Große Ergebnisse oder großes Desaster, so kann es nach Valentino Rossis Meinung laufen, wenn zwei Top-Fahrer in einem Team fahren. Bislang ist das Experiment von Yamaha aufgegangen und auch Rossi merkt, dass ihm die Partnerschaft mit Jorge Lorenzo ein wenig bringt. "Auf der Strecke ist es befriedigender zu gewinnen, denn man ist auf dem gleichen Level", sagte der Italiener gegenüber GPWeek. Bleibt allerdings noch die Schattenseite, die Rossi auch bereits laut angesprochen hat. Wenn er sich bei der Entwicklung voll engagiert, hilft das nicht nur ihm, sondern auch seinem engsten Feind und das habe er sich nicht verdient, wie er meinte.

So aber hat er Druck und fährt am Limit, wofür er in diesem Jahr auch hin und wieder bezahlen musste. In den Flag-to-Flag-Rennen in Le Mans und Donington vertat er sich beim Timing des Motorradwechsels und in Indy habe er einfach einen dummen Fehler gemacht, gab er zu. Da es dieses Jahr mit Fehlern schnell gehen kann, wollte er auch nicht auf Nummer sicher gehen und den WM-Vorsprung auf Lorenzo einfach nach Hause fahren. "Wir müssen immer auf dem Podest sein und bei jedem Rennen ankommen. Das ist das erste Ziel." Das soll dann zum zweiten Ziel führen, dem Titel.

Wie auf der 250er

Wie der achtfache Weltmeister weiter erklärte, entwickle er sich als Fahrer immer noch weiter. So sei er mehrere Jahre auf 500ern und 990ern gefahren, die ganz anders waren als die 250er. "Jetzt mit der 800er auf Bridgestone-Reifen und viel Elektronik muss ich aber wieder wie auf der 250er fahren. Ich musste wieder meinen Stil umstellen, damit ich die Maschine voll umsetzen kann", meinte Rossi, der Präzision als seine größte Stärke herausstellte. Aber der Italiener scheint auch immer sehr konzentriert zu sein, wenn er auf der Maschine sitzt, auch wenn er abseits für jeden Schabernack zu haben ist. Konzentration sei auch nie eines seiner Probleme gewesen, wobei er gestand, dass es jedes Jahr schwieriger werde und er auch seine Erfahrung nutzen müsse.

Der Akku muss voll sein, Foto: Sutton
Der Akku muss voll sein, Foto: Sutton

"Man muss wissen, was man abseits der Strecke tut und was man von Montag vor dem Rennen weg macht, damit man am Sonntag bereit ist. Ich mache keine eigenartigen Sachen, wie spezielle Konzentrationsübungen oder Mentaltraining. Ich versuche einfach, entspannt ins Wochenende zu gehen und keinen Druck von außen zu haben. Man ist wie die Batterie in einem Mobiltelefon... am Freitag muss man voll aufgeladen sein, aber man darf das Telefon nicht zu viel benutzen, sonst kommt man zum Sonntag und der Akku ist leer", erklärte Rossi. Doch nicht nur das Haushalten mit Kräften ist wichtig, auch der Umgang mit der Konkurrenz. Rossi will die Gegner verstehen, sie kennen, mit Stärken und Schwächen. Und er hasst sie auch, wobei er da betonen musste, dass es darauf ankommt, wie man sie hasst.

Unterschiedlicher Hass

"Es ist möglich, deinen Gegner auf der Strecke zu hassen und eine recht gute Beziehung abseits der Strecke zu haben. Kein guter Freund, aber höflich. Es hängt vom Verhalten der zwei Feinde außerhalb der Strecke ab." Auf der Strecke müsse man hingegen bereit sein, alles gegen den Gegner einzusetzen. Das sei wie im Dschungel und man müsse den Gegner sprichwörtlich töten wollen. Tue man das nicht, würde er es tun. Am meisten Spaß hatte er in dieser Hinsicht mit Sete Gibernau, erzählte Rossi weiter. "Wir waren erst gute Freunde und dann hatten wir Probleme außerhalb der Strecke, also wurde der Feind größer und damit die Motivation."

Bei so viel Kampfgeist fällt Rossi das Verlieren klarerweise immer schwer, selbst wenn er mit seinen Freunden spielt. Aber egal ob Karten, Fußball oder Tischfußball, er will keine schmutzigen Tricks anwenden, auch wenn er sich ärgert, wenn er verliert. "Aber nicht sehr. Und manchmal verliere ich recht oft." Da ist es auch gut, wenn er sich wenig ärgert, denn neben Schlafen, abends alleine Trainieren und Spielen auf der Playstation trifft er sich gerne mit seinen Freunden, um zu entspannen. Eine Praxis hat er dabei abgelegt. Er verkleidet sich nicht mehr, wenn er ausgeht. "Früher war das öfter - eine Perücke, ein Bart, Sonnenbrillen. Das war lustig, aber schwierig... denn wenn jemand dich bemerkt, dann Ahh - Valentino. Jetzt gehe ich normal, ich will das nicht bekämpfen."

Das liebe Geld

Im Notfall hätte er wohl auch genug Geld, um einen Club nur für sich zu mieten. Zwar will das Steuerbüro, das ihm bei seinen Steuernachzahlungen in Italien eine ordentliche Erleichterung verschafft hat, noch rund 2,5 Millionen Euro von ihm, doch Rossi betonte, dass er genug Geld für seinen Lebensstil habe. "Ich fahre nicht für Geld, aber ich bin reich. Es ist wichtig, nicht zu besessen vom Geld zu werden. Ich manage mein Geld gerne, vor allem in den vergangenen beiden Jahren. Und ich freue mich, wenn ich sehe, wie viel Geld ich habe", meinte Rossi mit einem Schmunzeln.

Irgendwann soll es mit Autos weitergehen, Foto: Sutton
Irgendwann soll es mit Autos weitergehen, Foto: Sutton

Und er wird wohl auch noch einiges verdienen. Zehn Jahre will er noch Rennen fahren, allerdings nicht ständig mit Motorrädern. Kommenden Juni will er seine Motorrad-Zukunft entscheiden. "Ob ich mit Yamaha weitermache, ob ich wechsle... Vorher habe ich nie gedacht, dass ich Yamaha verlassen könnte... aber jetzt mit dieser Situation mit Lorenzo, denke ich, Yamaha wird eine Entscheidung treffen müssen. Ich weiß aber nicht, ob ich weitermache. Danach werde ich einige Jahre mit Autos fahren, denke ich. Aber entspannter. Meine Haupt-Karriere wird sicher bei den Motorrädern sein."