Der Circuit de Barcelona-Catalunya geriet in diesem Jahr ins Kreuzfeuer der Kritik. Schlechter Streckenzustand und notdürftige Sicherheitslösungen sorgten für Unmut seitens der Fahrer. "Das ist die einzige Strecke im Kalender, die überhaupt nicht auf Forderungen der Safety Commission oder der MotoGP-Organisatoren reagiert. Irgendwann muss man ihnen einfach ein Ultimatum stellen, jetzt ist es so weit. Es gibt genug Strecken, die die MotoGP haben wollen. Wir müssen hier nicht herkommen", ärgerte sich KTM-Pilot Bradley Smith.

Smith stand mit seiner Kritik nicht allein da, auch weitere MotoGP-Piloten forderten in Barcelona hinter vorgehaltener Hand eine Abkehr. Das rief die Chefriege des Circuit de Barcelona-Catalunya auf den Plan. Gegenüber der spanischen Marca verteidigt sich Vicenc Aguilera, der Präsident der katalanischen Rennstrecke: "Wir haben einen Grand Prix 2018. Die Zweifel kränken uns." Dabei sind die Zweifel aus Sicht der Fahrer durchaus verständlich.

Barcelona-Chef: Keiner hat seine Sache gut gemacht

Die neue Schikane, die für 2017 gebaut wurde, stellte sich als suboptimale Lösung heraus, und der holprige Asphalt tat in Kombination mit den heißen Streckentemperaturen sein Übriges. "Für mich ist es gefährlicher, denn letztes Jahr war zwar die Mauer auf der rechten Seite näher, aber bei einem Sturz lag der Fahrer nicht mitten auf der Strecke", kritisierte Maverick Vinales am ersten Trainingstag. Nachdem sich auch andere Fahrer gegen die neue Schikane aussprachen, folgte als Notlösung der Wechsel zur Formel-1-Schikane.

An der Generalkritik änderte das jedoch nichts. Als Alleinschuldiger will man aber auch nicht da stehen. "Da waren vier Parteien involviert: Die Fahrer, die Dorna, die FIM und die Strecke", so Aguilera. "Wir alle haben Entscheidungen getroffen und Veränderungen herbeigeführt. Letztes Jahr haben wir das Layout geändert. Wir haben die neue Schikane gebaut und sind dann wieder zurückgegangen. Die Strecke war brillant. Das war ein gemeinsamer Fehler, keiner hat seine Sache gut gemacht."

MotoGP-Kalender ohne Barcelona?

Dennoch: Nach der teils deftigen Kritik seitens der MotoGP-Fahrer ist Barcelona plötzlich ein Wackelkandidat im MotoGP-Kalender. Die katalanische Strecke könnte für einen neuen Austragungsort geopfert werden. Mit Thailand hat man bereits einen Vertrag für das kommende Jahr geschlossen, auch Finnland steht in den Startlöchern. Auch Indonesien, Ungarn, Mexiko und Belgien haben in jüngerer Vergangenheit Ansprüche angemeldet.

In Barcelona bleibt man aber ruhig. "Wir haben einen Vertrag bis 2021 und sind gewillt, diesen auch zu erfüllen. Wir wollen die MotoGP aber nicht nur bis 2021 behalten, sondern mindestens bis 2033", bezieht Aguilera klar Stellung. Doch dafür sollten die katalanischen Organisatoren endlich besser auf die Wünsche der Fahrer eingehen. Dann wird die Kritik an der Rennstrecke auch sehr bald der Vergangenheit angehören.

Thailand steht in den Startlöchern, Foto: Kawasaki
Thailand steht in den Startlöchern, Foto: Kawasaki

Vorhandener Vertrag mit der MotoGP für 2018

DatumGrand PrixStreckeVertrag bis
KatarLosail2026
ArgentinienTermas de Rio Hondo2019
AmerikaAustin2022
SpanienJerezunbekannt
FrankreichLe Mans2021
NiederlandeAssen2026
DeutschlandSachsenring2021
TschechienBrünn2020
ÖsterreichRed Bull Ringunbekannt
GroßbritannienSilverstone2018
San MarinoMisano2020
AragonMotorland Aragon2021
JapanMotegi2018
AustralienPhillip Island2026
MalaysiaSepang2021
ValenciaValencia2021
ThailandBuriram2020

Potenzielle Interessenten

Grand PrixStrecke
FinnlandKymiRing
IndonesienPalembang
UngarnHungaroring
MexikoAutodromo Hermanos Rodriguez