Die Weltmeister stehen fest, auch meinerseits herzlichen Glückwunsch. Aber auch abseits der Titel-Entscheidungen war in den vergangenen Wochen ja einiges los - die anstrengende Übersee-Tour inklusive. Mein persönlicher Albtraum ist leider wahr geworden und Einheitsreifen werden im kommenden Jahr in der MotoGP eingesetzt. Da könnte man als nächstes diskutieren, ob man nur mehr mit einem Bremsen-Hersteller fährt oder nur noch auf einer Motorradmarke oder mit einem Motorenhersteller.

Auf der anderen Seite muss man aber sagen, dass es sich bei den Tests in Valencia gar nicht so schlecht angelassen hat. Die Fahrer, die bisher mit Material von Michelin unterwegs waren, haben sich eigentlich von Anfang an recht wohl gefühlt. Der Hintergedanke, dass es eine bessere Show wird, ist vielleicht nicht ganz so falsch. Es sieht so aus, als ob das Feld doch recht nahe beisammen ist und es bleibt abzuwarten, wie sich die ganze Sache entwickelt. Auch die Sorge, dass die neuen Reifen nur auf die Top-Fahrer passen könnten, scheint nicht berechtigt. Es wird an jedem Wochenende zwei verschiedene Reifen geben und da kann sich jeder aussuchen, was ihm passt.

Was die Teamwechsel anbetrifft, so war Nicky Haydens Unterschrift bei Ducati wohl der wichtigste. Und bei den Tests hat er auf der Ducati speziell am Dienstag im Regen schon sehr gut ausgesehen. Im Trockenen fällt es natürlich mehr auf, wenn bei der Maschine an der Abstimmung etwas noch nicht hundertprozentig ist. Da werden die Zeitunterschiede gleich etwas größer und im Regen kann man das fahrerisch doch ausbügeln. Seine Erfahrungen aus dem Dirt Track kommen ihm mit Sicherheit zu Gute. Deswegen traue ich ihm zu, dass er mit dem Charakter der Ducati gut zurechtkommt.

Auch bei den Satelliten-Ducatis war der Eindruck gleich ganz gut. Canepa habe ich jetzt erst einen Tag kennengelernt und er ist noch recht jung und unerfahren. Er hat zwar die Ducati getestet und ist italienischer Meister, aber in der Klasse ist er doch derjenige mit der geringsten Erfahrung und muss sich nun im Feld der Weltmeister behaupten.

Marco Melandri hat etwas zu beweisen, Foto: Kawasaki
Marco Melandri hat etwas zu beweisen, Foto: Kawasaki

Kallio hat schon zu Beginn eine wirklich gute Figur gemacht. Es ist wirklich nicht so einfach, von der 250er auf die MotoGP zu steigen. Auch wenn sie von den Elektroniksachen limitiert war, damit jeder damit umgehen kann, so war es nicht leicht, gleich damit schnell zu sein. Denn man kann auf der Maschine so viel verstellen, dass man auch sehr schnell den falschen Weg einschlägt. Er hat sich aber gut geschlagen und da er auch Eis-Speedway- und Speedway-Rennen fährt, glaube ich, dass er sich gut mit der Maschine arrangieren müsste.

Der große Rückkehrer Sete Gibernau hat die Sache eher ruhig angehen lassen. Er ist alt genug und hat genug Erfahrung, um zu wissen, wann es etwas zu riskieren gibt oder nicht. Er schien aber einen recht entschlossenen Eindruck zu machen. Er meinte zum Wiedereinstieg noch etwas Zeit zu benötigen, um sich einzugewöhnen. Dafür waren die ersten Testzeiten nicht schlecht. Er wird meiner Ansicht nach zwar nicht um den Titel mitkämpfen, aber ein paar gute Resultate kann man durchaus erwarten.

Marco Melandri, im kommenden Jahr auf Kawasaki unterwegs, hat bereits während der ersten Testkilometer zielstrebig gearbeitet, nachdem er sich in dieser Saison von vielen Seiten anhören musste, wie schlecht er geworden sei. Wenn er so motiviert in die nächste Saison einsteigt und sich von ein paar Tiefschlägen nicht entmutigen lässt, dann könnte das ein relativ starkes Paket werden. Denn der Motor der Kawasaki ist stark - es fehlt nur ein wenig an Traktion. Nachdem die Kawasaki-Fahrerpaarung wie vermutet in diesem Jahr nicht viel weiterentwickelt hat, ist mit Melandri nun einer da, dem ich das durchaus zutraue.

Bei Repsol Honda hoffe ich, dass sich Andrea Dovizioso nicht so einfach einfügt, denn das wäre wohl sein Untergang. Alberto Puig, der persönliche Berater von Dani Pedrosa, wird immer probieren, im Team das Beste für seinen Schützling herauszuholen. Das heißt, wenig Datentransfer und Ähnliches. Soweit ich das mitbekommen habe, gibt es in der Box überhaupt keinen Datenaustausch. Es wird schon probiert, alles abzuschotten und da keine Informationen darüber herauszugeben, was bei Pedrosa funktioniert und was nicht. Da muss Dovizioso sofort eine starke Position einnehmen und das Beste wäre, wenn er gleich bei den ersten Rennen nahe an Pedrosa dran oder sogar vor ihm wäre. Pedrosa und Puig sitzen bei Honda natürlich an einem ziemlich langen Hebel. Ich hoffe, für Andrea wird das nicht zu einem Nachteil. Die ersten echten Vergleiche wird es in Jerez geben, nicht nur bei Repsol, sondern bei allen. Denn nach dem Übersee-Marathon waren doch alle etwas müde.

Die 250er in Nöten

Das Duell Simoncelli gegen Bautista wird gut unterhalten, Foto: Sutton
Das Duell Simoncelli gegen Bautista wird gut unterhalten, Foto: Sutton

Mit der kommenden Einführung der Viertakter hat natürlich kaum mehr jemand Interesse daran, großartig in die Klasse zu investieren. Auf der anderen Seite gibt es ein paar Teams, die richtig engagiert sind. In der 250er-Klasse ist es aber einfach zu schwierig, erfolgreich zu sein, denn die Budgets der Piaggio-Marken - Aprilia und Gilera - sind schon so hoch, dass das ein fast unerreichbares Level ist. Die Material- und Budget-Kosten sind doppelt bis dreifach so hoch wie in der 125er. Deswegen ist es auch schwer, einzusteigen. Es macht kaum Sinn für jemand, dort hinzugehen, weil es kaum eine Chance auf ein gutes Ergebnis gibt.

Was die hohen Leasing-Gebühren für Piaggio-Maschinen betrifft, so ist man dort aber sicher schon an der Grenze angekommen, wenn nicht sogar ein wenig darüber. Ich glaube kaum, dass irgendein Team mehr bezahlen will oder kann. Das regelt sich von selbst. Wenn die Preise zu hoch werden, dann ist die Geschichte beendet. Dank Alvaro Bautista und Marco Simoncelli dürfen wir uns nächstes Jahr aber erst einmal auf eine spannende Saison freuen.

Die 125er-Fragezeichen

Das Jahr von Stefan Bradl war klar ein schönes Highlight aus deutschsprachiger Sicht. Aber auch Sandro Cortese hat in den letzten Rennen noch einmal richtig zugelegt. Schade, dass er keinen Podestplatz mehr holen konnte, denn er war wirklich knapp dran. Aber das gibt ihm auch gute Motivation für nächstes Jahr, wenn er bei Ajo Motorsport fahren wird. Das ist ein Top Team und da er auch einen Teamkollegen hat, gibt es mehr Daten. Wenn es also einmal nicht so läuft, dann kann er die Daten ein bisschen abgleichen, was ihm sicher auch ein wenig hilft. Das spornt an und motiviert und nächstes Jahr werden wir ihn wohl auch öfter ganz vorne sehen.

Auch Dominique Aegerter hat gegen Jahresende wirklich gute Leistungen gezeigt, vor allem im Training. Bei Michael Ranseder hatte man eher den Eindruck, dass er mit der Sache schon mehr oder weniger abgeschlossen hatte und schon auf 2009 mit Maxtra fixiert ist. Wie gut das Motorrad in seiner Premieren Saison sein wird ist unklar. Ich denke allerdings, dass es wohl für beide Seiten nicht die cleverste Entscheidung war.

Wohin geht der Weg?, Foto: Sutton
Wohin geht der Weg?, Foto: Sutton

Obwohl Bradl die Saison über den Erwartungen abgeschlossen hat ist noch nicht ganz klar, wie es nun für das nächste Jahr aussieht. Grizzly Gas ist als Sponsor ausgestiegen und nun ist das Kiefer Team dabei, mit alternativen Sponsoren zu verhandeln. Zu dieser Jahreszeit ist es aber natürlich relativ spät, um noch große Gelder loszueisen. Ich denke, dass sich Stefan da vielleicht auch nach anderen Teams umsehen wird. Seine Ambitionen, in die 250er zu wechseln, kann ich allerdings nicht ganz verstehen. In der 125er hätte er eine gute Chance, 2009 um den Titel zu fahren und das sehe ich in der 250er auf Anhieb nicht so.