Wer die ersten Saisonrennen der Superbike-WM mitverfolgt hat, dem dürfte klar sein, dass die MotoGP einiges zeigen muss, um mit dem Spektakel der seriennahen Maschinen mitzuhalten. In den vergangenen beiden Jahren hat es in der Prototypen-Klasse einige recht langweilig anmutende Rennen gegeben und Valentino Rossi hofft, dass diese 2009 eher zu den Einzelfällen gehören. Helfen soll dabei auch der Einheitsreifen, aber bei den Wintertests ließ Casey Stoner mit seinem Speed schon einmal erkennen, dass der auch kein Allheilmittel ist. Rossi würde den Hebel woanders ansetzen. "Ich denke, der Wechsel von den 990ern auf die 800er war der größte Fehler der MotoGP; wohl auch bei den Kosten, denn die 990er waren billiger", zitierten die Motorcycle News den Italiener.

Das Problem der zu hohen Geschwindigkeiten auf den 990cc-Maschinen hätte Rossi mit kleineren Lufteinlässen oder weniger Umdrehungen gelöst. Klar war ihm nur, dass die 800cc-Vorgänger fantastische Maschinen im Vergleich zu den aktuellen waren. "Und die jetzigen bringen auch langweilige Rennen. Man muss anders damit fahren und Überholen wird schwieriger. Mit den 990ern war das besser. Ich hoffe, das Racing wird besser. Ich denke, mit dem Einheitsreifen ist jeder in derselben Situation, also hat man mehr Fahrer, die um den Sieg kämpfen, wenn das Rennen losgeht. Ich weiß aber nicht, ob die Rennen wieder so werden wie vor vier oder fünf Jahren."

Beispiel Jerez

Wie schwer das Überholen mit den 800ern wirklich ist, merkte Rossi beim Test in Jerez, als er versuchte Niccolo Canepa zu überholen. Der Yamaha-Pilot war einen Monat nicht gefahren und alles fühlte sich sehr schnell an. Die Kurvengeschwindigkeiten sind eben trotz Einheitsreifen nach wie vor hoch, laut Rossi doppelt so hoch wie 2006 auf der 990er mit Michelins. "Das sorgt für weniger Überholen und weniger Show. Dieses Jahr ist jeder auf den gleichen Reifen. Vor fünf Jahren gab es in Jerez fünf Orte pro Runde, wo man überholen konnte, jetzt vielleicht noch zwei. Ich war hinter Canepa und er war langsamer als ich. Um ihn zu überholen, musste ich aber sehr, sehr hart pushen", sagte Rossi.

Auch Nicky Hayden gibt den Maschinen die Schuld daran, dass das Überholen schwerer geworden ist. Denn jeder fahre die Motorräder so nahe am Limit, dass es unglaublich schwer werde, jemanden auf der Geraden zu überholen, wenn er keinen Fehler macht - dadurch werde es auch andernorts schwieriger. "Die Bremszone war auf den 990ern viel länger, also hatte man mehr Zeit für das Bremsen, man konnte jemanden ausbremsen und es trotzdem halten. Jetzt bremst jeder so spät und die Elektronik und Reifen machen es beim Bremsen viel einfacher und konstanter, wodurch jeder am gleichen Ort bremsen kann", sagte der Amerikaner. Auf der 990er hätten zudem verschiedene Fahrstile funktioniert, so konnte man sich am Kurvenausgang schon für ein Manöver in der nächsten Bremszone bereit machen. "Jetzt muss man am Limit fahren und hoffen, dass die Tür aufgeht."