Der Glutofen Barcelona ist überstanden, jetzt geht es für die MotoGP weiter in das wesentlich kühlere Assen. Motorsport-Magazin.com hat euch die Brennpunkte vor dem anstehenden Niederlande-GP auf dem TT Circuit zusammengefasst:

Baut Andrea Dovizioso seine Siegesserie weiter aus?

Andrea Dovizioso ist der Mann der Stunde. Beim Ducati-Piloten ist der Knoten endgültig geplatzt, die letzten beiden Rennen in Mugello und Barcelona konnte Dovizioso für sich entscheiden. Damit ist der Italiener in der WM erster Verfolger von Leader Maverick Vinales. Doviziosos bisherige Bilanz in Assen ist zudem nicht viel schlechter als in Mugello. Wie schon in Italien, fuhr Dovizioso auch in Holland bis zum letzten Jahr drei Mal auf das Podium.

Andrea Dovizioso ist in bestechender Form, Foto: Ducati
Andrea Dovizioso ist in bestechender Form, Foto: Ducati

Doch das Wetter wird am Renntag ganz anders sein als noch in Italien und Katalonien. Für den Sonntag werden bewölkter Himmel und 18 Grad Außentemperatur. Kein Vergleich also im Vergleich zu den 25 Grad Luft- und 42 Grad Streckentemperatur in Mugello, ganz zu schweigen von den Werten aus Barcelona (33 Grad Luft, 54 Grad Strecke). Wie Dovizioso und die Ducati damit klar kommen, ist das große Fragezeichen.

Kann Yamaha die Schmach von Barcelona vergessen machen?

Die Chancen darauf stehen hervorragend. Dafür sprechen drei Gründe: Valentino Rossi und Maverick Vinales sind hochmotiviert, das Debakel in Katalonien schnellst möglich wieder gerade zu biegen. Besonders der Spanier war in Barcelona nicht wieder zu erkennen, haderte immer und überall. Immer wieder fiel in seinen Presserunden der Satz "Ich kann es einfach nicht verstehen" als Ausdruck der Hilflosigkeit.

Zeitreise: 500 GP-Siege Yamaha (01:48 Min.)

Doch noch zwei weitere Hoffnungsschimmer für Yamaha gibt es: Beim Barcelona-Test wurden neue Chassis-Teile ausprobiert, die für Zuversicht im Lager der Japaner sorgten. Denn damit gewann Yamaha wieder einen Teil ihrer Stärke in den Kurven zurück. Nicht zuletzt spielt auch das Wetter Rossi und Vinales in die Karten. In den Hitzeschlachten von Jerez und Barcelona war man im Nirgendwo, während man die kühleren Rennen in Le Mans und Argentinien dominierte.

Gehen die Sturz-Festspiele des Marc Marquez in Assen weiter?

Marc Marquez war in seinen ersten MotoGP-Jahren dafür bekannt, in den Trainings in schöner Regelmäßigkeit den Boden zu küssen, aber in den Rennen irgendwie durchzukommen. Barcelona war daher eine Art extremer Rückfall in alte Tugenden für den dreifachen MotoGP-Champion. Daher bestehen auch bei seinen Konkurrenten Zweifel, ob Marquez nach der Saison 2015 wirklich so gereift ist, wie es nach außen hin scheint.

"Jeder hätte gedacht, dass er es im letzten Jahr kapiert hätte. Aber es ist jetzt nicht das Gleiche, wie wenn du die WM mit großem Vorsprung anführst", so Jorge Lorenzo. Marquez muss in Assen zeigen, dass die sieben Stürze in Barcelona nur ein Ausrutscher waren.

Was kann man MotoGP-Rookie Jonas Folger zutrauen?

Jonas Folger hat in seiner Debüt-Saison bisher einen Top-Eindruck hinterlassen. Der Deutsche ist der einzige Fahrer, der bisher in jedem Rennen gepunktet hat. Allerdings konnte er auch in Barcelona nicht vor Rookie-Teamkollege Johann Zarco landen. Der zweifache Moto2-Champion stellte Folger bisher in den Schatten, und das, obwohl man auch Folger ein fabelhaftes Debüt bescheinigen muss. Folger ist jedoch zuversichtlich, in Assen ähnlich gut abzuschneiden wie in Barcelona: "Die Strecke passt zur Yamaha, sie ist schnell und flüssig."

Spielen die Reifen auch in Assen die Schlüsselrolle?

Bei der Hitze in Barcelona musste besonders auf die Reifen aufgepasst werden, Foto: HRC
Bei der Hitze in Barcelona musste besonders auf die Reifen aufgepasst werden, Foto: HRC

Davon ist nicht auszugehen. Dafür müssten auch in den Niederlanden wieder extreme Wetterbedingungen herrschen, wie etwa in Barcelona oder auch in Malaysia. Vor allem bei Hitzeschlachten wie in Barcelona sind die Temperaturen derart hoch, dass die Fahrer mit ihrem Reifenmaterial haushalten müssen und nicht über die volle Renndistanz pushen können.

Andrea Dovizioso war nach dem Barcelona-GP erstaunt: "Ich konnte den Sieg nach Hause gefahren, ohne wirklich zu pushen. Das ist mir auch noch nie passiert." Für den Sonntag in Assen werden allerdings nur kühle 18 Grad vorhergesagt, auf die Haltbarkeit der Reifen sollte es also nicht ankommen.