Er ist einer der Männer der Stunde: Danilo Petrucci. Der Italiener in Diensten des Pramac-Ducati-Teams glänzte nach zwei bravourösen Wochenende in Mugello und Barcelona auch bei der Dutch TT in Assen. Beim Rennen in den Niederlanden musste sich Petrucci nur ganz knapp Valentino Rossi geschlagen geben. Der Sieg wäre drin gewesen, doch auf den letzten Kilometern hatte Petrucci sehr zu seinem Leidwesen Probleme mit dem Verkehr.

"In der letzten Runde bin ich in Kurve sechs auf den überrundeten Alex Rins aufgelaufen. Beim Überholvorgang wären wir fast gecrasht. Dabei habe ich den Anschluss zu Valentino verloren, aber am Ende war es nochmal ganz eng", trauert Petrucci auf der Pressekonferenz der verpassten Siegchance hinterher. Unmittelbar nach dem Rennen, beim Interview im Parc fermé klang Petrucci noch etwas verärgerter: "Dann sind wir in der letzten Runde auf Barbera und Rins aufgefahren. Es gab keine Blauen Flaggen für sie. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte ich gewinnen können!"

Nach dem Rennen entschuldigte sich Petruccis "Unfallgegner" Rins mit folgenden Worten: "Die letzte Runde tut mir leid. Ich habe die Blauen Flaggen nicht gesehen und habe Petrucci behindert. Daher entschuldige ich mich bei ihm." Eine unglückliche Situation für beide: Rins rutschte durch das kompromisslose Manöver Petruccis ins Kiesbett, der Pramac-Ducati-Pilot verlor wertvolle Zehntel.

Manöver gegen Rossi immer wieder zu riskant für Petrucci

Petruccis Frust ist allerdings durchaus verständlich, konnte er doch mit der Ducati GP17 über das gesamte Rennen in Assen in der Spitzengruppe mithalten. In der ersten Rennhälfte hielt sich Petrucci zunächst auf Platz vier liegend zurück und arbeitete sich anschließend Schritt für Schritt nach vorne auf die zweite Position hinter Rossi. Fünf Runden vor Schluss, als schon die ersten Regentropfen einsetzten, führte er den Grand Prix gar kurzzeitig an.

Doch das Überholmanöver gegen Rossi zu setzen, war unter diesen Bedingungen ein schwieriges Unterfangen für Petrucci. "Ich habe es oft versucht, aber es war immer etwas zu riskant. Mir ist aber aufgefallen, dass ich beim Herausbeschleunigen aus Kurve 12 etwas besser bin und so habe ich ihn auch überholt. Aber Valentino konnte wieder kontern."

Davon fahren konnte Rossi Petrucci jedoch nicht. Der Pramac-Ducati-Pilot hing wie eine Klette am Heck des Doktors. Allerdings war Petrucci weiterhin klar, dass er unter diesen delikaten Bedingungen nicht zu viel riskieren durfte: "In dem Moment hat es geregnet und man weiß nicht, wie nass die Strecke ist. Vielleicht kann ich ihn schnappen, aber wenn man Erster und Zweiter ist, dann ist ein Crash nicht schön. Ich musste also sehr ruhig zu Werke gehen."

Petruccis letzte Hoffnung: Die letzte Schikane von Assen

Nach dem Überrundungstrouble bot sich Petrucci allerdings nur noch eine letzte Chance: Beim Herausbeschleunigen aus der letzten Schikane. Dies war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Petruccis Gegner Rossi war jedoch klar: "Ich denke, mit dem MotoGP-Bike ist es hier unmöglich, beim Herausbeschleunigen aus der letzten Schikane zu überholen."

So blieb Petrucci "nur" der zweite Platz, der dennoch gemeinsam mit Silverstone 2015 sein bestes Resultat in der MotoGP darstellt. Unterm Strich freut sich Petrux daher auch über den zweiten Platz: "Ich bin happy, für mich ist das ein großartiges Resultat." Trotzdem kann es für Petrucci auch noch eine Stufe weiter nach oben gehen auf dem Siegertreppchen. Dann sollte der Überrundungsverkehr jedoch ihm in die Karten spielen.