Die Installation der neuen Schikane für die MotoGP hätte man sich am Circuit de Catalunya ersparen können. Nach dem tragischen Tod von Luis Salom im Vorjahr fuhr man das restliche Wochenende 2016 ja am Formel-1-Layout, für diese Saison baute man eine der F1-Variante ähnliche Schikane rund 50 Meter zuvor ein. Doch diese sorgte unter den MotoGP-Piloten für großen Unmut. Sowohl der Verlauf der Schikane als auch die Umsetzung der Arbeiten wurden durchwegs als mangelhaft beurteilt.

Beim traditionellen Meeting der Safety Commission am Freitagabend stimmten die Fahrer daher für eine Rückkehr zur Formel-1-Variante, die deutlich flüssiger als die MotoGP-Schikane ausfällt und auch ohne Übergänge zwischen unterschiedlichen Streckenbelägen auskommt. Für 2018 fordern die Piloten eine Rückkehr zur Originalvariante. Die Mauer in der Kurve 13, die Salom zum Verhängnis wurde, soll aber weiter nach außen versetzt werden. Sonst werden die MotoGP-Fahrer 2018 nicht in Barcelona starten, stellten sie klar.

Luis Saloms Unfallkurve soll umgebaut werden, Foto: Milagro
Luis Saloms Unfallkurve soll umgebaut werden, Foto: Milagro

Praktisch das gesamte Feld war für die Rückkehr zur Formel-1-Schikane. "Die Formel-1-Variante ist zwar schlechter als unsere Originalstrecke, aber deutlich besser als das was wir am Freitag gefahren sind", findet Valentino Rossi. "Die neue Schikane wird der MotoGP nicht gerecht. Das ist keine Strecke, nur ein Stück Asphalt das man zwischen zwei Streckenteile reingebaut hat. Die Formel-1-Variante ist viel natürlich und hat einen durchgehenden Belag."

Vielschichtige Kritik der MotoGP-Piloten

Nicht nur der mangelnde Fluss der neuen Schikane und die vielen Übergänge im Asphalt störten die Piloten, sondern auch die Tatsache, dass durch den Streckenverlauf die Motorräder bei einem Sturz zur Anfahrt der Schikane mitten in der Strecke liegen blieben. Das passierte bereits mehrmals bei den Testfahrten in Barcelona und auch in den Freitagstrainings. "Das ist absolut nicht sicher", stellte Andrea Dovizioso fest, der auf dieses Problem bereits beim Meeting der Safety Commission vor einer Woche in Mugello aufmerksam gemacht hatte. "Wenn man da stürzt, überrollen einen die anderen Fahrer einfach. Es ist fast unmöglich, eine Kollision zu vermeiden", befand auch sein Ducati-Teamkollege Jorge Lorenzo.

Jack Miller, der am Freitag versehentlich rundenlang die Formel-1-Variante fuhr und somit den direkten Vergleich zwischen beiden Layouts hat, sprach sich ebenfalls für eine Rückkehr aus: "Die MotoGP-Schikane hängt viel mehr nach außen, produziert dadurch auch mehr Stürze. Bei der F1-Version ist zwar die Mauer am Kurveneingang näher, aber dafür ist man auch langsamer. Sie wirkt einfach eher fürs Rennfahren gemacht. Beim neuen Layout hat man eher das Gefühl, dass sie sich gedacht haben 'Ach, das bauen wir da einfach ein und es wird schon funktionieren'. Es funktioniert aber definitiv nicht."

Die Piloten trafen sich mit den Sicherheitsverantwortlichen in der Schikane, Foto: MotoGP
Die Piloten trafen sich mit den Sicherheitsverantwortlichen in der Schikane, Foto: MotoGP

Loris Capirossi, Sicherheitsverantwortlicher der MotoGP, zeigte Verständnis für den Wunsch der Piloten: "Die Fahrer haben sich über das neue Layout beschwert und gemeint, dass die Arbeiten nicht sauber durchgeführt wurden. Deshalb wollten sie die alte Version zurück. Genau deshalb sind wir hier: Um sicherzustellen, dass die Strecke die wir verwenden, so sicher wie möglich ist. Wir haben heute im Training gesehen, dass bei vielen Stürzen die Motorräder auf der Strecke liegen bleiben, was sehr gefährlich ist. Dieses Problem hatten wir am Formel-1-Layout nicht. Was Stürze angeht, ist diese Variante also sicherer."

Kehrt die MotoGP Barcelona den Rücken?

Wie die Streckenverantwortlichen in Barcelona auf die Forderung nach Umbauarbeiten in Kurve 13 reagieren, bleibt abzuwarten. Bereits in den vergangenen Jahren beschwerten sich die Fahrer mehrfach über unterschiedliche Dinge am Circuit de Catalunya, etwa den schlechten Zustand des 2004 aufgetragenen Asphalts. Doch es passierte nichts. "Das ist die einzige Strecke im Kalender, die überhaupt nicht auf Forderungen der Safety Commission oder der MotoGP-Organisatoren reagiert", ärgert sich Bradley Smith. Für ihn ist das Maß nun voll: "Irgendwann muss man ihnen einfach ein Ultimatum stellen, jetzt ist es so weit. Es gibt genug Strecken, die die MotoGP haben wollen. Wir müssen hier nicht herkommen."