Zu Beginn der Dutch TT lief alles für Pole-Setter Johann Zarco: Nach einem guten Start lag er lange in Führung und konnte sich in der Spitzengruppe vor Marquez, Rossi und Petrucci halten. Ab Runde zwölf aber lief dann plötzlich alles schief. Zarco kollidierte erst mit Rossi und verlor viel Boden, dann wechselte er als Einziger aus der Führungsgruppe bei leichtem Tröpfeln das Bike und fuhr danach fünf Sekunden pro Runde langsamer, und zu allem Überfluss kassierte er auch noch eine Durchfahrtsstrafe. Statt eines Podiums nahm er so nur magere zwei Punkte und einen vierzehnten Platz aus Assen mit.

Haariges Manöver gegen Rossi

Die ersten zwölf Runden waren für den Rookie eigentlich nach Plan gelaufen. Von der Pole weg führte er das Rennen an, doch dann stürmte Rossi von hinten heran und bremste sich vorbei. Also Zarco kontern wollte, kollidierte er heftig mit Rossi und verlor noch zwei Plätze. Er erklärt: "Als er mich überholte, ging er zwei Mal etwas weit. Das bedeutete, dass er es auch nicht so leicht hatte. Ich wollte wieder die Führung übernehmen und die Pace hoch halten. Als er etwas weit ging, versuchte ich innen durchzufahren, aber er war auch ziemlich schnell. Also haben wir uns berührt." Die Schuld für die Kollision sucht Zarco jedenfalls nicht bei sich. "Ich war in der Kurve schneller als er", beteuert Zarco, "und versuchte, meine Kurvengeschwindigkeit innen hoch zu halten, aber seine Kurvengeschwindigkeit war ziemlich gut. Also waren wir beide auf der rechten Seite. Ich war rechts von ihm, mit meinem Kopf ganz rechts. Ich konnte ihn nicht sehen und traf einfach eine Entscheidung und wartete, ob wir uns touchieren oder nicht."

Doch trotz des ruppigen Manövers ist sich Zarco nicht sicher, ob er auf trockener Strecke bis zum Schluss um den Sieg hätte kämpfen können: "Ich glaube nicht. Vielleicht ein Podium, aber es hat eben geregnet. Wenn es nicht geregnet hätte, hätte ich wohl ums Podium kämpfen können. Aber einen Sieg? Dazu hatte ich an zwei Stellen auf der Strecke zu große Schwierigkeiten." Selbst auf trockener Strecke hatte Zarco nämlich Probleme mit den schnellen Richtungswechseln in Assen, wie er angibt.

Bikewechsel falsche Strategie

Endgültig aber warf der Franzose jegliche Podiumschancen in Runde 19 weg. Es begann zu nieseln und die Streckenposten schwenkten weiße Flaggen, das Signal, dass nach Flag-to-Flag-Regeln ein Bikewechsel erlaubt wird. Zarco kam sofort an die Box und wechselte auf sein Ersatzbike mit Regenreifen, doch sein Poker ging nicht auf. Das Nieseln wurde schwächer, und auf Regenreifen war er fünf Sekunden pro Runde langsamer als die Konkurrenten, die auf Slicks blieben. Dennoch findet Zarco seine Entscheidung richtig: "Als es zu regnen begann, hatte ich auf den Slicks wirklich Angst", so Zarco. "Wir waren im Trockenen schon am Limit. Also kann man sich ja vorstellen, wie es im Nassen war. Ich hätte stürzen können. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen und beschloss, an die Box zu kommen, als die weißen Flaggen kamen." Immerhin hätte der Poker auch aufgehen können, wie der Tech3-Fahrer meint: "Wenn es mehr geregnet hätte, hätte ich ein Gott werden können. Aber so wurde ich vom Helden zur Nullnummer, aber das gehört eben zum Spiel." Beonders bitter für Zarco: Er fuhr beim Bikewechsel in der Boxengasse zu schnell und kassierte auch noch eine Durchfahrtsstrafe, die ihn weitere Positionen kostete.

Für Sieger Rossi hatte Zarco nach dem Rennen nur positive Worte übrig: "Seine Wahl war es, draußen zu bleiben, und Rossi hat gewonnen. Für mich ist er ein großes Risiko eingegangen. Deshalb verdient er den Sieg." Und obwohl er am Ende mit Platz 14 und 1:35 Minuten Rückstand nicht zufrieden sein konnte, sieht Zarco auch positive Aspekte an seinem Rennen: "Ich konnte lange vorne bleiben und führte länger als sonst nach diesem guten Start. Ich bin wirklich glücklich. Es war ein positives Rennen." Immerhin: Gleichzeitig mit Zarco war auch Jorge Lorenzo an die Box gekommen, doch im Gegensatz zum Ex-Weltmeister wurde der Rookie nicht überrundet.