Die nächsten Moto2-Tests stehen kurz bevor und momentan sieht es ganz danach aus, als sei alles noch in einem embryonalen Stadium.
Jorge Martinez: Es ist ein neues Projekt und als solches beinhaltet es eben auch viele Veränderungen. Ich bin schon ganz gespannt, wie viele Bikes von verschiedenen Projekten schließlich auf die Strecke gehen werden: Aprilia, Moriwaki, Queroseno, Suter, Bimota, et cetera. Ich denke, dass noch immer genug Zeit ist, hauptsächlich, weil uns die neuen Regeln erlauben, im Dezember noch zu testen.

Was sagt Dir Deine Erfahrung: Was darf man von der Moto2 erwarten?
Jorge Martinez: Ich glaube, dass es alles sehr ausgeglichen und es kaum Unterschiede zwischen den Bikes an der Spitze geben wird. Es könnte natürlich auch dieses und jenes Projekt geben, das die Erwartungen nicht erfüllt, aber das werden nicht viele sein. Ich bin mir sicher, dass die mehr etablierten Teams ihre Erfahrungen nutzen werden, um den Unterschied auszumachen, speziell die Fahrer. Aber bei so viel Gleichheit, was die Motoren und auch das Chassis angeht, ist der wichtigste Punkt, der letzten Endes über die Rundenzeit entscheidet, der Fahrer.

Für Martinez wird die Moto2 eine sehr interessante Serie. Überraschungen erwartet er weniger., Foto: Milagro
Für Martinez wird die Moto2 eine sehr interessante Serie. Überraschungen erwartet er weniger., Foto: Milagro

Aller guten Dinge sind drei! Endlich sieht es so aus, als würde Dein MotoGP-Traum Realität werden…
Jorge Martinez: Es sieht so aus, ja! Wir gehen endlich in die MotoGP und ich freue mich schon darauf, unser Bike nach dem letzten Grand Prix der Saison in Valencia auf der Strecke zu sehen.

Was bedeutet eine Anwesenheit in der MotoGP-Klasse für das Aspar-Team?
Jorge Martinez: Viele Dinge. Ich denke, dass in der MotoGP zu kämpfen dir einfach die Möglichkeit gibt, die Luft von Glaubhaftigkeit und Stärke atmen zu können. Es ist der direkte Weg deinen Sponsoren Kontakte zu internationalen Marken und der Welt des Motorrades zu liefern. Für uns und für unsere Fahrer ist es eine Leiter an die Spitze.

Wird es dich Schlaf kosten, die größte private Teamstruktur des Fahrerlagers zu betreiben?
Jorge Martinez: Es ist ganz klar nicht leicht, so ein großes Team zu managen und es gibt sehr viel Arbeit, die erledigt werden muss. Mehr als ein Mal habe ich darüber nachgedacht, was es für ein Kampf sein wird, ein Team von Ingenieuren zusammenzustellen, ein so großes Budget aufzutreiben. Es gibt viele Dinge zu tun. Es wird nicht leicht, eine solche große Struktur in allen drei Klassen zu haben und wir werden hart arbeiten müssen.

Mit Hector Barbera geht es in die MotoGP., Foto: Milagro
Mit Hector Barbera geht es in die MotoGP., Foto: Milagro

Härter denn je zuvor?
Jorge Martinez: Um ehrlich zu sein, ist mein Leben mit Arbeit ziemlich ausgefüllt. Mein Vater pflegte immer zu sagen: "Arbeite und Dir wird es an nichts fehlen". Das ganze Team, ich inbegriffen, stoppt niemals auch nur für eine Minute. Ich fühle mich glücklich zu sehen, dass die Aufopferung und die Konstanz dieses großartigen Teams unsere Struktur größer und konkurrenzfähiger gemacht hat - Jahr für Jahr.

Ist eine so loyale Belegschaft auch der Schlüssel zum Erfolg?
Jorge Martinez: Es gibt keine Zweifel daran, dass wenn ich nicht solche reichhaltige technische und menschliche Unterstützung hätte, es unmöglich wäre, solche Fortschritte zu machen. Jeder kann sich selbst große Ziele setzen oder Projekte zusammenstellen, die für eine kurze Zeit erfolgreich sind. Aber um über eine lange Zeitperiode hinweg erfolgreich zu sein braucht es ein tolles Team von Menschen, die zusammenarbeiten. Ohne das wäre es absolut unmöglich auf so vielen Baustellen zu arbeiten, wie wir es im Moment tun.

Ist das Sahnetüpfelchen auf dem Kuchen, dass du einen Fahrer aus Valencia in der MotoGP haben wirst?
Jorge Martinez: Als ein Valencianer ist es für mich fundamental, einen Fahrer vom selben Fleckchen Erde zu haben. Wenn der auch noch an der Spitze steht und ein großartiger Fahrer ist, wie es mit Hector [Barbera] ja der Fall ist, ist es umso besser. Ich hoffe und wünsche mir, dass unser Projekt in der MotoGP mit ihm sehr lange andauert.

Julian Simon sei einfach unglaublich, findet Martinez., Foto: Milagro
Julian Simon sei einfach unglaublich, findet Martinez., Foto: Milagro

Stand Simons gute Form nach den Vorsaisontests zu erwarten?
Jorge Martinez: Die Saison verläuft nicht immer so, wie man es bei den Tests zuvor sieht. Manchmal startet man am stärksten, doch dann holen die anderen Fahrer und Teams auf oder machen bessere Fortschritte als man selbst. Julian war vom ersten Tag an unglaublich solide und ich glaube, dass die Art wie er sich selbst programmiert hat, einfach beeindruckend war. Er begann auf einem viel höheren Level als alle anderen und ich bin mir sicher, dass er in die Saison gegangen ist und den Gedanken hatte, jedes Rennen zu gewinnen. Auch wenn er allmählich gelernt hat, Opfer zu bringen und zweite oder gar vierte Plätze zu holen, wenn es nötig sein sollte. Vielleicht hat sich seine Einstellung nach dem Fehler von Jerez etwas geändert. Als Team sind wir wirklich glücklich mit ihm, denn er entwickelt sich zu einem sehr kompletten Fahrer.

Siehst du ihn bereits als Weltmeister so, wie es der Rest des Fahrerlagers scheinbar bereits tut?
Jorge Martinez: Er hat dieses Jahr ein beeindruckendes Level an Überlegenheit in der 125er-Klasse demonstriert und er war einen Schritt vor allen anderen. Wenn nichts Dummes passiert, denn man kann im Rennsport nichts für garantiert annehmen, denke ich, dass der WM-Titel in seinen Händen liegt.

Bautista arbeitet hart, aber es mangelt ihm an Aggression., Foto: Milagro
Bautista arbeitet hart, aber es mangelt ihm an Aggression., Foto: Milagro

Es sieht so aus als hätte Bautista die schwierigere Aufgabe, aber es keine unmögliche?
Jorge Martinez: Ich bin zuversichtlich, dass Alvaro mit der Faust auf den Tisch schlagen, böse auf sich selbst werden und in einer viel aggressiveren Weise attackieren wird. Ich muss zugeben, dass ich bei manchen Rennen die erste Person war, die ihm geraten hat, klug zu sein und herauszufinden, wo seine Hauptrivalen sein würden. Und das er sich konservativ verhält, wenn es nötig sein sollte. Jetzt aber ist die Zeit gekommen, aufzuwachen und einen weiteren Schritt nach vorn zu machen. Glücklicherweise haben wir in Misano diese Seite von Alvaro Bautista gesehen.

Wie siehst du die Saison Deiner anderen 125er-Fahrer bisher?
Jorge Martinez: Gadeas Start war ok, er erholte sich und war zur Halbzeit einfach sensationell. In den letzten drei Rennen hatte er nicht viel Glück, aber ich glaube, dass er sich im letzten Teil der Saison enorm verbessert hat. Denn er hat auch gelernt, wie er das Ruder herumreißen kann, sich erholt und es gut macht. Es ist eine ähnliche Geschichte wie bei Smith - er war auf einigen Strecken sehr schnell, auf anderen nicht. Es ist dieses Mal wahrscheinlich das erste Mal, dass sie auf jeder Strecke um den Sieg kämpfen konnten. Und das ist für einen Fahrer nicht einfach zu realisieren.

Mike di Meglio hatte viel Pech, hat sich aber dennoch sehr positiv entwickelt., Foto: Milagro
Mike di Meglio hatte viel Pech, hat sich aber dennoch sehr positiv entwickelt., Foto: Milagro

Wie sieht es mit Mike aus?
Jorge Martinez: Er hatte einen fantastischen Start in die Saison, stürzte aber in Japan. In Jerez hatte er Probleme mit seinem Arm, was ihn für eine Weile zurückwarf. Es war schade, da eine ganze Reihe von Dingen passierten, die ihn davon abhielten, so zu explodieren, wie wir es erwartet hatten. Glücklicherweise fühlt er sich auf dem Motorrad besser und besser, er wird schneller und ist ein immer kompletterer Fahrer. Hoffentlich können alle unsere Fahrer die Saison in der Nähe der Spitze beenden.

Kannst du uns einen Einblick in die Fahrstile eines jeden Deiner Fahrer geben?
Jorge Martinez: Julian ist sehr aggressiv und er ist sehr stark auf der Bremse. Man könnte sagen, dass er es mag, die Front des Bikes zu spüren und seine Sitzposition passt eigentlich besser zu einer größeren Kategorie als zu den 125ern. Smith lässt das Motorrad mehr laufen, er ist glatter und er mag es, hohe Kurvengeschwindigkeiten zu fahren - er bremst nicht so stark wie Julian. Gadea ist wahrscheinlich der Aggressivste der Drei und derjenige, der sich am meisten auf dem Motorrad bewegt. Ich denke, dass er sich dort noch verbessern muss. Alvaro ist sehr glatt, er arbeitet extrem hart und er ist im Training sehr konstant. Vielleicht fehlt ihm etwas Aggression. Mike verbessert sich sehr und er hat auf dem Bike eine Position, die ich sehr mag, da er sein Gewicht auf die Front verlagert. Das ist eine gute Art, das Motorrad zu kontrollieren.