Mit Jonas Folger und Johann Zarco hat sich das Tech3 Yamaha-Team gleich zwei Rookies ins Boot geholt. Damit ist zwar für reichlich Spannung und viele Vergleichsmöglichkeiten gesorgt, für die beiden MotoGP-Neulinge macht es die Angelegenheit jedoch schwerer. Kein erfahrener Pilot als Referenzpunkt, der den ein oder anderen Tipp parat hat, wird es für Folger und Zarco schwieriger als für manch anderen Piloten. Ein Schlupfloch gibt es jedoch: Die Vorjahres-Daten von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Das kann Folger sich daraus abschauen:

"Sie sind die wahrscheinlich größte Hilfe für mich", erklärte Folger vor dem Italien-GP in Mugello. "Wenn ich jetzt das erste Mal auf eine Strecke gehe, habe ich niemanden, den ich studieren oder kopieren kann." Teamkollege Zarco ist ebenfalls neu im MotoGP-Geschäft und hat damit keinen Vergleichswert für Folger. "Ich muss also alle Informationen aus den Daten nehmen", so der Deutsche.

Dort kann er aber immerhin nicht nur auf Daten von Bradley Smith und Pol Espargaro aus dem Vorjahr zugreifen, sondern als Yamaha-Pilot auch auf die von Rossi und Lorenzo. "Das mache ich immer, egal, auf welcher Strecke", gibt Folger zu. "Es ist gut, um alles zu verstehen. Manchmal fahren sie aggressiv, manchmal nicht. Es ist immer eine große Hilfe."

Einen besonderen Blick wirft der einzige deutsche MotoGP-Pilot auf die Brems-Daten der beiden MotoGP-Giganten. "Ich schaue vor allem auf die Art des Bremsens, damit beginnt alles", sagt Folger. "Manchmal braucht man einen Kompromiss, manchmal nicht. Wenn ja, wie sieht der aus?" Mit Rossis 17 Jahren und Lorenzos neun Jahren MotoGP-Erfahrung könnte Folger wohl kaum einen besseren Vergleichswert kriegen.

Yamaha-Daten nützlich, aber kein Allheilmittel

Doch wie genau kann es Folger mit den Daten der MotoGP-Größen nehmen? Ein Wundermittel für alle Probleme sind die Daten von Rossi und Lorenzo natürlich nicht. Dinge eins zu eins übernehmen funktioniert in diesem Fall nicht. Auch in Sachen Fahrstil sind die Urgesteine der Königsklasse keine wirkliche Hilfe für Folger. "Ich habe da meinen eigenen Weg", stellt er klar. "Man muss sich immer selbst an die Strecke anpassen, aber man schaut sich ihre Daten an und sieht, dass sie dieselben Dinge probieren, um sich an die Strecke anzupassen."

Sicher für 2018: Auch im kommenden Jahr wird die 94 in der MotoGP zu sehen sein, Foto: gp-photo.de
Sicher für 2018: Auch im kommenden Jahr wird die 94 in der MotoGP zu sehen sein, Foto: gp-photo.de

Letztendlich liegt es aber bei Folger, sich an die Maschine und die neuen Umstände anzupassen. Die Vorjahres-Daten des damaligen Yamaha-Werksduos können zwar grobe Richtungen vorgeben oder Möglichkeiten aufzeigen, umsetzen muss Folger diese Dinge aber alleine. Wie schwer das sein kann, zeigt sich an der höheren Aggressivität, die Rossi und Lorenzo auf der Yamaha gezeigt haben. An diesen Punkt müsste auch Folger gelangen. "Aber das Bike zu verändern ist leichter, als den Kopf zu verändern."

Seine bislang größte Schwäche sieht Folger aber vor allem zu Rennbeginn. "Ich brauche zu lange, um meinen Rhythmus zu finden, von Runde eins zu zehn verlieren wir zu viel Zeit", ist er sich sicher. Dieses Problem wird er in den Daten von Rossi und Lorenzo kaum ausfindig machen können, beide sind in der Regel gute Starter. "Das ist aber etwas, woran ich an mir selbst arbeiten und meine Mentalität verändern muss", weiß Folger. Den ein oder anderen Blick in die Daten der Großen zu werfen, schadet dabei aber auch nicht.