Barcelona gilt gemeinhin als eines der Lieblingsrennen des MotoGP-Paddocks. Nicht nur die Metropole am Mittelmeer und das meist tolle Wetter sorgen dafür, auch die Strecke gehört zu den Lieblingen der Fahrer. Zumindest war das in den letzten Jahren so, in dieser Saison scheint sich das geändert zu haben. Im Vorfeld des Grand Prix von Katalonien verliert kaum einer der 23 Piloten ein gutes Wort über den Circuit de Catalunya, stattdessen gibt es Kritik an unterschiedlichsten Aspekten der Strecke. Das sind die drei Hauptprobleme der Fahrer:

Das Layout

Nach dem tragischen Tod von Luis Salom im Vorjahr wurden am Circuit de Catalunya Umbauarbeiten vorgenommen. Wie schon am Samstag und Sonntag 2016 wurde die bislang vorletzte Kurve, in der Salom verunglückt war, entschärft indem man hier auf den von der Formel 1 gefahrenen Streckenteil abbiegt. Für diese Saison wurde nun aber eine neue Schikane parallel zu der von der Formel 1 verwendeten angelegt, die etwas flüssiger und daher für Motorräder besser geeignet sein soll.

Wissenswertes über den Katalonien GP (01:12 Min.)

Schon an dieser grundsätzlichen Layout-Änderung gibt es Kritik. Jorge Lorenzo etwa meint, dass eine Vergrößerung der Auslaufzone und die Installation von Kiesbetten ausreichend gewesen wären. Vor allem die Art der durchgeführten Umbauarbeiten ist den Piloten aber ein Dorn im Auge. Sie kommen nun vom alten Asphalt vor der Schikane auf einen neuen Asphalt innerhalb dieses Bereichs und dann wieder zurück auf den alten Bodenbelag. Zwei Belagwechsel in so kurzer Zeit sind für Valentino Rossi alles andere als ideal: "Im Vorjahr war nur vor der Schikane ein Übergang, jetzt ist auch noch danach einer. Das macht es auf jeden Fall schlechter."

Noch viel deutlicher wird Bradley Smith. "Im Vorjahr sind wir vor der Schikane auf die Mauer am rechten Streckenrand zugefahren. Die Änderung ist also gut. Es hätte aber professioneller gemacht werden müssen. Wir haben hier jetzt viele unterschiedliche Bodenbeläge, der Asphalt ist nicht flach und auch die Übergänge sind nicht so, wie sie sein sollten. Da fragt man sich schon, was sie gemacht haben. Ist das hier eine Grand-Prix-Strecke oder was?", ärgert sich der britische KTM-Pilot.

Am Mittwochabend ordneten die Sicherheitsverantwortlichen Franco Uncini und Loris Capirossi nach einer Besichtigung noch selbst kleinere Reparaturen an, so mussten etwa Löcher zwischen den Kerbs und dem Asphalt ausgefüllt werden.

Das Grip-Niveau

2004 bekam der Circuit de Catalunya zuletzt einen neuen Streckenbelag verpasst. Seitdem wurde die Struktur des Asphalts extrem glatt gefahren, das Grip-Niveau ist dementsprechend stark gesunken, was zu viel Wheelspin und Rutschen an den PS-starken MotoGP-Maschinen führt. In Verbindung mit dem veränderten Layout, das zusätzliche harte Brems- und Beschleunigungmanöver brachte, macht das die Strecke nahe Barcelona zu einem echten Reifenkiller.

Dovizioso war nach den Tests schockiert über den Reifenabbau, Foto: Ducati
Dovizioso war nach den Tests schockiert über den Reifenabbau, Foto: Ducati

"Der Reifenverschleiß hier ist unglaublich", verriet Andrea Dovizioso. Er hatte mit Ducati vor wenigen Wochen in Barcelona getestet, auch Repsol Honda und viele weitere Teams waren anwesend. "Es gibt einen sehr starken Abfall in der Performance der Reifen. Es scheint so aus, als würde mit dem neuen Layout vor allem das Hinterrad sehr beansprucht. Das wird ein großes Fragezeichen sein an diesem Wochenende. Es war schon im Test sehr schwierig, wenn wir hier am Sonntag Asphalttemperaturen von 50 Grad haben, wird es noch härter."

Für Marc Marquez waren bei den Testfahrten vor allem die Vorderreifen im kritischen Bereich: "Der Abbau am Hinterrad war für mich kein großes Problem, an der Front hatte ich wesentlich größere Schwierigkeiten."

Die Bodenwellen

In den 13 Jahren seit der letzten Neuasphaltierung wurde der Asphalt am Circuit de Catalunya zwar glatt geschliffen, eben ist er allerdings deswegen nicht. Ganz im Gegenteil. Vor allem durch die unzähligen Runden die die Formel 1 hier seither an Rennwochenenden und bei Testfahrten abspulte, hat der Belag mächtige Wellen bekommen. Diese sind vor allem für die Motorradpiloten extrem unangenehm, da sie zu einem Kontaktverlust des Vorderrads und in weiterer Folge zu Stürzen führen können.

"Die Strecke ist extrem wellig", muss sogar Pol Espargaro, der wenige Kilometer entfernt in Granollers aufgewachsen ist, zugeben. Valentino Rossi fordert die Streckenverantwortlichen daher zum Handeln auf. "Die Jungs, die hier getestet haben, meinten, dass der Belag in einem kritischen Zustand ist, was den Grip und die Wellen angeht. Hoffentlich können wir für die Zukunft etwas unternehmen", wünscht sich der zehnfache Barcelona-Sieger.