Valentino Rossi ist achtfacher Weltmeister, hat über 100 Grand Prix-Siege errungen und fast überall auf der Welt die meisten Fans. Der Aufkleber mit seiner Startnummer "46" regiert die Autoheckscheiben in fast jedem Staat. Will heißen: Der Italiener ist gefragt. Bei Fans, Presse und Medien, bei allen. Und genau aus diesem Grund muss er sich manchmal etwas zurückziehen. "Das ist wichtig, denn wenn du das nicht tust, wirst du verrückt", gestand er der Autosport. "Wenn du nur mit Leuten sprichst, die sagen: 'Ah, du bist Valentino Rossi', oder du nur Interviews gibst und in Pressekonferenzen bist, dann verlierst du etwas die Realitäten."

Der Yamaha-Pilot gibt sich auf seinem "Rückzug" gern die volle Dröhnung Freunde. "Ich habe eine Gruppe guter Freunde die sehr lustig sind und die ich kenne seit wir Kinder waren und darum haben wir ein besonderes Verhältnis zueinander. Und mit diesen Leuten bin ich nicht Valentino Rossi, da bin ich nur Valentino. Das macht Spaß." Außerdem gäbe es da noch einen wichtigen Punkt. "Ein weiterer wichtiger Punkt in meinem Leben, sind Girls! Denn die geben immer eine gute Motivation."

Das Verhältnis zu Lorenzo

"An erster Stelle müssen wir aufpassen, denn die Medien schüren einen harten Kampf zwischen mir und Jorge", erörterte er nüchtern. "Denn das ist natürlich interessanter und man kann mehr Zeitungen verkaufen. Ich hoffe, dass wir weiterhin harte Kämpfe wie in Barcelona und so auf der Strecke haben, aber abseits davon ein normales Verhältnis bewahren werden. Denn ich habe großen Respekt vor ihm. Auch vor seinem Fahrstil, denn er ist sehr stark und sehr schwer zu schlagen. Ich denke, dass er in der Zukunft auch Weltmeister wird." Dass die Beiden dabei im selben Team seien, bringe zwar Vor- und Nachteile, bringe aber vor allem eine zusätzliche Würze. "Andererseits kann man sich auch mit dem gleichen Motorrad messen und so weist du, dass jeder das gleiche Potenzial des Bikes zur Verfügung hat. Es macht für mich keinen Unterschied ob er hier oder dort ist, denn ich denke, dass Lorenzo mit der Yamaha wie mit der Honda auch gefährlich ist."

Starke Gegner motivieren Rossi., Foto: Sutton
Starke Gegner motivieren Rossi., Foto: Sutton

Es sei eine große Motivation, starke Gegner zu haben und sich dadurch selbst immer weiter zu verbessern, erklärte Rossi weiter. "Wie mit Stoner. 2007 und 2008 musste ich einen Schritt machen. Ich musste mich klar verbessern und wenn man das im Alter von 29 Jahren macht, ist das schwer. Und du musst etwas mehr tun, als in der Vergangenheit. Dieses Jahr ist es dasselbe mit Lorenzo. Er ist auch noch mein Teamkollege und hat dasselbe Bike. Das bedeutet mehr Konzentration, mehr Zeitaufwendung und mehr Probieren um zu gewinnen. Es ist schwer, es ist schlecht, wenn du verlierst, aber es ist viel viel spannender, wenn du trotzdem gewinnen kannst."

Einen großen Beitrag, wenn nicht gar den größten, zu Rossis Erfolgen lieferte der Australier Jeremy Burgess. Und das weiß auch Rossi. "Du kannst Jerry gar nicht genug bezahlen, denn er ist ein Genie! Und nicht nur am Bike, sondern auch für die Atmosphäre im Team. Ich bin so froh, ihn zu haben. Als ich ihn traf realisierte ich schon, dass es ein großes Glück war. Daher versuchte ich immer, sehr nah bei Jerry zu bleiben und es wurde eine lange Zeit, dass wir zusammenblieben. Ich glaube, dass es unmöglich ist, ein solches Gefühl mit einer Frau zu haben, denn Jahr für Jahr liebt man sich ja mehr, wie du weist."

Rossis Karriere-Ausblick

Rossi selbst glaubt, dass seine Karriere bisher schon mehr als ordentlich verlaufen ist. Doch er verliert die Motivation nicht. Im Gegenteil. Sie wächst wieder! Denn es gibt noch ein realistisches Ziel. "Ich glaube, dass meine Karriere schon fantastisch ist, aber zu versuchen, nahe an Agostini heranzukommen, das bedeutet, dass… Nichts ist unmöglich! Als ich bei 65 Siegen war und Agostinis 122 sah, sagte ich: Scheiße! Unglaublich! Das ist das Doppelte - unmöglich. Jetzt bin ich bei 101, also verdammt, es ist noch weit aber nicht unmöglich. Das ist eine gute Motivation, an der Spitze zu bleiben."

Einen Wechsel zu den Automobilen hat der derzeitige WM-Führende der MotoGP noch nicht abgeschlossen, sieht dies sogar als realistisch an. Etwas trauert er der verpassten Chance des Umstiegs in die Formel 1 zwar noch hinterher, aber irgendwie habe er auch alles richtig gemacht. "Es war eine schwere Entscheidung und ich war wirklich so kurz davor, zu wechseln", erinnert er sich heute. "Es war wie ein Traum mit Ferrari in die Formel 1 zu gehen. Aber was den Unterschied letzten Endes ausmachte war, dass ich noch nicht bereit war bei den Motorrädern aufzuhören."

"Für mich ist es sicherlich schwer etwas zu finden, was mir dasselbe Gefühl vermittelt, die selbe Motivation und Spannung gibt", gab er klar zu. Er hoffe daher, dass er noch einige Jahre an der Weltspitze des Motorradsportes mitmischen könne. "Danach kommt der zweite Teil meiner Karriere mit Autos, wenn auch nicht auf demselben Level, aber auf einem guten Level. Und ich denke, dass es noch möglich ist, zehn weitere Jahre Rennen zu fahren. Das ist einfach, wenn man angeschnallt ist, hm?"