von drei Rennen kursiert. Gestern Abend machte Stoner reinen Tisch und erklärte seine Beweggründe und was die Ärzte herausgefunden hatten.

Eine der ersten Fragen war, ob sich Stoner die Rennen zuhause im Fernsehen angesehen habe. Er erklärte, dass dies einfach nicht ging. "Ich wollte mir die Rennen nicht anschauen, ich habe mir nur anschließend die Ergebnisse angesehen. Es war zu hart, da zuzusehen. Auch jetzt noch fühlt es sich an, als hätte ich einfach zu viel verpasst", war der Australier sichtlich noch enttäuscht, dass er diese Pause hatte einlegen müssen.

Weniger Zucker und Stärke

Auf dem Weg von seinem letzten Rennen in Donington bis zum bevorstehenden in Estoril hatte er sich etlichen Tests zu unterziehen. Viele Heilungsansätze waren auch eher Experimente. "Wir haben mit weniger Zucker und mit weniger Stärke experimentiert und versucht, daraus eine Reaktion zu bekommen. Aber leider brauchen solche medizinischen Dinge etwas Zeit, ehe man sie versteht. Du musst erst ein Mal ein paar Sachen aus deinem System werfen, ehe du neue reinbringen kannst, um zu sehen, ob das funktioniert. Wir fanden zuletzt heraus, dass ich einen ziemlich geringen Blutdruck und ein niedriges Natrium-Level hatte. Daher haben wir versucht, diese beiden Sachen anzuheben um zu sehen, ob das hilft."

Oft war Stoners Diät kritisiert worden. Doch als so schlecht, wie sie manchmal hingestellt wurde, erwies sich der Ernährungsplan des Ducati-Stars dann doch nicht. "Wir haben meine Diät nicht geändert, weil ich schon vorher eine gute Diät hatte", erklärte der Ex-Weltmeister. "Aber wir haben versucht, sie dahin gehend zu ändern, ein paar mehr Sachen reinzubringen, die gute Sachen in mein System bringen. Das soll mir helfen, wieder auf die Beine zu kommen."

"Im ersten Monat habe ich mich komplett ausgeruht. Es gab keinerlei Training. Danach habe ich wieder leicht auf dem Bike trainiert. Ich war mit meinem Trainer unterwegs und wir haben gut eine Woche trainiert. Aber nur leichte Sachen, um die Muskeln am Arbeiten zu halten. Denn nach so langer Zeit nicht auf dem Motorrad sind die Muskeln ausgelaugt und müde. Nach diesen Übungen gab es noch immer die gleichen Probleme. Ich bin noch immer gegen diese Wand gefahren und wir konnten das Problem nicht beheben."

Herz-Checks waren erforderlich

Stoner legte weiterhin einen Ärzte-Marathon hin, suchte viele verschiedene Doktoren der unterschiedlichsten Sparten auf und unterzog sich weiteren Tests und Checks. "Wir haben viele Ärzte zu meinem Fall konsultiert, dass sie sich mein Problem ansehen. Wir haben Herz-Tests machen lassen, denn sie dachten, dass mein Herz eventuell nicht richtig funktioniert und ich einen Herzfehler haben könnte. Sie sahen da eine Verbindung dazu, dass mein Fitness-Level ab einem bestimmten Punkt immens nach unten geht. Meine Herzfrequenz ging nicht über ein bestimmtes Level, auch wenn ich gepusht habe. Daher haben wir geschaut, ob da etwas bei meiner Diät nicht richtig intensiviert ist."

Doch auch wenn Stoner sich noch nicht sicher ist, ob die Probleme ausgeräumt sind, greift er in Estoril wieder an. "Ich fühle mich besser, von Tag zu Tag und wir müssen jetzt einfach raus auf das Bike gehen um zu sehen, ob es sich verbessert hat", kommentierte er das Experiment der Rückkehr. "Ich glaube, dass wir auf dieser Strecke auf einem besseren Level sein werden, als bei den früheren Rennen."

Lächerliche Gerüchte

Bei manchen Dingen, die während seiner Abwesenheit durch die Presse kursierten, wusste Stoner nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Etliche Gerüchte trafen ihn tief. "Ich habe am dritten Tag von Brünn bereits gehört, dass ich aufhören würde", schüttelte er den Kopf. "Es ist wirklich sehr kindisch von manchen Leuten, solche Gerüchte zu streuen. Ich freue mich auf meine Zukunft, gerade wenn wir dies aussortieren können. Ich freue mich auf dieses Wochenende, denn es war hart vom Rennsport wegzubleiben. Es braucht nur wenige Wochen um zu verstehen, dass Racing das ist, was du braucht und wohin zu zurückkommen willst."

Casey Stoner ist ein Perfektionist., Foto: Milagro
Casey Stoner ist ein Perfektionist., Foto: Milagro

"Es ist für Leute hier drüben schwer zu verstehen, dass weg von diesem Sport zu sein einfach bedeutet, dass ich weg von diesem Sport sein musste. Ich musste mit mir selbst übereinkommen. Wenn ich nicht hier wäre, um zu racen, welchen Grund hätte ich dann mit den Medien und jedem hier in Kontakt zu stehen?"

Auch die Verhandlungen zwischen seinem Arbeitgeber Ducati und dem neuen spanischen Star Jorge Lorenzo gingen nicht spurlos an Stoner vorbei. Aber direkt beeindrucken oder niederreißen konnten die ihn nicht. "Es ist verständlich", kommentierte er, dass Ducati versucht hatte Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa zu ködern. "Es war kein Problem für mich. Da war eine Möglichkeit da. Ich bin mir sicher, dass viele Fahrer mit vielen Teams gesprochen haben. Es war halt dieser Teil der Saison. Ducati weiß aber, dass ich hier glücklich bin und sie wissen auch, dass ich mit ihrer Arbeit glücklich bin."

Härtester Kritiker

Warum es letzten Endes aber zu der Pause und der Krankheit Stoners gekommen war, wusste er selbst auch noch nicht genau, wie er in seinem Abschlussstatement festhielt. "Sie sagten Übertrainiertheit und solche Sachen. Vielleicht habe ich mich selbst zu hart gepusht. Mein größter Kritiker bin ich selbst. All der Druck kommt von mir selbst. Ich fühle von nirgendwo anders her Druck. Wenn ich keine Resultate hole, bin ich selbst von mir enttäuscht. Das verwirrt einige Leute, wenn ich nach den Rennen interviewt werde und ich selbst wenn ich gewinne nicht so glücklich aussehe. Das bedeutet nicht, dass ich nicht glücklich bin. Ich bin dann nur enttäuscht, dass ich einen Fehler gemacht habe oder dass ich glaube, dass ich nicht das beste Rennen gefahren bin. Das ist die einzige Kritik, die ich habe. Es ist definitiv kein Problem des Drucks."