Es wirkte beinahe wie eine freundschaftliche Runde, als sich Valentino Rossi, Casey Stoner, Dani Pedrosa, Chris Vermeulen und John Hopkins am Donnerstag in Brünn zur Pressekonferenz einfanden. Bevor es losging nahm sich Rossi erst einmal Zeit, um Hopkins über den Gesundheitszustand des verletzten Beines zu befragen, dann begrüßte er noch herzlich den Rest der Runde, Stoner inklusive. Frieden hätten die Beiden schon eine halbe Stunde nach Laguna Seca geschlossen gehabt, meinte der siebenfache Weltmeister später.

Die Pause hatten alle fünf Anwesenden genutzt, um die Batterien aufzuladen und sich auf den Rest der Saison vorzubereiten. Rossi meinte zwar, er hätte auch Lust gehabt, weiterzufahren, aber die Auszeit sei schon wichtig gewesen, um die Batterien aufzuladen, denn er hat noch viel Arbeit vor sich. "Sieben Rennen sind viel, das ist noch ein langer Weg", sagte er, "wir haben viel Arbeit vor uns, es kommen noch viele verschiedene Strecken und es werden sich noch viele verschiedene Situationen ergeben."

Zunächst steht einmal Brünn auf dem Programm und darauf freut er sich, obwohl es im Vorjahr für ihn dort nicht ideal gelaufen war. Denn 1996 holte er in Tschechien seinen ersten Grand Prix Sieg und er vertraut auch darauf, dass die Bridgestones dort gut laufen. "Wir müssen nur schauen, was der neue Asphalt so macht", erklärte er. Noch wichtiger wird für Rossi allerdings der Test nach dem Wochenende, an dem einige Neuigkeiten an der Maschine probiert werden sollen, von denen er hofft, dass sie das Yamaha-Paket näher an das Ducati-Paket bringen.

Die Abstimmung muss schneller kommen, Foto: Fiat Yamaha
Die Abstimmung muss schneller kommen, Foto: Fiat Yamaha

Das wird vor allem für die Zeit gelten, in der sich das Motorrad abstimmen lässt. Denn Rossi musste betonen, dass das gute Ergebnis von Laguna Seca nur deswegen möglich war, weil es drei Tage mit einigermaßen gutem Wetter gab. In Brünn könnte es wieder etwas gemischte Wetterverhältnisse geben, und genau wegen solchen Bedingungen fände es Rossi wichtig, wenn sich seine Yamaha auch in weniger als vier Sessions abstimmen ließe. "Wir haben aber gutes Potential. Wir müssen gleich morgen mit guter Pace beginnen", sagte er, bevor er noch feststellte, dass er nach zwölf Jahren im Grand Prix Sport nach wie vor Spaß auf der Maschine hat. "Das ist wichtig für mich."

Stoners relative Zeitmessung

Stoner musste dazu sagen, dass er froh wäre, wenn er noch sechs bis acht Jahre im Grand Prix Sport dabei wäre. Nach der Pause, in der er alles Nötige erledigt haben will, fühlt sich der Weltmeister nach eigenen Angaben nun bereit für die letzten Rennen der Saison. "Für Valentino könnten die letzten Rennen noch lange werden, für uns dafür sehr kurz", sagte der Australier, der 25 Punkte hinter Rossi liegt.

Zu seinen Aussagen direkt nach dem Rennen in Laguna Seca, für die er durchaus Kritik bekam, konnte er nur beteuern, dass man manchmal eben so reagiere wie man reagiere. "Vale hat in der Vergangenheit Kommentare über Toni Elias gemacht, denen ich zugestimmt habe. Vielleicht haben wir überreagiert. Ich war gestürzt und hatte nicht so viel Freude damit. Es wäre nun natürlich gut, wenn wir hier zurückschlagen." Trotz seines zuletzt starken Pakets erkannte er allerdings ein Problem: beinahe alle Fahrer mögen Brünn und fühlen sich wohl, deswegen glaubte er, dass es schwer werden dürfte, einen großen Vorteil gegenüber dem Rest des Feldes zu gewinnen. "Auch das Wetter könnte seine Finger im Spiel haben. Wir müssen einfach so gut arbeiten wie es geht."

Pedrosas schwere Aufholarbeit

Noch etwas besser will Dani Pedrosa arbeiten, denn nach seinem Sturz auf dem Sachsenring und dem verletzungsbedingt verpassten Rennen in Laguna Seca hat er einiges aufzuholen. Er hat die Sommerpause zuerst zum Ruhen und dann zum Rehabilitieren genutzt, was das gebracht hat, wusste er aber noch nicht. "Ich werde erst morgen sehen, wie es geht. Es sollte besser sein, hoffentlich auch gut genug." Denn Pedrosa kennt das Dilemma, dass sich die Schmerzen erst so richtig bemerkbar machen, wenn man auf der Maschine zu pushen versucht. Aber ob fit oder nicht ganz so fit, Pedrosa ist klar, dass es schwer werden wird, in der WM wieder aufzuholen. "Der Level in der Weltmeisterschaft ist nun sehr hoch. Wir müssen unser Paket verbessern, damit wir überall stark sind", erklärte der Spanier.

Chris Vermeulen wäre gerade gut am Feiern gewesen, Foto: Rizla Suzuki
Chris Vermeulen wäre gerade gut am Feiern gewesen, Foto: Rizla Suzuki

Ein Blick auf die Geschehnisse vor der Pause vermittelte Chris Vermeulen, dass er sich aktuell überall zuversichtlich fühlt. Den Schwung der zwei Podestplätze von Deutschland und den USA hätte er gerne fortgesetzt, doch auch ihm war die Ruhezeit nicht unrecht. In Brünn rechnet sich der Suzuki-Pilot trotz der Unterbrechung wieder einiges aus. Denn im vergangenen Jahr war er in Tschechien Fünfter, wobei er im Qualifying seine Probleme hatte, im Rennen dafür schnell war.

Und auch die Zukunft ist Thema für Vermeulen, denn auf der einen Seite bekommt er am Montag einige neue Teile zum Testen - von einer ganz neuen Maschine wollte er nicht sprechen. "Wir sind schon gespannt, was die Teile bringen, wir freuen uns drauf. Ob es damit besser oder schlechter wird, werden wir sehen." Auf der anderen Seite steht Vermeulens eigene Zukunft noch nicht fest, wobei er selbst mit seinen Aussagen zurückhaltend blieb. "Ich fahre momentan für Suzuki. Das genieße ich und ich will auf das Podest kommen. Bald wird es etwas Neues geben."

Hopkins blickt auf 2009

Blieb noch John Hopkins, der 2009 weiter bei Kawasaki unterwegs sein wird und dann das Frustjahr 2008 vergessen will. Der Amerikaner meinte sogar, dass es das schlimmste Jahr seiner Karriere war. "Danke an das Team und die Fans, die zu mir gehalten haben. Bislang war das die härteste Saison und das will ich jetzt umkehren." Besonders gespannt war er darauf, wie sich die Kawasaki seit seinem letzten Einsatz anfühlt, denn er meinte, dass sie an Kraft zugelegt habe. Er selbst muss noch etwas zulegen, denn sein Knie schmerzt nach wie vor, was auch an einem etwas ungemütlich wirkenden Gang erkennbar war.

Hopkins' Ziele für die restliche Saison sind aufgrund der bisherigen Schwierigkeiten nicht allzu hoch gesteckt. "Wir müssen einfach die Maschine für 2009 verbessern. Die Weltmeisterschaft ist nicht mehr wichtig", erklärte er und nannte ein Podest vor Jahresende als wichtigstes zählbares Ziel. Abgesehen davon wollte er sich nur auf das kommende Jahr konzentrieren. Dafür hat er auch schon einen recht einfachen Plan parat. Die Saison sollte schon einmal fit losgehen und nicht mit einem erst kürzlich gerissenen Abduktoren-Muskel.