Als Trainings-Weltmeister war Valentino Rossi ohnehin noch nie bekannt. Das gilt insbesondere, wenn der Doktor mit einem körperlichen Handicap zu kämpfen hat, wie etwa seiner derzeitigen Verletzung nach einem Motocross-Sturz. Trotzdem fehlten dem Yamaha-Pilot als 14. in der Endabrechnung nach zwei Freien Trainings in Mugello gerade einmal etwas mehr als sechs Zehntel zur Spitze. Dennoch: die Folgen des Trainingscrashs beeinträchtigen MotoGP-Superstar Rossi noch spürbar.

Ohne Schmerzmittel geht's für Rossi in Mugello (noch) nicht

"Das größte Problem war mein rechter Arm. Vor allem beim Beschleunigen, wenn man das Gas öffnet und mit ganzer Kraft auf dem Lenker bleiben muss, da habe ich starke Schmerzen", gibt Rossi nach den beiden 45-minütigen Trainingssessions am Freitag zu. Beim Doktor schwingt aber auch etwas Verwunderung mit, denn: "Ich habe das ehrlich gesagt nicht erwartet, vielleicht etwas anderes, aber das war eine Überraschung."

Besonders am Vormittag im 1. Freien Training kämpfte Rossi mit den Auswirkungen seines Trainingssturzes, während er am Nachmittag schon besser zurecht kam. Das hatte aber auch einen Grund: "Am Morgen habe ich es ohne Schmerzmittel versucht, aber so waren die Schmerzen zu stark. Am Nachmittag haben wir es daher mit einem leichten Schmerzmittel versucht. Wir hoffen, das reicht." Das reicht Rossi jedenfalls aus, um optimistisch ins weitere Wochenende zu blicken: "Es ist erst der Freitag, vielleicht wird's ja besser."

Eine Besserung der eigenen körperlichen Verfassung ist auch nötig, um im Rennen so gut es geht Schadensbegrenzung zu betreiben. Gerade in dieser Phase der Weltmeisterschaft ist eine optimale Fitness eigentlich der Schlüssel für konstanten Erfolg, stehen doch in den nächsten fünf Wochen vier Rennen an. Rossi merkt aber: "Es bleibt schwierig, mich zu erholen und Longruns zu fahren. Nach fünf oder sechs Runden ist es mir schon echt schwer gefallen."

Setup noch nicht perfekt: Rossi ortet zwei Schwachpunkte

Neben der körperlichen Einschränkungen kämpft Rossi allerdings auch noch mit dem Setup. Seine Yamaha M1 ist noch nicht richtig für den Kurs in Mugello eingestellt. Zwei Schwachpunkte hat Rossi dabei ausgemacht: Die Balance des Motorrads und den Reifen. "Wir müssen an der Balance arbeiten, damit bin ich nicht wirklich zufrieden. Wir müssen etwas versuchen, um sie zu verbessern. Aber auch bei den Reifen gibt es viele Fragenzeichen."

Gerade hinsichtlich des schwarzen Golds hat Rossi eine interessante Beobachtung gemacht: "Unterschiedliche Fahrer und Bikes können unterschiedliche Reifen verwenden, daher wird die Reifenwahl sehr wichtig." Ein Umstand, der schon in Le Mans aufgefallen ist. Dort konnte Johann Zarco mit einer weicheren Mischung als Rossi und Teamkollege Maverick Vinales fahren, trotzdem hielt der Reifen bis zum Rennende. Gelingt Rossi hier der richtige Schachzug, ist im Rennen sogar einiges drin. Körperliches Handicap hin oder her.