Ihr Team erlebte ein sehr schwieriges Qualifying, was genau ist schief gelaufen?
Herve Poncharal: Bis Samstagabend am Sachsenring sah es gut aus, aber seitdem läuft alles schief. Danach erlebten wir beim Regenrennen Deutschland und beim Rennen in den USA ein Desaster. Und auch hier war es für uns sehr schwierig. Natürlich hätten wir uns lieber ein trockenes Qualifying gewünscht, denn heute fehlte unseren Fahrern das Vertrauen, um voll anzugreifen. Man sieht ja: die drei Michelin bereiften Yamahas stehen auf den letzten drei Positionen.

Das ist sehr frustrierend, denn wir haben die Saison sehr gut begonnen und kämpften bei einigen Rennen um die Toppositionen. Wir standen in China auf der Pole Position und erreichten in Frankreich und den Niederlanden das Podium. Jetzt sind wir plötzlich am Ende des Feldes - das ist extrem enttäuschend. Das Beste am Tschechien GP bislang ist, dass es morgen trocken sein soll. Das sollte es für uns ein kleines bisschen einfacher machen, aber selbst im Trockenen waren wir am Freitag nie in einer guten Position. Es ist klar, dass momentan ein Bestandteil in unserem Paket nicht in Topform ist.

Sie haben die letzten drei Rennen angesprochen: sowohl in Deutschland als auch in Laguna Seca und hier in Brünn hatte Michelin Probleme. Liegt es nur an den Reifen oder stimmt noch etwas anderes nicht am Paket?
Herve Poncharal: Ich habe nie gesagt, dass Michelin die Schuld trägt. Wenn man einen Reifenwettbewerb hat, dann gibt es Ups and Downs. Es sind nie immer die gleichen vorne und hoffentlich auch nie immer die gleichen hinten. Aber es ist ganz klar: bei den letzten drei Rennen hatte die Konkurrenz einen Vorteil. So lange wir alle für einen Wettbewerb unter den Reifenherstellern sind, müssen wir akzeptieren, dass es mal auf- und mal abwärts geht. Die andere Variante wäre ein Einheitsreifen. Im letzten Jahr gab es eine große Diskussion darüber, aber alle waren der Meinung, dass der Wettbewerb der bessere Weg sei. Wenn jemand jetzt anders darüber denkt und den Faktor Reifen eliminieren möchte, dann müssen wir uns erneut darüber unterhalten. Es gibt bei beiden Varianten Vor- und Nachteile.

Poncharal erinnert sich gerne an die guten Zeiten. Bald sollen sie zurückkommen., Foto: Yamaha
Poncharal erinnert sich gerne an die guten Zeiten. Bald sollen sie zurückkommen., Foto: Yamaha

Momentan spielt auch ein Sicherheitsgedanke eine Rolle: die Rundenzeiten sind unglaublich schnell geworden. Die Fahrer werden in den Kurven immer schneller und schneller und schneller. Das liegt zu einem Großteil am Reifenkrieg. Aber klar: wir sind im Moment nicht glücklich mit unserer Situation. Doch Michelin gibt alles und wir halten zu ihnen. Wir werden am Montag und Dienstag hier testen und hoffentlich eine Lösung finden. Trotzdem müssen wir alle gemeinsam, also Teams, Hersteller und die Dorna, darüber nachdenken, wie es im nächsten Jahr weitergehen soll und wie man die Meisterschaft noch attraktiver machen kann.

Michelin hat bei den ersten Rennen gezeigt, dass sie sich über den Winter gesteigert haben. Glauben Sie, dass es auf Strecken mit einer anderen Charakteristik wieder aufwärts gehen wird und die Probleme der letzten Rennen streckenspezifisch waren?
Herve Poncharal: Es gibt immer Strecken, auf denen Michelin stärker ist und welche auf denen Bridgestone besser ist. Aber letztlich muss man überall stark sein, auf allen Strecken, im Nassen, im Trockenen und auf abtrocknender Strecke.

Kommen wir zu einem positiven Thema: Sie haben Ihre Fahrer für 2009 bereits bestätigt. Was sind die Stärken von James Toseland und Colin Edwards?
Herve Poncharal: Sie sind eine fantastische Kombination. Ich hoffe, dass die schwierigen Zeiten, die wir gerade durchleben, nicht die tolle Atmosphäre und die Motivation der Fahrer beeinflussen werden. Wenn man um den Sieg, die Pole oder einen Podestplatz fährt, pusht man mehr. Bislang bin ich sehr zufrieden, aber es stehen noch sieben Rennen aus, in denen wir hoffentlich wieder bessere Ergebnisse einfahren können. Wenn ich zwischen einem starken Beginn und einem schlechten Abschluss oder einem schwachen Beginn und einem starken Abschluss wählen könnte, würde ich immer ein starkes Saisonende bevorzugen. Schließlich erinnert man sich über den Winter immer an das letzte Rennen. Hoffentlich können wir genau das im Saisonendspurt schaffen. Das wäre wichtig für die Motivation im Team und natürlich auch für die Sponsorenverhandlungen.

Können es Ihre Fahrer schaffen, das Team aus dieser kleinen Krise herauszuholen?
Herve Poncharal: Auf jeden Fall. Es sind die besten Fahrer, die wir haben können, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, weiter mit ihnen zu arbeiten. Aber selbst der beste Fahrer kann alles geben, wenn er außerhalb der Top10 ist, macht ihm das nicht besonders viel Spaß.