Dr. Neil Halpin, Dr. Jeremy Coleman, Dr. Harry Grundstein, Professor Jonathan Silberberg, Professor Fabio Catani und Dr. Claudio Macchiagodena. Das war das Ausmaß des Mediziner-Teams, das sich während der vergangenen Monate um Diagnose und Behandlung von Casey Stoner kümmerte. Dabei wurden keine pathologischen Anomalien im kardiovaskulären Bereich, in der Atmung oder im neurologischen Bereich festgestellt und auch kein Virus und keine Infektion entdeckt. Lediglich niedriger Blutdruck und ein Mangel an Natrium war den Ärzten aufgefallen und diese zwei Faktoren hielten sie für den Hauptgrund für die Ermüdungserscheinungen von Stoner - ausgelöst sollen sie von den Operationen und Verletzungen der vergangenen Jahre worden sein. Übereinstimmend meinten sie außerdem, dass es die richtige Entscheidung war, den Australier Ende Juli zu einer Rennpause zu überreden, weil sich sein Zustand sonst verschlechtern hätte können.

Doch diese Pause ist nun vorbei. Vorige Woche wurde die letzte Untersuchung vorgenommen und auch wenn die Doktoren und Professoren berichten mussten, dass Stoner nicht wieder ganz auf dem Damm ist, so meinten sie, er sei in besserer Verfassung als im Juli und er habe wieder rund 60 Kilogramm Gewicht, was nahe an seinem Idealgewicht liegt. Daher kehrt Stoner wie vorgesehen in Estoril auf die Strecke zurück und er konnte gleich sagen, wie sehr er sich freut, wieder dabei zu sein. "Drei Rennen Pause sind die längste Zeit, die ich in meinem Leben vom Rennsport weg war. Es war sehr schwierig, den Vorschlag der Ärzte anzunehmen und nicht mehr zu fahren. In der Vergangenheit bin ich auch verletzt gefahren, so wie in den letzten Rennen 2008, als mein Handgelenk gebrochen war. Diesmal war es aber nicht möglich und es tat mir natürlich leid für das Team", erklärte er.

Die Muskeln brauchen Zeit

Doch nun kann er wieder zum Team zurückkehren und er hoffte darauf, dass er wieder stärker auftreten kann als vor seiner Auszeit. Zunächst wollte er aber einmal abwarten. "Die Ärzte haben mir Salztabletten verordnet, damit meine Natrium-Werte nach oben gehen, aber wir müssen schauen, ob das hilft. Wir werden es am Wochenende besser verstehen. Natürlich wird es schwierig. Zunächst wissen wir nicht, ob es funktioniert, denn ich war so lange nicht auf dem Motorrad, dass meine Muskeln in jedem Fall Zeit brauchen werden, um Rennfit zu sein", meinte Stoner, der dennoch nur noch nach vorne schauen wollte.

Ähnlich geht es auch Nicky Hayden, der in Misano unverschuldet bereits in Kurve zwei aus dem Rennen geworfen worden war. Der Amerikaner hat die Pause genutzt, um abgesehen von Training nicht viel zu machen, außer eben sich auf die letzten Rennen vorzubereiten. "Jedes Mal, wenn man ein paar Wochen zu Hause sein kann, ist das Goldes wert, wenn man so viel reist wie wir", meinte er. Er freute sich aber auch auf Portugal, denn er hat in den vergangenen Rennen doch eine ordentliche Pace gefunden. Den Kurs an sich findet Hayden nicht so besonders, auch wenn er ihn mag. "Es ist ziemlich eng, mit der wahrscheinlich engsten und langsamsten Schikane im ganzen Kalender. Es gibt aber auch eine Fünfter-Gang-Rechtskurve auf die Gegengerade und die letzte Kurve ist sehr lang; eine coole Kurve. Wir werden auch Casey wieder dabei haben, was toll für das Team und die ganze WM ist und ich bin mir sicher, er wird so stark sein wie immer. Die erste Reihe oder das Podest ist für mich dadurch wieder etwas schwerer zu erreichen."

Stärke aufbauen

Die große Ducati-Freude konnte auch Livio Suppo teilen, der gleich einmal betonen musste, nie an der Rückkehr Stoners gezweifelt zu haben. "Wir wissen, dass er noch immer nicht bei 100 Prozent Fitness ist und wir hoffen, dass er während der letzten vier Rennen seine Stärke allmählich aufbauen kann. Außerdem hoffen wir, dass er mit Nicky arbeiten und Filippo dabei helfen wird, die Maschine zu verbessern", sagte der Ducati MotoGP Projekt Direktor. Aus Entwicklungssicht wird Ducati schon in Estoril einiges ausprobieren, darunter eine neue Verkleidung, die das Handling bei starkem Wind und schnellen Richtungswechseln verbessern soll. "Ich hoffe wirklich, dass Nicky nach Misano wieder Glück hat, denn seine Saison ist immer besser geworden und ich bin mir sicher, er wird den Trend dieses Wochenende fortsetzen", meinte Suppo noch.